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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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diesen Codex entlarvt und den Niedergang eingeläutet.
    Dominic war stolz auf seine Mutter.
    Welche Rolle mir dabei zukommt?
    Es konnte durchaus sein, dass er in ihre Fußstapfen treten würde. Aber nicht heute. Es gab vorher noch etwas Ungelehrtenhaftes zu erledigen.
    Dominic schob die Bücher zur Seite.
     
    ***
     
    Die
Gölgelic
preschten als schwarze Schatten durch die Nacht.
    Die Postkutsche, die sie überholt hatten, war von ihnen unbehelligt geblieben, was Hossein zwischendurch immer wieder lautstark monierte. Wegen des Geldes und wegen des Blutes, das sie im Innern transportierte. Dominic entgegnete darauf nichts, er beschäftigte sich geistig mit einer anderen Sache. An Blut und Geld kamen sie jederzeit, wenn sie es darauf anlegten.
    Ignaz klang sehr zuversichtlich. Das ist unser letzter Versuch
.
    Es ging über langgezogene Hügelrücken hinweg, dann nach rechts mitten in einen Wald hinein. Der Nex wusste um Dominics Nachteil und hatte eine Route gewählt, die sie kein fließendes Wasser kreuzen ließ. Die verlorene Zeit machten sie durch ihre hohe Geschwindigkeit wett, die Straße lag dank der Vampyraugen fast wie im Sonnenschein vor ihnen.
    Endlich hatten sie den Rand des Dörfchens erreicht, das aus schäbigen vierzig Hütten bestand und durch einen schmalen gerodeten Ring vom Tannenforst getrennt wurde. Dominic musste an den Wassergraben der Bastille denken.
    Als wollten sie den Wald auf Abstand halten.
    Die
Gölgelic
ließen die Pferde auslaufen.
    Knappe zweihundert Menschen werden hier leben.
    Ein paar Hasen- und Eichhörnchenfelle hingen zum Trocknen auf Ständern vor den Behausungen. Vor kurzem war geschlachtet worden, der Geruch von Schweineblut hing in der Luft, und der schwere Qualm aus den Kaminen sowie dessen Aroma verrieten, dass Fleisch im Rauch haltbar gemacht wurde. Dominic vermutete, es mit Köhlern oder Holzfällern zu tun zu haben.
    Ein Raubzug lohnt nicht.
    Sie ritten langsam an den Behausungen vorbei. Niemand hatte sich Glas leisten können, stattdessen hing wie vor fünfhundert Jahren grober Sackstoff vor den Fenstern; gelegentlicher, zuckender roter Feuerschein, den sie durch die Löcher im Leinen sahen, sprach für ein Herdfeuer, das nachts am Brennen gehalten wurde.
    Der Hufschlag schien die Neugier der Dörfler nicht zu wecken – oder sie zeigten sich absichtlich nicht.
    Umso besser. Dann können wir in Ruhe unserem Geschäft nachgehen.
    »Der Friedhof liegt da hinten.« Ignaz lenkte sein schnaubendes Pferd nach rechts, wo Kreuze wie Markierungen im Boden steckten. Es hatte wenig mit Ehrung oder Erinnerung gemein.
    Das Klirren des Zaumzeugs, das Stampfen der Hufe und die Geräusche der Rappen wirkten durch die Stille der Nacht überlaut.
    Dominic und seine Bande fürchteten sich nicht vor einer Entdeckung. Zweihundert einfache Menschen, davon höchstens fünfzig oder sechzig echte Gegner, waren zu schlagen.
    Gut, dass sie sich nicht blicken lassen. In diesem Ort wäre es sinnloser Aufwand. Morden für ein paar Eichhörnchenfelle und geräucherten Schinken, so weit käme es noch.
    Sie ritten auf den Gottesacker, auf dem vor kurzem die Wildschweine gehaust hatten. Die Schnauzen hatten tiefe Spuren durch die Erde gezogen und gewühlt. Dominic sah vom Sattel herab die dreckigen Deckel der Holzkisten, in denen sie die Toten begraben hatten, in den Furchen aufblitzen.
    Auch wenn die Schweine gehörigen Schaden angerichtet hatten, bemerkten die Vampyre sofort, dass zwei Gräber sehr frisch und die Holzkreuze neu geschnitzt waren.
    Ignaz hob die Hand – dann zeigte er auf das äußerste Grab zu ihrer Rechten. »Hört ihr das?«, flüsterte er aufgeregt und lenkte sein Pferd zur Ruhestätte.
    Vanja spuckte aus und bewegte sich nicht, Jussep blieb an ihrer Seite.
    Dominic stieg ab und ging zum Grab, auf das der Nex gewiesen hatte.
    Ich höre Schmatzen!
    Leise nagende und schlingende Geräusche drangen aus der Erde zu ihm, als fresse eine große Ratte.
    Wir sind anscheinend fündig geworden. Die Grube des Nachzehrers.
    »Gregorius tötet wieder. Schaut zum Dorf«, empfahl Ignaz und drehte sich um. »Bald hören wir einen Schrei aus dem Haus, wo sie das nächste Opfer finden werden. So wahr wie wir hier stehen.«
    Dominic hatte nicht vor, so lange zu warten. Die
Gölgelic
mussten zum Tagesanbruch bei der Höhle und er musste bei Marek sein. Offiziell hatte er den Holzpalast seines Mentors verlassen, um das Heraufbeschwören der Windgestalt zu üben. Er hatte Marek gesagt, die Nutzung der

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