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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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machte ich mich auch noch selber lächerlich.
    „Komm“, sagte Pal, und erhob sich auch von Boden, „Lass uns schlafen gehen.“
    Ja, das war wohl das Beste, was ich tun konnte. Wenigstens das sollte ich heute noch zustande bringen.
    Er dirigierte mich zum Kinderzug, und ich ließ es kraftlos zu. Wir betten uns beide auf dieser Gelmatratze, und ich genoss es, dass er von hinten die Arme um mich schlang, und mich an sich zog. Wollte ich gestern noch – oder vorgestern? – dass er mich nicht anfasste, so wollte ich jetzt nicht, dass er verschwand. Ich fühlte mich in seiner Wärme sicher und geborgen. Pal würde auf mich aufpassen, da war ich mir sicher, und sei es nur, weil Prisca es von ihm verlangt hatte. Bei ihm konnte mir nichts passieren.
    Kurz bevor ich einschlief, kreuzte sich mein Blick noch einmal mit dem von Veith. Er erzählte den anderen leise was geschehen war, und sah mich dabei so seltsam an. Dieser Blick gefiel mir nicht, weckte Argwohn in mir. Ich konnte ihn nicht lesen, wusste nie was war gerade dachte, und das ärgerte mich. Um mich nicht mehr damit befassen zu müssen, drehte ich ihm den Rücken zu, und kuschelte mein Gesicht mit der kalten Nase an Pal Brust. So glitt ich in die Welt der Träume.
    Entgegen meiner Erwartung, im Schlaf von blutrünstigen Monstern heimgesucht zu werden, träumte ich von einem lachenden Kerl mit schwarzen Haaren, und grünen Augen. Sein Gesicht wurde von unzähligen Sommersprossen geziert, und er nannte mich immer Tal.
    „Tal!“,
rief er,
„Tal.“
Er stand auf einem Steg, nur in einer grünen Badebermudas, was mich an einen Frosch denken ließ, und grinste verschmitzt. Gestern war er siebzehn geworden. Er hatte jetzt auch eine Freundin, aber die mochte ich nicht, weil er jetzt viel weniger Zeit hatte, um mit mir zu spielen.
„Komm schon, Tal, oder bist du neuerdings etwa Wasserscheu?“
    Es war ein wunderschöner warmer Tag. Die Sonne glitzerte auf dem ruhigen See. Lange konnten wir nicht mehr hier bleiben und spielen. Bald schon würde Mama kommen, und uns zum Essen ins Haus holen. Es gab Zucchiniauflauf. Das mochte ich nicht, aber Papa sagte immer, dass Gemüse wichtig sei, um groß und stark zu werden. Und ich wollte groß und stark werden, damit Lucas in der Schule mich nicht mehr ärgern konnte. Die Großen ärgerte er nie, nur mir zog er ständig an den Haaren, wenn Frau Fabian nicht hinguckte. Das würde er nicht mehr tun, wenn ich immer artig mein Gemüse aß.
    „Worüber denkst du schon wieder nach, Tal? Zieh deinen Kopf aus den Wolken, und komm endlich.“
    Mein Herz ging mir auf, als er lachend in den See sprang. Tausend kleiner Tropfen flogen in die Luft, und glitzerten so schön.
    Ich wartete dass er wieder hochkam, und mich anlächelte, aber er tauchte nicht mehr auf.
    „Taylor?“,
rief ich leicht nervös. Wollte er mich ärgern? Manchmal machte er das, aber das mochte ich nicht, das war gemein.
„Lass das, das ist nicht witzig.“
    Die Wasseroberfläche blieb ruhig. Ein Stück weiter schwamm eine Entenfamilie, und irgendwo im Schliff quakten Frösche, aber von Taylor sah ich nichts.
    „Hör auf damit, oder ich sage es Mama!“
Ängstlich klang meine Stimme, kindlich.
„Taylor?“
    Ich schlug die Augen auf, mit einem Namen auf den Lippen. „Taylor“, flüsterte ich, und wusste nicht, was er zu bedeuten hatte. Was hatte ich nur geträumt? Und warum tat mein Herz so weh, als wollte es in der Brust in tausend Scherben zerspringen?
    Ich lag leicht auf Pal drauf, der noch immer selig schlief. Kopf und Hand auf seiner Brust gebettet, konnte ich durch den Höhleneingang nach draußen sehen. Der Regen war verschwunden, die Sonne stand bereits hell am Himmel, und wurde nur von den dichten Kronen der Bäume daran gehindert, ihre ganze Kraft bis auf den Boden zu senden.
    Taylor. Warum nur kam mir dieser Name so bekannt vor? Leise wiederholte ich ihn, sprach ihn immer und immer wieder aus, aber er blieb ein Geheimnis, das ich nicht ergründen konnte. Trotzdem, er bedeutete mir etwas, da war ich mir sicher. Ich fühlte es einfach. Jetzt war nur die Frage was. Gehörte er vielleicht zu meinem Leben vor dem Dachboden? Wenn ja, warum erinnerte ich mich ausgerechnet an ihn, aber nicht daran, was er für mich für einen Wert hatte?
    Ein Bild blitze vor meinem inneren Auge auf, ein ruhiger See mit einem Steg. Aber genauso schnell wie es gekommen war, verschwand es auch wieder, und ich bekam es nicht mehr richtig zu fassen. Was hatte das zu bedeuten?
    Ich

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