Jenseits des Spiegels
hinter den Wänden auszumachen.
Falsch,
schrie alles in mir, und ich hatte das gleich beklemmende Gefühl, wie an dem Tag, als ich auf Fangs Dachboden aufgewacht war. Der Laden, er war … nicht richtig, und doch stimmte er. Das ergab keinen Sinn.
Ich hörte das Kovu etwas zu mir sagte, aber ich nahm es nicht wirklich wahr. Wie in Trance bewegte ich mich auf das Geschäft zu, konnte dabei nicht den Blick von dem Ladenschild wenden. Ein inneres Bild überschattete kurz mein Sichtfeld, das gleiche Schild, nur etwas älter, und die Wände waren nicht aus Glas. Nur ganz kurz, dann war es wieder weg.
Was hatte das zu bedeuten? Was war hier los? Dieses Gefühl hatte ich seit mehr als neun Wochen nicht mehr gehabt, also warum jetzt? Und warum hier? Was war an diesem Ort, an diesem Laden so anders, als an all den anderen?
Ohne lange zu fackeln, betrat ich vor Kovu das Geschäft, und wurde von einem Türglöckchen begrüßt. Ich würde das jetzt ein für alle Mal klären, wollte endlich wissen, warum ich schon wieder dieses Gefühl von Vertrautheit an einem Ort hatte, der mir so völlig falsch vorkam.
Kaum dass ich über die Schwelle getreten war, drang mir der Geruch von Tieren und Futter in die Nase, so stark und vertraut, dass ich einen Moment einfach stehen blieb. Konnte es sein, dass ich schon mal hier war? Nichts von der Einrichtung kam mir bekannt vor, selbst die Tiere in den Käfigen waren mir zum Teil völlig fremd – ein lila Frettchen? Ein Hamster mit Säbelzähnen? Doch als ich den Kopf drehte, und den großen Tresen bemerkte, war da wieder dieses Erkennen, genauso wie bei dem Ladenschild.
Aufregung machte sich in mir breit, ich war schon mal hier gewesen, da war ich mir ganz sicher. Ich spürte es einfach. Entschlossen hielt ich auf den Gorgonen hinter dem Tresen zu, der mich und Kovu schon seit unserem Eintreten neugierig beäugt hatte. Er war etwas kleiner als ich, und hatte die Schlangenhaare mit einem Band zurückgebunden, was denen offenbar nicht so wirklich gefiel. Aber ich konnte es verstehen. Wenn der Serpens die Käfige mit den Mäusen sauber machte, und die Schlagen in der Zeit die Ware fraßen, was das wohl nicht gut fürs Geschäft.
Gott, was mir schon wieder für Gedenken durch den Kopf gingen, das war doch jetzt völlig egal!
An Kovus Seite lehnte ich mich halb über den Tresen, und sah sehr eindringlich in verdutze Schlangenaugen. „Kennen Sie mich?“
Der Gorgone blinzelte einen Moment, als müsste er meine Frage erst einmal verarbeiten. „Wie bitte?“
„Ich will wissen, ob Sie mich schon mal gesehen haben. War ich schon mal hier? Wissen Sie wer ich bin?“
„Ähm … nein?“
Ob es sehr unhöflich von mir wäre, ihm einfach mal ein paar zu knallen? „War das eine Frage, oder eine Antwort?“
Hilfesuchend sah der Gorgone zu Kovu, der mich auch leicht verwirrt musterte.
„Talita, alles in Ordnung mit dir?“
„Nein, nein nichts ist in Ordnung. Ich war schon mal hier, ich weiß es, ich erinnere mich.“ Auch wenn mir vieles Fremd vorkam, ein paar Dinge waren vertraut.
„Du warst schon mal hier?“
Leicht verunsichert durch seinen Ton, biss ich mir auf die Lippen. „Ich glaube schon. Das Schild draußen, und der Tresen kommen mir bekannt vor.“
Kovu schaute auf seine Hand, die auf genanntem Tresen lag, dann fixierte er den Verkäufer. „Folgendes, sie“, er zeigte auf mich, „hat vor ein paar Wochen ihr Gedächtnis verloren, kann sich an nichts mehr erinnern, und nun kommt es ihr hier bekannt vor, deswegen möchte sie wissen, ob Sie sie kennen.“
Der Gorgone wirkte zweifelnd, konnte die Geschichte wohl nicht so ganz glauben, schüttelte aber trotzdem den Kopf. „Nein, tut mir leid, aber ich kann mich nicht an das Mädchen erinnern.“
Warum sprach er denn jetzt mit Kovu, und nicht direkt mit
dem Mädchen
, ich stand schließlich direkt vor ihm!
Wahrscheinlich glaubt er, dass ich verrückt bin.
Würde mich jedenfalls nicht wundern.
„Arbeitet vielleicht sonst noch jemand hier, der sie kennen könnte?“, wollte Kovu wissen.
Sehr schlau, daran hätte ich im Moment nicht gedacht.
Wieder ein Kopfschütteln. „Das ist mein Laden, hier arbeite nur ich.“
„Und Sie sind sich sicher, dass Sie sie noch nie gesehen haben?“
Angespannt wartete ich, während der Gorgone einen weiteren prüfenden Blick über mich gleiten ließ, nur um dann zu meinem Bedauern ein weiteres Mal mit dem Kopf zu schütteln. „Tut mir leid, falls ich das Mädchen schon mal gesehen haben
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