Jenseits des Spiegels
tippte auf der glatten Fläche herum, und immer wenn er sie berührte, leuchtete das Glas gelb auf. Das war ein magisches Keyboard. Zumindest klang es so.
Als mich jemand an der Hand berührte, zuckte ich zurück, aber es war nur Pal, der mich nachsichtig anlächelte. „Komm, du kannst dich später umsehen.“ Er startete einen neuen Versuch nach meiner Hand zu greifen, und war zufrieden, als ich es ihm erlaubte.
Naara war nicht mehr zu sehen, sie war zwischen den vielen Leuten einfach untergegangen – kein Wunder bei ihrer Größe, oder dessen fehlen.
Vor mir wetzte auf halbstarker Wolf mit einem Stück Fleisch vorbei, der von einer braunhaarigen Frau verfolgt wurde. Sie drohte ihm lautstark, ihm den Hintern zu zerkratzen, wenn sie ihn erwischte.
Ich konnte nur ratlos hinterher sehen. „Ihr seid ganz schön verrückt.“
Pal schmunzelte. „Ach, das ist doch noch gar nichts. Du hättest Julica mal beim Feuerfest sehen müssen.“ Er zog mich zielgenau an den Leuten vorbei, zu einem Baldachin, unter dem die drei Geburtstagskinder saßen.
„Dir ist schon klar, dass ich weder weiß wer Julica ist, noch jemals etwas von Feuerfest gehört habe?“
„Dann werde ich es dir bei Gelegenheit erzählen.“ Er beugte sich zu mir vor, so dass ich seinen warmen Atem an meinem Ohr spüren konnte. „Aber jetzt müssen wir erst mal das hier hinter uns bringen“, flüsterte er so leise, als vertraute er mir ein enorm wichtiges Geheimnis an.
Das war mir dann aber doch zu nahe, und ich machte einen Schritt von ihm weg. Die Hand halten war okay, aber seinen Atem im Nacken spüren ging mal gar nicht. Er tat so als hätte er es nicht bemerkt, und zog mich vor den Baldachin. „Das sind unsere drei Geburtstagskinder. Naara, Febe und Banu“, stellte Pal sie mir vor, und zeigte nacheinander auf die drei Frauen. Sie glichen sich wie ein Ei dem anderen, nur an ihren Frisuren waren sie zu unterscheiden. Naara hatte sie zu vielen, langen Zöpfen geflochten, Febe trug sie lang und offen, und Banu hatte sie zu einen komplizieren Zopf an den Kopf geflochten. Nur vorne waren zwei Strähnen, die mit bunten Holzperlen geschmückt waren.
Unter dem Baldachin war alles mit Kissen und Tüchern ausgepolstert, in denen die Drei es sich bequem machen konnten, und das taten sie auch.
Febe neigte den Kopf auf die gleiche Weise, wie auch Pal es immer tat. „Du bist die Katze.“
„Sie hat auch einen Namen“, sagte Pal sofort.
„Und wie ist der?“, wollte Banu wissen.
„Ähm …“
„Ähm?“ Naara zog die Stirn kraus. „Was ist das den für ein Name?“
„Nein“, sagte ich schnell.
„Was nein?“, fragte Banu.
„Damit meint sie, dass das nicht ihr Name ist“, sagte Febe.
„Aber wie heißt sie denn dann?“ Wieder Banu.
„Das hat sie immer noch nicht gesagt“, kam es wieder von Naara. „Also Mädchen, sag es uns, wir werden auch nicht jünger.“
„Jetzt bedräng das arme Kind doch nicht so“, versuchte Febe mich zu verteidigen. „Du hast doch gehört, dass sie ihre Erinnerung verloren hat.“
„Aber man vergisst doch nicht seinen Namen“, erwiderte Naara im Brustton der Überzeugung, und wandte sich dann wieder mir zu. „Du hast doch nicht auch deinen Namen vergessen, oder?“
„Doch.“
„Hab ich doch gesagt“, triumphierte Febe.
„Du weißt also nicht wie du heißt?“, wollte Banu wissen.
„Doch.“
„Na was denn nun?“, fragte Naara brüsk. „Hast du deinen Namen nun vergessen, oder nicht?“
Hilflos sah ich zu Pal. Dieses Gespräch verwirrte mich, doch er lächelte einfach nur sein halbes Lächeln, und sah zu, wie ich mit dem Problem allein klar kam. „Ähm … ich hab meinen Namen vergessen, aber jetzt weiß ich ihn wieder.“
Banu beugte sich neugierig vor. „Das heißt du kannst dich doch wieder erinnern?“
„Nein“, gab ich zu.
„Aber woher weißt du denn dann deinen Namen?“, wollte Febe wissen.
„Ich hab ihn auf meinem Ausweis gelesen.“
„Ah“, kam es von allen dreien gleichzeitig, und sie nickten verstehen.
„Aber wie du heißt, hast du uns immer noch nicht gesagt“, stellte Naara fest.
„Talita“, sagte ich schnell. Mein Gott, ich hätte nicht gedacht, dass es so kompliziert sein konnte sich vorzustellen.
Banu runzelte die Stirn. „Das ist ein seltsamer Name.“
„Also ich finde ihn schön“, sagte Febe. „Talita, der Klang ist bezaubernd.“
Naara ignorierte ihre Schwestern einfach. „Und weiter?“
„Ähm … was?“ Die Frage verstand ich
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