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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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die Stelle, auf der ich eben noch gesessen hatte. Der folgte eine zweite, und eine dritte.
    Die Vorboten der Nacht.
     
    °°°
     
    Ein Blitz zuckte über den Himmel, und tauchte den nachschwarzen Wald für einen Moment in gleißendes Licht. Ich drückte mich näher an die nasse Rinde, obwohl das eigentlich gar nicht möglich war. Mein Herz schlug wie wild, ich zitterte am ganzen Körper, und das lag nicht nur an der Kälte, die von außen bis auf meine Knochen drang. Schon seit Stunden kauerte ich hier in diesem ausgehüllten Baumstumpf, allein und verlassen, und zerging in meiner Angst. Ich wünschte mich weit weg wünschte nicht länger allein zu sein.  
    Donnergrollen, wie das tiefe Knurren eines Wolfes. Wieder ein Blitz, der den flutartigen Regen dort draußen wie tausende kleiner Diamanten für einen kurzen Moment glitzern ließ. Das Wasser sammelte sich um mich in der kleinen Höhle, in der ich nach meinem Sturz Schutz versteckt hatte. Ich saß in der Handbreiten Pfütze, wagte es aber nicht mein Versteck zu verlassen. Da draußen war etwas, und lauerte auf mich. Ich hatte es gespürt, es hatte mich beobachtet, den ganzen Weg durch den Wald, hatte ich es immer wieder gehört, aber nie etwas gesehen.
    Ich schlang die Arme fester um meine Beine, vergrub mein Kopf dazwischen, und hoffte dass dieses Etwas mich nicht finden würde. Es hatte zwei Männer getötet, und ich wollte nicht die nächste sein. Ich war praktisch erst drei Tage alt, und wollte nicht, dass die hier endeten.
    Unter mir sammelte sich immer mehr Regenwasser, flutete die Kuhle, durchweichte mich, aber ich wollte da nicht raus. Warum half mir denn niemand? Wo waren alle? Wo war Pal?
    Draußen knackte etwas. Irgendwo stieß ein Tier einen Schrei aus, und ich wimmerte. Die Angst hatte sich in mir festgesetzt. Ich hatte keine Tränen, nur Angst, so fürchterliche Angst. Warum hatte ich hier landen müssen? Warum passierte mir das? Was hatte ich nur verbrochen, um das zu verdienen?
    Der Regen prasselte unaufhörlich auf die Welt nieder, überspülte alles und jeden, der seinen Weg kreuzte, und schluckte alle Geräusche der Nacht. Nur zwei Wesen waren hier, ich und die Kreatur, die diese Männer zerfleischt hatte.
    Oh Gott, ich wollte so nicht enden. Ich musste doch noch herausfinden wer ich war. Ich konnte jetzt nicht sterben, das würde ich mir nie verzeihen.
    Irgendwo fern im Regen hörte ich eine Stimme. Kam
Es
jetzt um mich zu holen? Ich versuchte mit den Schatten in der kleinen Baumhöhle zu verschmelzen, hielt mein Atem flach, aber allein mein Herzschlag war so laut, dass er in meinen Ohren dröhnte.
Es
musste ihn einfach hören, er war so laut.
    Da draußen war jemand, ich fühlte es, ich war nicht länger allein. Mein Atem beschleunigte sich, ohne dass ich es wollte. Ich kauerte mich noch kleiner zusammen, vergrub den Kopf wiederzwischen den Beinen, und betete darum, dass
Es
mich nicht finden würde.
    Draußen waren Geräusche, so viel deutlicher als der Regen, der unaufhaltsam vom Himmel niederprasselte. Mein Atem wurde hektischer.
Es
war ganz nah,
Es
hatte mich gefunden. Ich wimmerte leise. Ich wusste es war ein Fehler, aber ich konnte es einfach nicht verhindern. Mein ganzer Körper zitterte vor Angst, machte es unmöglich leise zu sein.
    Wieder war da diese Stimme, viel näher dieses Mal, zu nahe. „Talita?“
    Es
hatte mich! Es kam um mich zu holen, weil ich etwas gesehen hatte, was in den Tiefen des Waldes verborgen bleiben sollte.
    „Talita, komm da raus.“
    Nein. Nein, ich konnte da nicht raus. Dort draußen würde es mich finden.
    „Komm raus. Du brauchst keine Angst haben, alles ist in Ordnung.“
    Nein, nichts war in Ordnung.
    „Talita?“
    Nichts würd wieder in Ordnung kommen.
    „Sieh mich an. Ich bin es, Veith. Sie mich an. Talita, hörst du?“
    Das war nicht Veith. Veith sprach niemals so sanft mit mir. Er hasste mich allein für meine Existenz, dafür dass ich in seinem Lager aufgetaucht war, dafür dass ich dort bleiben wollte, weil ich mich dort trotz aller Gefahren wohl fühlte.
    „Wenn du nicht alleine rauskommst, dann hole ich dich.“
    Das klang schon mehr nach ihm. Aber vielleicht war das nur ein Trick. Es gab nur einen Weg, um mir sicher sein zu könne, ich musste nachsehen. Aber ich wollte nicht. Wer wusste schon, was da vor mir stand?
    „Talita, sieh mich an.“
    Ich wusste nicht woher ich die Kraft dazu nahm, doch ich schaffte es irgendwie meinen Kopf aus den Untiefen meiner Arme zu befreien. Alles war in

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