JULIA COLLECTION Band 12
und seine Augen glänzten. „Bist du jetzt bereit, dein Geschenk von mir auszupacken?“
Da sie nicht genau wusste, ob sie sprechen konnte, nickte sie nur und nahm die kleine Schachtel entgegen, die er ihr reichte.
„Zu klein für einen Hammer“, witzelte sie.
„Das würde ich nicht sagen“, erwiderte Michael, während Brenda die Schachtel öffnete und einen winzigen goldenen Hammer an einer Kette vorfand. „Gefällt er dir?“
„Er ist wunderschön“, flüsterte sie. „Danke.“ Sie umarmte Michael, aber nur kurz, weil sie ihn vor seiner Familie nicht in Verlegenheit bringen wollte.
„Der erste Stern ist schon fast zu erkennen“, erklärte Konrad. „Wir sollten hier besser Schluss machen, damit wir mit dem Dinner anfangen können.“
Nach einer letzten Videoaufnahme von Hope mit all den Schleifen von den ausgepackten Geschenken auf dem Kopf setzte sich die Familie an den Tisch. Es gab Kohlsuppe, gefolgt von Fisch, Nudeln, frischem Gemüse und einem speziellen Weihnachtsbrot aus geflochtenem Teig. Das Dessert bestand aus kleinen Kuchen, die Mohnsamen enthielten und wie Hufeisen geformt waren, weil das Glück brachte.
„Die zwei Hauptzutaten der ungarischen Küche sind Paprika und Mohnsamen“, behauptete Michael.
„Paprika ist gut für dich“, sagte seine Mutter. „Er enthält eine Menge Vitamin C.“ „Vitamin C ist tatsächlich von einem ungarischen Wissenschaftler entdeckt worden“, ergänzte Gaylynn. „Man merkt, dass meine Schwester Lehrerin ist. Sie gibt immer mit ihrem Wissen an“, zog Michael sie auf.
Gaylynn warf eine Serviette nach ihm.
„Kinder!“ Maria schnalzte mit der Zunge. „Benehmt euch. Sogar die kleine Hope hat bessere Tischmanieren.“ „Du hast sie noch nicht mit einem Glas voller Karottenbrei erlebt“, widersprach Michael. „Das ist kein schöner Anblick.“ „Ich sollte das Foto von dir als Baby holen. Das, wo du das ganze Gesicht und Haar voller Butter hast.“ Michael schnitt eine Grimasse. „Dieses Foto habe ich verbrannt, als du es das letzte Mal rausgeholt hast.“
„Nicht das Negativ“, mischte Gaylynn sich ein.
„Sie hat eins von dir, nackt auf dem Teppich“, erinnerte Michael seine Schwester.
Brenda genoss es, Teil einer Familie zu sein. Mit Hope auf dem Kinderstuhl neben ihr und Michael auf der anderen Seite fühlte sie sich wunschlos glücklich. Obwohl kein Schnee lag, war dies das beste Weihnachtsfest, das sie je erlebt hatte.
Und es war noch nicht vorbei. Nach dem Dinner sangen sie Weihnachtslieder. Maria spielte dazu Klavier. Michael hatte eine schöne Stimme, ebenso wie sein Vater. Bei Dylan war das offenbar nicht so, denn sie erzählten lachend, dass es ihm nie gelang, den Ton zu halten.
„Der Priester hat ihn sogar gebeten, in der Kirche nicht mitzusingen“, berichtete Konrad.
Später nahm Gaylynn Michael zur Seite. „Ich dachte immer, ich wäre das furchtlose Mitglied der Familie, und nun bist du derjenige, der sich in eine Ehe stürzt. Doch nachdem ich Brenda jetzt kennengelernt habe, verstehe ich den Grund. Ich mag sie. Du hast eine gute Wahl getroffen.“
„Ich bin froh, dass du einverstanden bist“, spottete er.
„Das dachte ich mir.“ Gaylynn grinste. „Fröhliche Weihnachten.“ Sie umarmte ihn.
„Ebenfalls fröhliche Weihnachten, Kleine.“
Erst als Michael wieder in seiner eigenen Wohnung war, fiel ihm ein, dass er seinem Vater gar nicht das Kästchen gezeigt hatte.
Brenda warf sich ruhelos im Bett hin und her, bemühte sich aufzuwachen, konnte aber nicht. Sie hatte einen Albtraum, und es gelang ihr nicht, ihm zu entfliehen. Darin hatten sie und Michael und Hope sich unter einem Weihnachtsbaum versammelt, um zu feiern. Alles war perfekt. Dann kam jemand herein und nahm ihr das Baby aus den Armen.
„Das ist nicht Ihr Kind“, schrie die Frau Brenda an. „Es ist meins! Nicht Ihrs! Meins!
So ging das immer weiter. Brenda griff nach Hope, versuchte sich zu bewegen, aber sie war wie erstarrt.
„Neiiiin!“
Der Klang ihrer eigenen Stimme weckte sie schließlich.
Eine Sekunde später stürzte Michael ins Zimmer. Er trug nichts außer den schwarzen Boxershorts, die Brenda ihm zu Weihnachten geschenkt hatte.
8. KAPITEL
Michael setzte sich neben Brenda aufs Bett und nahm sie in die Arme. Sie lehnte sich an seine nackte Schulter. Ihr Puls raste noch vor Angst wegen des lebhaften Albtraums, und sie atmete schwer.
„Pst, Liebling. Es ist okay.“ Michael strich ihr durchs Haar. „Es war nur ein
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