John Corey 04 - Operation Wildfire
aber ich sagte: »Fahr nach rechts. Los, wir sehen uns Harry an.«
»Tom hat gesagt -«
»Man kann nicht viel falsch machen, wenn man das Gegenteil von dem macht, was Tom Walsh sagt.«
Sie zögerte, dann bog sie in Richtung Potsdam ab.
Keine zehn Minuten später kamen wir an dem braunen Schild 279 vorbei, das uns darauf hinwies, dass wir den Adirondack State Park verließen.
Ein paar Meilen danach waren wir in South Colton, wo ich Rudy mit jemandem reden sah, der sein Benzin selber zapfte. »Fahr mal da rüber.«
Sie stieß mit dem Wagen auf die Tankstelle. Ich beugte mich aus dem Fenster und rief: »Hey, Rudy!«
Er kam zum Auto und fragte mich: »Hey, wie isses Ihnen da oben ergangen?«
»Die Eismaschine ist repariert. Ich habe Mr. Madox erzählt, dass Sie gesagt haben, ich sollte mir das Geld im Voraus geben lassen, und er hat bar bezahlt.«
»Äh ... Sie sollten doch nicht -«
»Er ist ganz schön sauer auf Sie, Rudy.«
»Ach, Jesses, Sie sollten doch nicht -«
»Er will Sie sprechen - heute Abend.«
»Ach, Jesses ...«
»Ich muss zum Bezirkskrankenhaus nach Potsdam.«
»Ach ... ja ... tja, bleiben Sie einfach auf der 56 in Richtung Norden.« Er erklärte mir den Weg zum Krankenhaus, und ich sagte zu ihm: »Wenn Sie Madox sehen, dann bestellen Sie ihm, dass auch John Corey ein guter Schütze ist.«
»Okay ...«
Kate setzte auf die Straße zurück, und wir fuhren weiter nach Potsdam. »Das klang wie eine Drohung«, sagte sie.
»Für einen Schuldigen ist es eine Drohung. Für einen Unschuldigen ist es nur eine komische Feststellung.«
Sie erwiderte nichts.
Der Wald wurde lichter, und ich sah jetzt Häuser und kleine Farmen. Die Spätnachmittagssonne warf lange Schatten über die Hügelketten.
Weder Kate noch ich sagten viel - wenn man sich demnächst eine Leiche anschauen muss, ist man nicht allzu gesprächig.
Ich musste ständig an Harry Muller denken und konnte kaum glauben, dass er tot war. Ich ging mein letztes Gespräch mit ihm
noch einmal durch und fragte mich, ob er ein ungutes Gefühl gehabt hatte, was seinen Auftrag anging, oder ob es mir nur im Nachhinein so vorkam. Man kann nie wissen. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich am Freitag eine Vorahnung gehabt hatte, aber jetzt hatte ich sie garantiert.
Keine zwanzig Minuten später fuhren wir in die freundliche Collegestadt Potsdam, und an deren Nordrand fanden wir das Canton-Potsdam Hospital.
Wir stellten das Auto auf dem Parkplatz ab und betraten den kleinen, roten Ziegelbau.
Am Informationsschalter im Foyer wies ich mich aus und fragte die Dame von der Auskunft, wo die Pathologie sei. Sie schickte uns in die Chirurgie, die, wie sie sagte, zugleich auch als Pathologie diente. Das sprach nicht unbedingt für die Chirurgen des Hauses, und wenn ich besser gelaunt gewesen wäre, hätte ich einen Witz darüber abgelassen.
Wir gingen ein paar Gänge entlang und stießen auf das Schwesternzimmer der Chirurgie.
Zwei Staatspolizisten in Uniform plauderten mit den Schwestern. Kate und ich zeigten unsere Ausweise vor, und ich sagte: »Wir möchten Harry Muller identifizieren. Haben Sie die Leiche hergebracht?«
»Ja, Sir«, erwiderte einer der Staatspolizisten. »Wir haben die Ambulanz begleitet.«
»Ist sonst noch jemand hier?«
»Nein, Sir. Sie sind der Erste.«
»Wen erwarten Sie sonst noch?«
»Na ja, ein paar FBI-Typen aus Albany und ein paar Jungs vom State Bureau of Investigation.«
Wenn wir uns die Leiche allein ansehen wollten, blieb uns nicht viel Zeit, bevor wir Gesellschaft bekamen. »Ist der Pathologe hier?«, fragte ich.
»Ja, Sir. Sie hat eine erste Untersuchung der Leiche vorgenommen und die persönlichen Habseligkeiten erfasst. Sie wartet auf die Staatspolizei und das FBI.« »Okay. Wir möchten uns die Leiche ansehen.«
»Dazu müssen Sie sich beide eintragen.«
Ich wollte mich nicht eintragen, daher sagte ich: »Wir sind nicht offiziell hier. Der Tote war ein Freund und Kollege. Wir wollen ihm die letzte Ehre erweisen.«
»Oh ... tut mir leid ... klar.«
Er führte uns zu einer großen Stahltür mit der Aufschrift OP.
Die Leiche eines Mordopfers gilt als Tatort, der gesichert werden muss, und jeder, der mit ihr in Berührung kommt, wird erfasst. Deshalb waren die beiden Staatspolizisten hier, und daher auch die Liste, in die man sich eintragen musste, woraus ich wiederum schloss, dass außer Kate und mir noch jemand der Meinung war, dass es sich möglicherweise nicht um einen Jagdunfall handelte.
Der
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