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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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ließ. Und dann begann sie ihn richtig zu beschimpfen. Hm, diese Geschichte musste ich mir unbedingt Mal erzählen lassen. Wenn Julica bei ihrer Erwähnung so ausklinkte, dann musste sie witzig sein. Wenigsten für andere, wenn schon nicht für sie.
    Als die Lautstärke der beiden weiter zunahm, brachte Tyge sie mit einem gebrummten „Ruhe“ zum sofortigen schweigen. Für ungefähr fünf Sekunden. Dann ging es mit ordentlichem Schmackes weiter.
    Veith schloss die Augen. „Du wolltest ja beim Rudel schlafen“, wiederholte er leise. Ein heimliches Lächeln zupfte an seinem Mundwinkel, was meinen Puls sofort auf Touren brachte. Na toll. Ob er wohl erkannt hatte, dass ich gestern Abend – heute Morgen? – nicht hatte auf mein Zimmer gewollt? Verdammt, warum war dieser Kerl nur so undurchsichtig? Das konnte echt nerven.
    Eine halbe Stunde etwa blieben wir noch in diesem Nest aus Decken, Lacken und Kissen liegen, dann seufzte Tyge, und gab damit das Zeichen den Tag zu beginnen.
    Pal war in der Zwischenzeit mit einem Teller zurückgekommen, der den Berg Essen darauf kaum fassen konnte. Er lümmelte auf dem Bett, und ließ es sich schmecken.
    Als alle von mir runter waren, konnte ich endlich wieder tief einatmen, und streckte mich, bis die Muskeln in meinem Körper protestierend knackten. Dabei stellte ich freudig fest, dass es meinem Rücken besser ging. Egal was Tyge da gemacht hatte, es hatte geholfen, und ich hoffte, dass es auch anhalten würde, und nicht nur vorrübergehend war. „Das nächste Mal kann einer von euch das Kissen spielen“, beschwerte ich mich, als Tyge gerade ins Bad – Entschuldigung, den Feuchtraum – verschwand.
    „Geht nicht“, sagte Kovu, und versuchte Veith die Kanne mit dem Saft aus der Hand zu klauen. „Der Schwächste schläft in der Mitte, so kann er am besten Geschütz werden.“
    Veith vereitelte Kovus Versuch, indem er sich ganz einfach wegdrehte. Dabei schwappte der Saft über den Rand, und hinterließ eine klebrige Pfütze auf dem Boden, für die sich keiner der beiden verantwortlich zu fühlen schien.
    Ich funkelte Kovu an. „Hast du mich gerade als schwach bezeichnet?“
    Pal gluckste, konnte aber keinen Kommentar ablassen, da er den Mund voll hatte.
    Kovu unterbrach die kleine Rangelei, die zwischen ihm und seinem Bruder ausgebrochen war, und grinste wie ein Lausbub.
    „Pass lieber auf was du sagst“, murrte ich, glaubte aber nicht wirklich, dass er mich auch nur einen Augenblick für voll nahm.
    Sein Grinsen wurde noch breiter. „Warum, zeigst du mir sonst deine Krallen?“
    „Du willst es heute aber unbedingt wissen“, sagte Julica, die regelmäßig in den Genuss seiner Stänkereien kam. Sie saß noch auf dem Bettenlager, und versuchte mit den Händen ihre Haare durchzukämmen – ob ich ihr sagen sollte, dass da drüben eine Bürste war? Neee, das würde sie schon alleine merken.
    Mir war es unter meiner Würde, auf Kovus blöde Anspielung zu reagieren, also ignorierte ich sie einfach, zupfte an meiner Kleidung herum, und wartete darauf, dass ich anstelle von Tyge den Feuchtraum nutzen konnte.
    „Ach komm schon.“ Kovu kam rüber, und hockte sich neben mich. „Du wirst doch jetzt nicht etwa beleidigt sein. Es ist doch nichts Schlimmes schwach zu sein.“
    Was hatte Erion zu mir gesagt? Wer mit Wölfen spielen wollte, sollte ihre Regeln kennen. Davon hatte ich mir in der Zwischenzeit ein Paar angeeignet. Kovus Herausforderung war offensichtlich. Ich hatte jetzt die Wahl zwischen ignorieren, oder sie Sache ein für alle Mal zu klären. Ich stürzte mich auf ihn, überrumpelte ihn damit, und warf ihn auf den Rücken. „Wer ist hier jetzt schwach?“
    Die kurze Überraschung wich seinem Lausbubenlächeln. „Du“, sagte er, warf mich ab, und fiel über mich her.
    Werwolfsspielchen waren hart, und nichts für schwache Nerven. Er drängte sich mit seinem ganzen Körpergewicht auf mich, und nagelte mich damit auf den Boden. Meine Beine klemmte er zwischen seine, aber als er versuchte meine Hände zu fangen, versetzte ich ihm einen harten Schlag gegen die Brust. Ein Kinnhacken folgte gleich darauf. Doch es half nichts. Verfluchte Werwolfskräfte!
    Wie Erion einmal so schön gesagt hatte, das einzige was stärker war als ein Lykaner war ein Drache, oder halt ein anderer Werwolf. Nur schade dass mir dieses Wissen gerade nichts nützte. Ich versuchte Kovu von mir runterzustoßen, doch genauso gut hätte ich versuchen können einen Berg mit bloßen Händen zu bewegen.

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