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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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blieb.
    „Los Pferdchen, ab ins Geschirr mit dir“, sagte Pal im nährkommen zu Veith. Der Knurrte ihn an, ließ dann aber einfach den Schurz fallen, um sich zu verwandeln, so wie ich es schon ein paar Mal gesehen hatte. Da ich aber dieses Mal wusste, was mich erwartete, schaffte ich es noch rechtzeitig mich umzudrehen, obwohl es einem Verbrechen glich, einen solchen Körper den Rücken zu kehren. Ich hörte zwei Mal einen dumpfen Aufprall, mein Zeichen, dass ich mich wieder umdrehen konnte. Veith hatte ich ja schon mal in seiner Tiergestalt gesehen, der große schwarze Wolf mit dem rauchgrauen Bauch und Beinen neben ihm, war mir neu. Da Fang nicht mehr zu sehen war, ging ich davon aus, dass er es war. Zur Rute hin und an der Brust wurde er silbergrau. Eine Farbkombination, die mir echt gut gefiel.
    Pal schlenderte an mir vorbei, und nahm ein paar Lederriemen vom Schlitten, in die er Veith steckte, dann wandte er sich mir zu. „Alle einsteigen, die Kutsche ist vorbereitet.“
    „In das Ding?“ Ich sah es mir etwas näher an. Wie schon von weitern erinnerte mich dieses Gefährt an einen Hundeschlitten, nur das hier die Seiten Ränder hatten, und es leicht oval war. Eine halbe Nussschale. Innen dick gepolstert, eine Decke lag am Fußende, doch gab es weder Kufen noch Räder.
    „Stimmt etwas nicht?“, fragte Fang ungeduldig. „Steig in den Kinderzug, damit wir loskönnen, ich werde auch nicht jünger.“
    „Ich würde lieber laufen, wenn es möglich wäre“, sagte ich vorsichtig. Ich hatte nicht vor mir auf dem Weg durch den Wald sämtliche Knochen zu brechen, wenn ich mit dem Ding umfiel, einen Berg schlitterte, und dabei jeden Baum traf, der meinen Weg kreuzte. Okay, ich gab zu, dass das ein wenig übertrieben war. Trotzdem glaubte ich nicht daran, dass die Fahrt bequem sein würde, auch nicht mit der dicken Polsterung.
    Fang fletschte die Zähne. „Steig in den Kinderzug!“
    Okay, wenn er glaubte, mich mit dieser Drohung dazu zu bewegen schneller einzusteigen, hatte er genau das Gegenteil erreicht. Jetzt hatte ich nicht nur Angst vor dem Zug, sondern auch noch vor ihm, und ging vorsichtshalber einen Schritt auf Abstand.
    „Sachte Papá.“ Pal trat vor mich, wollte mich an der Schulter berühren, ließ es dann aber lieber, als er sah, wie ich mich anspannte. „Komm schon, Talita, steig ein.“
    Okay, Knochenbrechen im Kinderzug, oder einen wütenden Fang, der aussieht, als wolle er mich gleich fressen. Tja, die Entscheidung fiel mir nicht schwer. Mit Knochenbrüchen konnte man leben, in kleinen Stückchen im Magen eines Wolfes nicht. Also kletterte ich in die Nussschale mit Rückenlehne. Sie war groß genug, dass ich mich bequem ausstrecken konnte, und zu den Seiten hin noch massig Platz hatte. Die Polsterung war ungewöhnlich. Sie erinnerte mich an Geleinlagen, wie man sie in Schuhe stecke. Sie sprang immer wieder in ihre ursprüngliche Form zurück.
    Während ich noch versuchsweise einen Finger hineindrückte, gab es einen Ruck, und plötzlich schwebte ich über dem Boden. Ich stieß einen Schreckenslaut aus, und klammerte mich an die Seitenränder.
    „Ruhig Blut, Veith hat das schon öfter gemacht.“
    Das war gut zu wissen, aber das war es gar nicht. Ich schwebte. Diese verdammte Nussschale schwebte mit mir darin gut eine Handbreit über dem Boden in der Luft! „Aber wie … das … warum …“ Ich bekam einfach keine vernünftige Frage formuliert, von einem klaren Gedanken mal ganz abgesehen. Ich bekam nicht mal mit, wie Pal sich verwandelte. Ich war einfach nur … naja, geschockt war wohl nicht der richtige Ausdruck. Eher sprachlos, weil ich mir darauf keinen Reim machen konnte.
    Pal trappte an meine Seite. „Sowas hast du wohl auch noch nie gesehen.“
    Ich klappte den Mund zu, und schüttelte den Kopf, dass die kurzen, weißblonden Haare nur so flogen.
    „Keine Sorge. Bleib einfach ganz entspannt. Der Kinderzug ist völlig sicher.“
    „Warum nennt ihr das Ding so?“ Na bitte, ich hatte es geschafft eine vernünftige Frage über die Lippen zu bringen.
    „Weil wir damit normalerweise unsere Kinder ziehen, wenn wir längere Strecken vor uns haben. Ein Moob im Wald funktioniert einfach nicht. Zu groß.“
    Ich musste einfach Fragen. „Ein Moob?“
    „Los jetzt“, befahl Fang. Domina rollte sich auf den Bauch, gähnte herzhaft – was ihre strahlend weißen Zähne sehr gut zur Geltung brachte –, und trottete dann zu Fang an die Spitze. Auch Veith setzte sich in Bewegung, hinter den

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