Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
Vom Netzwerk:
einem Klingeln, das wie ein Glockenschlag durch das ganze Haus geschallt war, wurde der Eingang von einem kleinen gebeugten Mann, in einem Frack  geöffnet. Nicht weiter ungewöhnlich. Was nicht so ganz ins Bild passen wollte, waren die Ziegenhörner auf seinem Kopf, oder die passenden Beine mit Hufen dazu.
    Er musterte uns einmal der Reihe nach, blieb an mir ein wenig länger hängen, und rümpfte die Nase – ich hoffte das lag an meinen dreckigen Klamotten, und nicht an meinem Gesicht –, und schwenkte zum Schluss wieder zu Fang zurück. „Sie wünschen?“
    „Wir müssen zu Anwar von Sternheim.“
    Das schien er wohl öfter zu hören, denn so einfach wollte er uns keinen Zugang gewähren. „Haben Sie einen Termin?“
    „Nein.“
    „Anwar von Sternheim ist ein viel beschäftigter Mann, lassen Sie sich ein Termin geben, dann können Sie mit ihm sprechen.“ Er wollte die Tür zumachen, aber Fang war schneller, und stellte seinen Fuß in den Weg. Der Ziegentyp funkelte den Lykaner böse an.
    „Richten Sie Anwar doch bitte aus, dass Fang von unter den Wolfsbäumen in einer dringenden Angelegenheit mit ihm sprechen muss. Prisca von unter den Wolfsbäumen hat uns geschickt. Es ist wichtig, er wird uns sicher empfangen.“
    „Wie Sie wünschen. Wenn Sie sich einen Moment gedulden würden.“ Sehr nachdrücklich sah er auf Fangs Fuß, den der nur wiederwillig zurückzog. Er mochte es offensichtlich nicht vor der Tür stehen gelassen zu werden, was hier eindeutig der Fall war.
    Die Tür ging zu, und wir waren immer noch draußen.
    „Was war das?“, fragte ich Pal.
    „Ein Satyr.“
    Aha, hatte ich irgendwo schon mal gehört.
    Nur Minuten später ging die Tür wieder auf, und der Satyr bat uns ihm in die Eingeweide des Hauses zu folgen. Dunkel war es hier, irgendwie bedrückend, so ganz anders, als von außen. Wieder kamen mir die Märchen von gemeinen Stiefmüttern, bösen Hexen, und gefräßigen Wölfen in den Sinn. Nun gut, den letzten Punkt hatte ich bereits an meiner Seite.
    Der Satyr führte uns durch einen mehr oder weniger leeren Korridor. Nur hin und wieder hing da ein Bild, das bei den Lichtverhältnissen nur schwer zu erkennen war, oder eine Kommode, auf der eine hübsche Kristallvase drapiert war.
    Zur linken tauchten zwei große Flügeltüren auf, die mit kaum erkenntlichen Schnitzereien verziert waren. Ich bekam auch gar nicht die Zeit sie mir näher anzusehen, denn der Frackträger drückte gegen die Flügeltüren, die sogleich nach innen aufschwangen, und sich zu einer großen Empfangshalle öffneten. Zumindest ging ich davon aus, dass es etwas in der Richtung  war, nicht dass ich so was schon mal gesehen hätte, zumindest nicht dass ich wüsste. Unmöbliert wäre der Raum als Tanzsaal durchgegangen. Riesig, kreisrund, Bodenfenster, und jedes Fleckchen Wand mit Bildern bedeckt. Gemalte Bilder. Ich würde auf Ölfarbe tippen. Haufenweise Menschen, oder was auch immer an den Wänden. Doch die  Jagdtrophäen, die die freien Flächen zwischen den Bildern einnahmen, waren ziemlich befremdlich, ja schon beinahe beunruhigend. Vertraute, wie fremde Wesen hingen ausgestopft an den Wänden, und starrten mich durch ihre Knopfaugen vorwurfsvoll an. Felle lagen auf den Boden, oder drapiert über Möbel. Ich sah Großkatzen, Elefanten, und etwas dass wie eine riesige Schlange aussah. Die Augen leblos, ragte ihr Kopf mit dem offenen Maul in den Raum hinein, als wollte sie sich den nächsten der Vorbeikam als Zwischenmahlzeit gönnen. Unwillkürlich machte ich einen großen Bogen darum. Ich war kein Snack, auch wenn einige das so sahen.
    Dickhäuter, Säugetiere, Reptilien. Verflucht noch mal, ich war auf dem Friedhof der Kuscheltiere gelandet! Jetzt wusste ich was Fang damit meinte, dass der Herr des Hauses ein Jagdliebhaber war. Der Kerl war ein verfluchter Mörder. All die armen Seelen mussten leiden, nur damit er dem abartigen Hobby föhnen konnte, das er so liebte.
    Unter den Fellen war der Boden mit weißem Teppich ausgelegt. An der Stirnseite, gegenüber der Tür war eine Wohnlandschaft aufgebaut. Eine weiße Couch, auf der locker das ganze Rudel Platz gefunden hätte. Naja, nicht ganz so groß.
    Die Couch bestand aus zwei Halbkreisen, die um einen runden Glastisch standen. Die Platte war schwarz, wie das Glas der Flimmerwand. Der gleiche Schimmer lag auf ihm. Von der Tür führte ein gerader Gang dorthin. Links und rechts waren weitere von diesen Wohnlandschaften. Bilder römischer Feste kamen mir in

Weitere Kostenlose Bücher