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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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wohl warten müssen, bis wir bei Anwar sind.“
    „Falls ich überhaupt so weit komme“, grummelte er, während wir weiter durch die Straßen von Sternheim schlenderten. „Würde mich nicht wundern, wenn Papá mich auf den letzten Metern noch zurück ins Lager schicken würde. Notfalls würde er mich sogar persönlich dort abliefern.“
    Mitfühlend tätschelte ich ihm den Arm. Ein bisschen verstand ich ihn ja. Er wollte unbedingt dabei sein, dieses Gefühl kannte ich nur zu gut.
    Nachdem wir den Wald verlassen hatten, wurde von uns beiden einstimmig beschlossen, dass wir nicht auf die anderen warteten, sondern direkt nach Sternheim gehen würden, damit der Kleine die Stadt ein wenig sehen konnte, falls sein Vater ihn wirklich umgehend zurück nach Hause schickte. Gesagt, getan. Vorher hatten wir uns in dem alten Schuppen mit dem Moob der Lykaner noch einen Lendenschurz für Kovu besorgt – daran hatte er nämlich nicht gedacht –, und waren dann zu Fuß in die Stand gegangen. Außerdem hatten wir beide keine Lust gehabt, stundenlang am Waldrand rumzusitzen, und auf die anderen zu warten. Kovu war sich sicher, dass die anderen schon merken würden, dass wir bereits vorgegangen waren, sie würden es wittern.
    Jetzt liefen wir bereits eine gute halbe Stunde herum, und es war ein Vergnügen Kovu dabei zu beobachten, wie er von einem Ort zum anderen hastete, um auch ja nichts zu verpassen, und dabei große Augen machte. Es war fast so wie bei mir, bei meiner ersten Ankunft in Sternheim, nur dass ich mich mit einem Blick aus dem Moob begnügen musste.
    Die Erste Sonne war bereits am Horizont versunken, und die zweite würde sicher nicht lange auf sich warten lassen. In den Straße herrschte zwar noch reichlich Betrieb, aber die Laternen brannten schon – das waren einfache Masten, in denen Magieadern eingearbeitet waren, und so ein sanftes Licht auf ihre Umwelt abgaben.
    „Viel schlimmer als deinen Papá finde ich Veith“, nahm ich den Gesprächsfaden wieder auf. „Wenn der einen in die Finger bekommt … uhhh, allein bei dem Gedanken schüttelt es mich.“
    In Kovus Augen tanzte mal wieder der Schalk. „Ja, er kann schon ganz schön einschüchternd sein, aber ich verrat dir mal etwas.“ Er winkte mich näher, bis er seinen Mund an mein Ohr bringen könnte. „In Wirklichkeit ist er ganz handzahm“, flüsterte er, als hegte er die Befürchtung, sei Bruder könnte hinter der nächsten Ecke auf uns lauern, ihn hören, und ihn für diese Worte zur Verantwortung ziehen.
    Ich schnaubte nur, und wich einem Minotaurus im Kleid mit Lippenstift aus. Man, das ist ein Anblick, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Den vielen Tüten zu urteilen, war die Dame gerade auf einer exzessiven Shoppingtour. Da sollte man nach Möglichkeit nicht im Weg stehen, wenn man nicht auf die Hörner genommen werden wollte.
    „Nein wirklich“, bekräftigte Kovu seine Aussage, und kam wieder neben mich. Auch er hatte ausweichen müssen, um nicht mitgerissen zu werden. „Veith tut nur immer so abweisend, er muss eben immer alles analysieren.“
    „Ist mir bereits aufgefallen.“ Mich hatte er wie ein Insekt unter dem Mikroskop betrachtet, wie ein ekliges Insekt. Naja, eigentlich tat er das immer noch.
    „Veith, musst du wissen, ist ein Testiculus, deswegen benimmt er sich so. Das hat also nichts mit dir zu tun.“
    Also ich verstand nur Bahnhof. „Was ist ein Testiculus?“
    Kovu sah etwas erschrocken aus, als das Wort meinen Mund verließ, und biss sich auf die Lippen. „Mist.“
    „Was Mist?“
    Er warf mir einen Blick zu, dann sah er sich das Schaufenster des Goldschmieds an, an dem wir gerade vorbeigingen, nur um zum Schluss auf den Boden zu sehen. „Das hätte ich dir eigentlich gar nicht sagen dürfen“, seufzte er dann.
    Aha! Ein Werwolfgeheimnis. „Aber jetzt hast du es schon gesagt, jetzt kannst du es auch erklären.“
    Er runzelte die Stirn, und zum ersten Mal entdeckte ich eine kleine Ähnlichkeit zu seinem großen Bruder. Diese nachdenkliche Falte zwischen den Augen, er hatte sie auch.
    „Ich sag es auch nicht weiter, versprochen.“
    Ein kleiner Zweifel blieb bestehen, und trotzdem öffnet er den Mund. „Wir Lykaner paaren uns fürs Leben“, begann er.
    Okay, mit dieser Richtung hatte ich nun nicht gerechnet.
    „Natürlich haben wir auch Liebschaften, aber nur bis der oder dir Richtige kommen, danach bleiben wir Monogam, und interessieren uns für keinen anderen Wolf mehr.“
    Daran war nichts

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