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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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könnte dir besser helfen? Vorausgesetzt deine Geschichte stimmt. Andernfalls …“ Er ließ den Satz offen, und sah mich herausfordernd an.
    Ich öffnete den Mund, um ihm eine scharfe Erwiderung an den Kopf zu werfen, a lá er konnte sich seine Meinung sonst wo hinstecken, aber heraus kam nur ein Wimmern. Hinter ihm, in den Schatten des regenverschleierten Ausgangs hatte ich eine Bewegung wahrgenommen. Da war jemand! Draußen vor der Höhle war jemand, und kam auf uns zu.
Es
hatte uns gefunden! Ich hatte mich also nicht getäuscht, da war noch jemand gewesen!
    Mein Herz begann wie wild in der Brust zu donnern, und mein Atem kam unkontrolliert schnell.
Es
war hier,
Es
hatte mich gefunden, und
Es
würde mich holen!
    „Ganz ruhig“, raunte Pal, als ich noch näher an ihn kroch, nicht fähig auch nur einen Ton über die Lippen zu bringen. Meine Angst war mit einem Schlag zurück, und ich konnte nichts tun, als zu zittern, und mit vor Furcht geweiteten Augen die Bewegung verfolgen, die unaufhaltsam auf uns zu kam. Sahen sie das nicht? Ich bildete mir das doch nicht ein!
    „Das sind nur …“ begann Veith.
    Mit einem kreischen unterbrach ich ihn. Da waren glühende Augen. Ich wollte aufspringen, wollte mich verstecken, aber Pal hielt mich fest.
    „Hey, keine Angst, dass sind nur … uff.“
    Ich hatte ihn mit dem Elenbogen im Magen erwischt, konnte mich so endlich frei machen, und fuhr in die Höhe.
    „Talita“, versuchte er mich zu beruhigen, und griff nach mir, aber ich wollte nicht. Wie konnten die nur so ruhig sein, wenn wir kurz davor standen, den Friedhof im Wald zu ergänzen. Ich versteckte mich halb hinter Pal, sah mit großen, ängstlichen Augen, wie aus dem einen Schemen zwei wurden, und dann zwei klitschnasse Tiere die Höhle betraten. Ein Wolf und eine Löwin.
    „Alles ist in Ordnung“, redete Pal auf  mich ein, während ich meine Finger in seinen Arm bohrte.
    Mein Hirn brauchte ein paar Sekunden, um das zu verarbeiten, was er da sah. Zwei Tiere, ich kannte sie, ich hatte sie gesehen, sie gehörten zu uns.
    „Das sind nur Fang und Domina, du brauchst keine Angst haben.“
    Fang und Domina. Sie gehörten zum Rudel. Das waren keine Ungeheuer, sie wollten mir nichts tun – zumindest nicht im Moment, hoffte ich.
    „Hast du gehört, was ich gesagt habe?“
    Ich nickte ganz leicht, zu mehr war ich einfach nicht fähig.
    Domina schüttelte ihr Fell aus, machte Veith damit ganz nass, und bekam dafür einen bösen Blick. „Ich hasse Wasser, viel zu nass, und …“
    „Was ist denn hier los?“, fragte Fang, den Blick auf mich gerichtet. Das ließ mich gleich noch tiefer hinter Pal in Deckung gehen.
    „Ihr habt sie erschreckt“, kam es von dem Rothaarigen. „Der Tag war ein wenig zu viel für sie.“
    „Weichei“, murmelte Domina in meine Richtung.
    „Ich bin kein Weichei!“, schoss ich sofort zurück. Keine Ahnung woher ich den Mut nahm, ihr die Stirn zu bieten. Vielleicht war es das Adrenalin in meinem Blut, vielleicht war ich aber auch einfach so müde, dass ich nicht mehr klar denken konnte, denn mal ehrlich, einen Löwen herauszufordern war nicht gerade das beste Rezept für eine lange und gesunde Zukunft. „Wenigstens heule ich nicht herum, nur weil ich ein wenig Wasser abbekomme!“
    „Ich heule auch nicht rum! Davon mal abgesehen, dass ich nur wegen dir draußen in diesem Sauwetter rumrennen musste!“, fauchte sie zurück.
    „Ich hab dich nicht darum gebeten!“
    „Hört auf damit“, unterbrach Fang, als Domina die Schnauze ein weiteres Mal aufmachen wollte, und legte sich neben Veith an das wärmende Feuer.
    „Sie hat angefangen!“ Okay, das klang selbst in meinen Ohren wie ein kleines, trotziges Kind. Aber das musste an dieser Stelle einfach mal klargestellt werden.
    „Ich habe nur die Wahrheit gesagt.“
    „Mädchen“, fuhr Fang dazwischen, wurde aber rigoros ignoriert.
    „Ach ja? Ich würde dich mal gerne sehen, wenn du auf eine Leiche fällst, und im Gebüsch etwas lauert, dass dich auffressen will.“
    „Ich würde jedenfalls nicht wie ein Weichei davonlaufen.“
    „Ja, du hast ja auch Zähne und Krallen, mit denen du dich verteidigen kannst. Ich hab eben nur meine Beine, und die weiß ich zu benutzen!“ Damit drehte ich mich um, und wollte einen lässigen Abgang hinlegen, schade nur, das hinter mir die Höhlenwand war, und auf einen Regenspaziergang hatte ich auch nicht wirklich große Lust. Na ganz große Klasse. Jetzt war ich nicht nur ein Hasenfuß, nein, jetzt

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