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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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ich eine Augenbinde, um nicht in Verlegenheit zu geraten. Obwohl es ja eigentlich an ihnen war, vor Scham im Boden zu versinken, denn die liefen hier ja splitterfasernackt durch die Gegend.
    Der Schuppen entpuppte sich als kleiner Holzverschlag mit einem großen Tor. Ich kletterte aus dem Kinderzug, sobald dieser den Boden berührte. Veith wurde aus dem Geschirr gespannt, und dann war ich plötzlich umringt von vier Nackten in Menschengestalt. Okay, so ging das wirklich nicht. „Könntet ihr euch bitte etwas anziehen, bevor ich wegen Kreislaufversagen umkippe, weil mir das ganze Blut in den Kopf gestiegen ist?“
    Pal und Domina lachten – also ich fand daran nicht wirklich etwas Witziges –, und die anderen beiden ignorierten mich einfach. Netterweise erbarmten die vier sich aber doch, holten aus dem Kinderzug Stofffetzen die sie geschickt um ihre Hüften wickelten, und waren damit Salonfähig. Naja, außer Domina. Die musste ich erst noch davon überzeugen, ihren Vorbau zu verhüllen, dann war alles okay. Leider war hier schon Hopfen und Malz verloren.
    Ich stand noch mit Pal vor dem Schuppen, als die Luft plötzlich mit einem leisen Summen erfüllt war, und dann schwebte ein riesiger Regentropfen nach draußen. Nein, ich war nicht plötzlich geisteskrank – auch wenn das vieles Erklären würde – aus dem Schuppen schwebte wirklich ein Regentropen, und in dem saß Veith drinnen.
    Okay, jetzt mal ganz langsam und zum mitschreiben. Dieser längliche Regentropfen war aus Metall – jedenfalls glaubte ich das –, und lag, oder besser, schwebte auf der Seite. Er besaß wie es den Anschein hatte, vier Türen, und eine Heckklappe. Räder waren keine vorhanden, nur eine abgeflachte Unterseite. Wenn ich davon ausging, dass wir damit gleich fliegender Teppich spielten, würde ich wohl Recht behalten. Die Spitze war vorne, und sah so aus, als konnte sie jemanden aufspießen – bei dem Gedanken wurde einem doch gleich ganz anders.
    Pal schob mich zur Hintertür, und ich hätte sie auch wirklich gerne aufgemacht um einzusteigen, aber da war kein Griff. „Äh, wie macht man die auf?“
    „Ich dachte du kennst das, nur unter dem Begriff … äh …“
    „Auto“, half ich ihm aus.
    „Ja, genau, Auto.“
    „Ich weiß wie ein Auto aussieht, und auch wie man es öffnet. Dieses Ding …“ Ich tätschelte es leicht. Glatte Oberfläche. „… hat auch sehr, sehr entfernt Ähnlichkeit mit einem Aber Autos haben einen Griff, an dem man es öffnen kann. Dieser Regentropfen nicht.“
    „Moob, nicht Regentropfen.“ Pal schob mich ein Stück zur Seite, legte dann die Hand auf den Punkt, wo eigentlich der Griff hätte sein müssen, und drückte leicht. Wie Gummi gab die Stelle nach, vertiefte sich ein wenig, und dann schwang die Tür nach außen auf. „Und es hat einen Griff, man muss nur wissen wo er zu finden ist.“ Er grinste breit. „Und außer dir weiß das wohl auch jeder.“
    Oh, das war jetzt echt fies. „Vielleicht weiß ich nicht, wo der Öffner ist, dafür habe ich eine Ahnung von Kleiderordnung“, erwiderte ich ein wenig schnippisch, und drängte mich an Pal vorbei.
    Im Inneren sah es nicht viel anders aus, als in einem
normalen
Wagen. Zwei Sitze vorne, eine Rückbank, ein Kofferraum. Obwohl er hier statt einem Lenkrad eine Art Steuerknüppel gab, wie ein Joystick. Richtig stylisch. Und die Sitze hatten etwas von halben Schalen, genauso weiß wie der Rest des
Regentropfens
.
    Als ich nicht schnell genug einstig, bekam ich von Pal einen Schubs gegen meine Kehrseite. „Hey!“, protestierte ich.
    „Was denn?“
    „Da haben deine Hände nichts zu suchen, also Pfoten weg, sonst klatscht es!“ Ich setzte mich in die Mitte, Pal rechts, Domina links. Fang nahm den Beifahrersitz. Mit den Händen fuhr ich über alles, was ich erreichen konnte, Sitze, Decke. Alles glatt, und ohne sichtbare Grenze. Es war, als sei dieses Moob aus einem Stück gefertigt. Wie war das möglich?
    Magie.
    Ach ja, wie konnte ich das nur vergessen?
    Veith startete das Moob – den Moob? –, und mit einem leichten Summen hob es eine Handbreit vom Boden ab. Dann sausten wir mit einer Geschwindigkeit los, die mich in den Sitz drückte. Oh wow, dieses Teil war wirklich verflucht schnell. Ich brauchte einen Moment, um mich daran zu gewöhnen, und dann galt mein Blick nur noch der Landschaft, obwohl es da nicht sonderlich viel zu sehen gab. Wiesen und Felder, so wie an jedem X-beliebigen Ort. Naja, was hatte ich denn auch erwartet? Rotes Graß

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