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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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konnten, war schon reichlich abnormal, aber es gefiel mir. Es war witzig, und kitzelte.
    Pal zog ungläubig eine Augenbraue nach oben – ja, Werwölfe konnten sowas –, und schnappte dann nach einem Seidenband, das ihn gerade an der Schulter liebkoste.
    „Hey, sei nicht so gemein zu den Kleinen, die sind doch ganz lieb.“
    So ging das den ganzen Weg durch diesen Urwald aus lebenden Gräsern weiter. Veith ging einfach unbeirrt durch den dichten Wuchs hindurch. Er schien sich nicht daran zu stören, von den Seidenbändern befummelt zu werden, und Fang und Domina war schon eine ganze Weile, in diesem Grünzeug untergegangen. Die beiden sah ich erst wieder, als wir die Seidenbände hinter uns gelassen hatten. Mit Bedauern entließ ich das letzte aus meiner Hand, und überlegte, ob die auch in einem Topf überlebten. Dann könnte ich mir ein paar mit nach … hier brachen meine Gedanken bedauernd ab. Um die Seidenbänder irgendwo hin mitzunehmen, müsste man erst mal einen Ort haben, an den ich sie stellen könnte. Aber da gab es nichts. Ich war praktisch obdachlos, auf die Hilfe anderer angewiesen.
    „Was ist los?“, fragte Pal.
    „Bis auf die Tatsache, dass ich ein heimatloser Vagabund bin? Nichts“, murmelte ich mit schwerem Herzen.
    Etwas wie Mitleid trat in seine Augen. Ich wollte es nicht sehen, und wandte mich von ihm ab, nur um im nächsten Moment die Augen weit aufzureißen. Das … was … wieso … das war unmöglich! Ich rieb mir die Augen, nur um das gleiche Bild vor mir zu sehen.
    Zum ersten Mal hatte ich einen ungehinderten Blick auf das Firmament. Weit in der Ferne am Horizont, konnte ich kleine Gebäude ausmachen. Das musste Sternheim sein, aber das war es nicht, was mich so aus der Fassung brachte, sondern der Himmel. Er war nicht blau, er war lavendel. Aber noch viel unfassbarer … „Was ist das?“
    Pal folgte meinem Blick. „Was meinst du?“
    „Na das da.“ Ich streckte den Finger aus. „Das da neben der Sonne, das das aussieht wie … wie …“ Wie eine zweite Sonne.
    „Ich weiß nicht was du meinst. Ich sehe bloß den Himmel, und die Sonnen. Und das da hinten ist Sternheim.“
    Sonnen. Er hatte Sonnen gesagt. Mehrzahl. Zwei Sonnen am selben Horizont. „Aber das … wie ist das möglich?“
    „Ich weiß ehrlich gesagt immer noch nicht, was du meinst.“
    „Die Sonnen. Da stehen zwei verfluchte Sonnen am Himmel, aber da gehört nur eine hin! Wo kommt die andere her?“
    Pal sah mich an, als befürchtete er, dass ich gleich durchdrehen würde – womit er wahrscheinlich nicht mal ganz unrecht hätte. „Heißt das, da wo du herkommst, gibt es nur eine Sonne?“
    „Ja! Eine Sonne und einen Mond.“ Ich stockte kurz. „Habt ihr auch mehr als einen Mond?“
    „Natürlich nicht, das wäre doch merkwürdig.“
    Ganz meiner Meinung. „Aber wie … ach vergiss es einfach.“ Ich rieb mir mit der Hand durch Gesicht, und mahnte mich, daraus nicht so ein Drama zu machen. Ich hatte mich mit den Gedanken an Werwölfe, Magier, Hexen und seltsamen Tiergattungen abgefunden. Konnte damit leben, dass überall um mich herum Magie herrschte. Ja, ich hatte gerade sogar mit einer Pflanze gekuschelt, und überlegte, sie als Haustier zu adoptieren, da würde ich doch wohl auch mit dem Gedanken klar kommen, dass es hier zwei Sonnen gab. Das war doch wirklich ein Klacks gegen das Wissen, dass hier Hexenhirn verspeist wurde, obwohl ich ja noch immer nicht dahinter gekommen war, ob Pal mich da nur aufgezogen hatte, oder nicht. Hm …
    Hieß das jetzt, dass ich doppelt Sonnencreme auflegen musste?
    Bei meiner Grübelei bemerkte ich irgendwann, dass wir uns gar nicht auf Sternheim zubewegten, sondern parallel dazu. Weit genug entfernt von den Seidenbändern, das diese nicht mehr auf Tuchfühlung gehen konnten. „Äh, müssen wir nicht da lang?“ Um meine Aussage zu verdeutlichen, zeigte ich in die entsprechende Richtung.
    „Das letzte Stück legen wir im Moob zurück.“
    Was dann wohl so wie
ja aber
hieß. „Und wo ist dieses Moob?“
    „Da vorne, in dem Schuppen.“ Pal machte mit der Schnauze eine Bewegung in die Richtung.
    Ich sah genau in dem Moment nach
da vorne
, als Fang sich zurück in einen Mann verwandelte, und sich in seiner vollen, nackten Pracht präsentierte. Na super. Hastig senkte ich den Blick, studierte meine Finger wie eine eigene Wissenschaft, und hoffte, dass sie in dem Schuppen irgendwo Klamotten finden würden. Wenigstens diese kleinen dreieckigen Lendenschurz, sonst bräuchte

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