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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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wurde auf der Stelle wieder klatschnass.
    Bleiern müde und komplett durchnässt erreichten sie Inqaba und gingen mit hängenden Schultern durch den Blättertunnel. Schon von Weitem erblickten sie Dirk, der aufgeregt über die Veranda rannte. Zum hinteren Geländer, militärische Kehrtwendung, und wieder zurück zu Jonas’ Rezeption.
    Â»Nils«, rief er, als er ihrer ansichtig wurde. »Ich brauche eure Hilfe. Anita ist verschwunden! Ich will die Polizei rufen, aber alle Telefone sind tot.«
    Nils blieb stehen und musterte ihn mit gerunzelter Stirn. »Verschwunden? Was meinst du damit?«
    Mit knappen Worten erklärte ihm Dirk die Sachlage. »Mir bleibt nichts anderes übrig, als die Polizei zu alarmieren. Jonas meint, eine verschwundene Touristin würde sie schon aufscheuchen, so kurz vor der Fußballweltmeisterschaft.« Erst jetzt schien er ihren Zustand zu bemerken. »Wo wart ihr denn? Habt ihr ein Schlammbad genommen?« Er verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln.
    Nils erwiderte das Lächeln nicht. »Pienaar hat Kira entführt. Wir haben Cordelias Farm gründlich durchsucht, aber keine Spur von ihr gefunden. Der Scheißkerl hat sie weggeschafft. Weiß Gott wohin.« Seine Stimme wurde rau.
    Dirk starrte ihn verstört an. Endlich fand er seine Stimme wieder. »O Gott, wie entsetzlich. Habt ihr die Polizei schon geholt?«
    Â»Das ist etwas kompliziert«, sagte Jill erschöpft. »Es funktioniert hier nicht so wie in eurem schönen, friedlichen Deutschland. Wir duschen jetzt und müssen dann etwas essen. Wenn du Lust hast, kannst du uns Gesellschaft leisten, dann erkläre ich es dir. In einer halben Stunde in unserem Haus? Aber erwarte keine
kulinarischen Höhenflüge, wir braten nur ein paar Steaks und machen einen Salat dazu.« Dirk nickte. »Also bis gleich« sagte sie, ergriff Nils’ Hand und ging zusammen mit ihm im Licht der zuckenden Blitze durch den strömenden Regen hinüber zu ihrem Haus.
    Der Abendbrottisch war im kleinen Esszimmer gedeckt, und Jill brachte eben den Salat herein, während Nils die Platte mit den Steaks trug, als Dirk aus dem strömenden Regen hereinkam.
    Â»Mistwetter«, knurrte er und faltete den Schirm, den Jonas ihm geliehen hatte, zusammen und stellte ihn gegen die Hauswand auf die Veranda. Dann setzte er sich auf den freien Stuhl. »Kann ich euch noch etwas helfen?«
    Â»Du kannst den Wein öffnen«, sagte Nils und verteilte die Steaks. »Es gibt Backkartoffeln mit Sour Cream, Salat und Steak. Ich hoffe, du magst deins blutig?«
    Â»Gerade so, dass es nicht mehr schreit, wenn ich hineinschneide.« Dankend nahm er sich eine Kartoffel und häufte Sour Cream darauf.
    Â»Lass uns erst essen und dann reden«, sagte Nils.
    Eine Weile beschäftigten sie sich schweigend mit ihrem Essen. Dann ließ Nils seine Gabel sinken.
    Â»Wir können Kira nicht durch die Polizei suchen lassen, es ist nämlich so …«
    Dirk stoppte ihn mit erhobener Hand. »Ich weiß, ihr habt es mir erzählt. Pienaar ist ein Excop von der übelsten Sorte, einer, der Freunde noch bis in die höchsten Etagen der Polizei hat. Wenn ihr die Polizei ruft, riskiert ihr, dass ihr den einen erwischt, der ihm was schuldet. Was für eine Scheißsituation … Entschuldige, Jill.«
    Â»Hätte ich nicht besser ausdrücken können«, murmelte sie, den Kopf in die Hände gestützt. Das Steak hatte sie so gut wie nicht angerührt und nur die Hälfte ihrer Kartoffel gegessen.
    Â»Du musst essen, Liebling, dein Körper braucht Treibstoff.«
Nils streichelte ihre Hand. »Du musst einfach abschalten. Momentan kannst du doch nichts machen. Wir finden unsere Kleine, das verspreche ich dir.« Er verstummte und erinnerte sich an sein anderes Versprechen, das er ihr gegeben und bisher nicht eingehalten hatte. Dass der Albtraum um Len Pienaar bald aufhöre. Er rieb sich die Magengegend, um den Druck wegzustreichen, der sich dort ständig weiter aufbaute, seit Anita Pienaars Grüße ausgerichtet hatte. Seinem Gefühl nach hatte er Felsengröße erreicht.
    Jill hatte seine Worte nur mit einem stummen Nicken quittiert und knabberte appetitlos an einem Salatblatt. Jeder Bissen schien so groß wie eine Orange zu sein und ihr im Hals stecken zu bleiben.
    Auch Dirk hatte sein Essen bisher kaum angerührt. Unvermittelt schob er seinen Teller von

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