Julia Collection Band 55 (German Edition)
älteste Beach Boy auf Big Island – oder am Ende von ganz Hawaii!“
Bea schlang bedächtig ihr langes graues Haar zu einem lockeren Knoten. „Wegen deiner überzogenen Hoffnungen hat er Chicago verlassen“, erinnerte sie Jasper. „Du wolltest unbedingt, dass er in deine Fußstapfen tritt, und er wollte seinen eigenen Lebensweg finden. Er wollte nicht einfach nur der Sohn eines Millionärs sein, der die Kaufhauskette seines Vaters leitet. Und seit Charles alles übernommen hat, läuft doch alles bestens. Craig scheint glücklich mit dem, was er tut, was immer das auch sein mag – Touristen zum Schnorcheln fahren, oder so etwas. Bei der Hochzeit habe ich ihn gefragt, ob er das immer noch täte, und er hat mit Ja geantwortet.“
„Charles’ Hochzeit war vor über zwei Jahren“, warf Jasper ein. „Er könnte jetzt genauso gut Hulahula-Röcke aus Gras nähen. Ich traue ihm wirklich alles zu.“
„Es stimmt schon, dass Craig eine ganze Menge verrückter Sachen gemacht hat. Und er bereitet mir von all unseren Kindern auch die meisten Sorgen. Ich hoffe nur, dass er diesmal in eine nette, ruhige Ecke gezogen ist, die nicht völlig heruntergekommen ist.“
Jasper atmete hörbar aus. „Woher wollen wir das wissen? Wenn ich ihn besuche, empfängt er mich immer in unserer Ferienwohnung in Kona und zeigt mir niemals, wo er lebt. Vielleicht, wenn du mitkommen würdest …“
Bea schüttelte traurig den Kopf. „Der Flug von Chicago nach Hawaii ist so lang, und wenn er auch noch unruhig ist, können sie mich gleich mit einer Bahre heraustragen.“
Jasper tätschelte ihre Schulter. „Das weiß ich doch.“ Er kannte die Flugangst seiner Frau, gegen die nichts zu wirken schien. Dieser verdammte Craig! Was sollte nur diese Geheimniskrämerei?
Wann immer Jasper in den letzten Jahren auf Hawaii gewesen war, schien Craig sich bester Gesundheit zu erfreuen. Er hatte glücklich gewirkt und jede Menge Freunde gehabt. Er wusste, dass Craig einen alten Katamaran in Kailua-Kona besaß, mit dem er Touristen zu Schnorchelkursen herausfuhr. Sein Sohn hatte ihn mehrmals für ein paar Stunden mitgenommen. Aber in all den Jahren, die Craig nun schon auf Hawaii lebte, hatte er ihm niemals seine Wohnung gezeigt, sondern immer eine Entschuldigung gefunden, und seien es angebliche Renovierungsarbeiten.
Jasper klopfte geistesabwesend mit der Karte gegen die Armlehne der Couch. Er gab allmählich jede Hoffnung auf, dass ihr Sohn sich ihnen anvertrauen würde. Also war es an der Zeit, sich selbst um diese Angelegenheit zu kümmern und eigene Nachforschungen anzustellen. Bea sollte sich nicht mehr solche Sorgen machen müssen – und er auch nicht. Dafür waren sie einfach zu alt. Außerdem waren sie Craigs Eltern! Sie hatten ein Recht darauf, Bescheid zu wissen!
Bea bemerkte, dass er angestrengt grübelte. „Worüber denkst du gerade nach?“
„Ich? An gar nichts.“ Jasper bemühte sich, total unschuldig auszusehen, denn er wusste, dass seine Frau seinen Plan niemals billigen würde.
„Wirklich? Ganz ehrlich?“
„Aber, ja. Woran sollte ich denn denken?“
Bea seufzte auf. „Ich lebe nun schon seit über vierzig Jahren mit dir zusammen und weiß immer noch nicht genau, was in deinem Kopf vorgeht. Aber meine Erfahrung sagt mir, dass du sogar tauchen lernen würdest, um Craig nachzuspionieren.“
Ihre Idee hatte etwas für sich, aber leider war er dafür zu alt. Außerdem war seine Gesundheit angeschlagen, sodass Jasper es vernünftiger fand, jemanden für diesen Job anzustellen.
Spaßhaft kniff er seine Frau in die Nasenspitze. „Du fängst langsam an, wie ich zu denken.“
Bea sah ihn entsetzt an. „Himmel, nein, hoffentlich nicht!“
Craig besah sein neues Heim, das er sich vor Kurzem gekauft hatte. Es lag auf einem grünen Hügel und hatte einen herrlichen Blick über die Kealakekua Bay und Napoopoo Beach an der Küste von Kona. Ned Pukui, sein Angestellter, ein kräftiger schwarzhaariger Mann in den Vierzigern, überarbeitete gerade die Küchenschränke. Normalerweise kümmerte er sich um Craigs Katamarane.
„Wie geht’s voran?“, fragte Craig. „Es sieht schon toll aus!“ Das alte Holz wirkte nun wieder frisch und lebendig.
„Läuft gut.“ Ned war sehr stolz auf seine handwerklichen Fähigkeiten.
„Möchtest du ein Bier?“, fragte Craig vom Kühlschrank aus.
„Natürlich!“
Er reichte Ned ein Bier und nahm sich selbst eine Cola. „Ich habe heute in Hilo eine Jacht gekauft. Man könnte damit
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