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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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Dann schaffte er es endlich meine Handgelenke zu erwischen, hielt beide mit einer Hand über meinen Kopf auf den Boden gefangen, und drehte mit der anderen mein Kinn zur Seite. Und dann spürte ich seine Lippen an meiner Kehle, gefolgt von seinen Zähnen. Ich gab einen überraschten Laut von mir.
    Seine Zähne waren nicht schmerzhaft, dennoch deutlich zu spüren. „Gott verdammt, was machst du da?“
    „Er dominiert dich“, erklärte Veith sachlich, als besprächen wir gerade völlig ruhig, ob wir zum Nachtisch lieber Eiskrem oder Apfelkuchen essen wollten – ich wäre ja für Käsekuchen –, und nicht als läge ein Siebzig-Kilo-Wolf auf meiner Brust, und grub seine Zähne in meinen Hals.
    Ich zappelte, Kovus biss wurde fester, und er knurrte leise. „Hey!“, protestierte ich. Das ging nun wirklich zu weit.
    Veith lehnte am Tisch, entspannt, mit einem Becher Saft in der Hand. „Wenn du willst dass er aufhört, musst du seine Dominanz akzeptieren.“
    „Nein, das kannst du nicht machen!“, rief Julica empört. Sie stand irgendwo am anderen Ende des Raums, von wo ich sie von meinem Platz am Boden nicht sehen konnte. „Wenn er gewinnt, wird er unausstehlich werden. Wirf ihn ab!“
    Tja, leichter gesagt als getan.
    „Das schafft sie nicht“, kam der wenig hilfreiche Kommentar von Pal.
    Tyge kam zurück ins Zimmer. Ich hörte genau den Augenblick, als er mich und Kovu auf dem Boden erblickte, weil seine Schritte für einen Moment verstummten. Dem folgte ein gemurmeltes „Welpen“ in sehr abfälligem Ton, bevor er uns einfach links liegen ließ, und sich von seinem ältesten Sohn einen Becher voll Saft geben ließ.
    Ich zappelte herum. Kovu knurrte lauter, drückte mich fester auf den Boden. Sein Biss war nun an der Grenze zu schmerzhaft. Sicher würden da Zahnabdrücke zurückbleiben.
    „Los, wirf ihn ab, zeig was du kannst, Frauenpower!“, feuerte Julica mich an. Dass sie eine Erwachsene war, die fast die dreißig erreicht hatte, würde man kaum glauben, wenn man sie hier hörte. Aber sie hatte Recht, also versuchte ich es, ehrlich, aber diese halbe Portion von einem Werwolf besaß Bärenkräfte. Hätte ich ihm gar nicht zugetraut.
    „Okay, ich gebe auf.“ Mühsam schluckte ich meinen Stolz herunter. „Du hast gewonnen.“
    Kovu zögerte einen Moment, biss leicht nach, und leckte dann über die schmerzende Stelle. Okay, das war igitt, doppel-igitt. Dann richtete er sich auf, und grinste er auf mich hinunter. „Ich hab gewonnen.“
    „Ja ja, freu dir ´nen Kullerkeks, und beiß die Ecken ab.“
    Verwirrung huschte über seine Züge, wie immer wenn ich etwas sagte, was keiner verstand. „Heißt das du stimmst mir zu?“
    „Ja, du bist der Größte, ein absolutes Prachtexemplar, der tollste Hecht im Teich, der beste Hengst im Stall, und jetzt geh von mir runter, bevor ich dir Beine machen muss!“
    Er ließ von mir ab, mit einem dicken fetten Grinsen im Gesicht.
    Pal lachte.
    „Na das hast du ja toll hingekriegt“, schimpfte Julica. „Sich von einem Welpen so fertigmachen zu lassen. Damit wird er nun ununterbrochen angeben. Ich hoffe du bist zufrieden.“
    Das Schlimmste an meiner Niederlage war nicht dass ich mit wehenden Fahnen untergegangen war, sondern dass ich mich hatte von so einer halben Portion fertig machen lassen – wenn auch einer kräftigen halben Portion. Ich kratzte das letzte bisschen Würde zusammen, dessen ich noch habhaft werden konnte, rappelte mich auf die Beine, und stolzierte mit erhobenem Kopf ins Bad.
    Blöde Werwolfsspielchen!
     
    °°°
     
    „Guckt nicht so, ich weiß dass das ein Friseursalon ist, aber genau hier bekommen wir die Hilfe, die wir brauchen.“
    Tyge und Veith sahen zwar zweifelnd aus, behielten ihre Meinung aber für sich. Gute Entscheidung.
    Das in der Zwischenzeit so vertraute Türglöckchen begrüßte mich fröhlich, als ich Djenans Laden betrat. Sofort wandte sich die grüne Catlin zu mir um. Sie war gerade damit beschäftigt den Schweif eines Zentauren zu färben – die Haare auf dem Kopf hatte sie schon fertig. Wäre es das erste Mal, dass ich hier so etwas zu Gesicht bekam, wären mir sicher die Augen aus dem Kopf gefallen, aber mir waren hier schon ganz andere Sachen während meines Unterrichts untergekommen – der Versuch einer Gorgonin die Schlangenhaare zu kürzen, fanden die Schlangen nicht sonderlich witzig.
    „Talita!“, kreischte Catlin freudig, ließ den Zentauren einfach stehen, und fiel mir um den Hals. Diese stürmische Art hatte

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