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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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fester an Pal.
    „Schhh“, machte der. „Veith hat nur den anderen Bescheid gesagt, dass wir dich gefunden haben.“ Er strich mir eine nasse Strähne aus dem Gesicht, streichelte kurz über meine Wange.
Rudelprivilegien,
ging es mir durch den Kopf. Er versuchte durch Berührungen zu trösten.
    „Kommt jetzt“, kam es unfreundlich von Veith. „Ich hab keinen Bock mehr mich aufweichen zu lassen.“ Und schon stapfte er los.
    Pal warf ihm einen bösen Blick hinterher, und strich mir dann noch ein letztes Mal über die Wange. „Er hat recht, wir müssen raus aus dem Regen.“
    Das hieß dann wohl so viel, wie, dass wir heute nicht mehr nach Sternheim gehen würden. War heute überhaupt noch heute, oder schon morgen? Ich wusste es nicht.
    „Komm“, sagte er, und führte mich durch den dunklen Wald.
    Meine Augen sondierten die Bäume, lauerten darauf, etwas Verdächtiges zu finden, aber alles blieb ruhig. Ich klammerte mich fester an Pal Arm, damit ich nicht noch mal verloren gehen konnte, verschollen in diesen Untiefen, auf nimmer wiedersehen verschwunden. Kurz glitten meine Gedanken zu der vermissten Isla. Hatte sie vielleicht auch zu viel gesehen?
     
    °°°°°

Tag 4
    Eng an Pal gekuschelt, zitterte ich eng in einer Decke eingewickelt vor dem Lagerfeuer, das dank Veith die kleine Felsenhöhle erwärmte. Wir hatten hier Schutz vor dem sintflutartigem Regen gesucht, und ich war gezwungen worden, meine nassen Klamotten auszuziehen. Okay, das hörte sich jetzt schlimmer an, als es gewesen war. Pal hatte mir die Decke aus dem Kinderzug gegeben – der was-weiß-ich-wie hier gelandet war – und hatte dann mit Veith kurz im Regen vor der Höhle gewartet, bis ich so weit war.
    Nur diese wenigen Meter Trennung hatten mir eine solche scheiß Angst gemacht, dass ich mich nicht nur schnell aus den Klamotten geschält hatte, sondern mich praktisch rausbeamte. Ich hatte die Decke noch nicht fertig um mich geschlungen gehabt, als ich schon lautstark nach ihm rief. Ich wollte nicht mehr allein sein. Die vergangenen Stunden hatten sich so stark in mir festgesetzt, dass allein der Gedanke daran mein Herz schneller schlagen ließ.
    Pal hatte sich sitzend mit dem Rücken an die Wand gelehnt, und zog mich ein wenig fester an sich. Das Zittern wollte einfach nicht aufhören, und ich wusste nicht, ob das an der tiefsitzenden Kälte lag, oder an dem was geschehen war.
    Draußen tobte das Gewitter in der Dunkelheit, doch lange konnte es bis zum Sonnenaufgang nicht mehr sein. Ich war müde und erschöpf, wollte einfach nur schlafen, aber das ging nicht. Sobald ich die Augen schloss war ich zurück bei den toten Männern, sah ihre zerstörten Körper, hörte die Geräusche, das Knurren. Es war egal was Pal sagte, ich war mir sicher, dass dort draußen etwas lauerte. Ich war nicht allein gewesen, das konnte ich mir einfach nicht eingebildet haben. Dafür war es zu real gewesen.
    Sanft fuhren seine Hände über meinen Rücken, immer hoch und runter, und ich fühlte mich unglaublich geborgen. Bei wem hatte ich mir früher diesen Schutz gesucht? Eigentlich war es egal, jetzt war Pal hier, und nur das zählte.
    Veith saß auf der anderen Seite des Feuers, und hatte den Blick in die knisternden Flammen gesenkt. Hinter ihm lag der Zugang zur Höhle, der durch die dunkeln Schlieren des Regens nicht von dort draußen preisgab. Wir waren hier in unserer eigenen kleinen Welt. Zwischen seinen Augen stand wieder diese kleine Falte, so als dachte er angestrengt über etwas nach, dessen Lösung einfach nicht in greifbarer Nähe war. „Wir müssen Prisca von den toten Einzelläufern berichten“, sagte er irgendwann ich die Stille hinein.
    Pal nickte. Ich sah es nicht, spürte nur, wie er sich an meinem Körper bewegte. „Aber das geht erst in Sternheim, wir haben kein Vox dabei.“
    Die Reibung auf meinem Rücken machte mich schläfrig, aber wenn ich nur daran dachte die Augen zu schließen, malte sich meine Phantasie Ungeheuer aus, die in der Dunkelheit auf ich lauerten. Ich wollte nicht schlafen, noch nicht, denn dass ich es irgendwann tun musste, war klar.
    „Sie wird sich wundern, warum wir uns heute nicht mehr gemeldet haben“, überlegte Pal laut.
    Veith gab nur unbestimmtes Brummen von sich, das sowohl „Ja“ als auch „Nein“ bedeuten konnte. Vielleicht war es aber auch „nerv mich nicht“, denn so hätte er wohl bei mir reagiert.
    „Anwar von Sternheim können wir auch gleich informieren“, fügte Pal noch hinzu.
    „Der wird

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