Julia Extra 0353
erschöpft aus“, bemerkte ihre Stiefmutter und sah sie prüfend an. „Kann es sein, dass ein Mann dahintersteckt? Seit du aus Mexiko zurück bist, hast du dich verändert.“
Jennie zuckte die Achseln. Sie verschwieg ihren Eltern, dass sie gar nicht wie geplant in Acapulco, sondern in Paris gewesen war. Das hätte nur zu weiteren bohrenden Fragen geführt.
„Das lag an dem Virus, der mich dort erwischt hat. Der hat mich wirklich angestrengt.“
„Habe ich gemerkt“, warf ihr Vater ein. „Weihnachten habe ich dich kaum gesehen.“
Jennie verschränkte die Arme vor der Brust. „Wie dem auch sei, jetzt geht es mir wieder besser. Hört also bitte mit dem Theater auf.“
„Ist ja gut“, sagte Marion lachend. „Sei froh, dass du uns so am Herzen liegst.“
Aber Jennie wollte diese Aufmerksamkeit nicht. Um die beiden auf andere Gedanken zu bringen, sagte sie also schnell: „Ich glaube, jemand sollte sich um Tante Barbara kümmern. Sie kann unmöglich allein nach Hause fahren.“
Marion biss sofort an. „Du hast recht. Dennis, bitte erkundige dich doch mal, ob wir noch ein Zimmer für sie buchen können.“
Nach einem kurzen Gespräch mit der Empfangsdame kehrte Dennis zu den beiden zurück.
„Ich fürchte, daraus wird nichts. Das Hotel ist bis zur letzten Dachkammer ausgebucht.“
Jennie warf einen Blick auf die große geschwungene Treppe nach oben. Vielleicht war dies der Moment, um Plan B zu aktivieren. Sie würde sich auf ihr Zimmer zurückziehen und ihren Kummer mit Champagner ertränken. Doch Marion machte ihr einen Strich durch die Rechnung.
„Könnten wir Tante Barbara nicht erst einmal bei dir unterbringen? Ein paar Stunden Schlaf würden ihr bestimmt guttun. Dann sehen wir weiter.“
Jennie blieb nichts anderes übrig, als einzuwilligen, obwohl sie nicht die geringste Lust verspürte, noch länger mit den anderen Gästen zu feiern.
„Es ist immer dasselbe mit Barbara“, wetterte Dennis. „Zuerst will sie nicht, dass ich ein Zimmer für sie buche, weil es angeblich zu teuer ist. Und dann müssen wir sie doch irgendwie unterbringen. Aber ich sage dir, das ist das letzte Mal, dass ich …“
Das Paar entfernte sich in Richtung Bar, und Jennie blieb allein zurück.
„Amüsier dich gut“, warf Marion ihr noch über die Schulter zu. „Und mach dir keine Sorgen. Wir kümmern uns schon um sie.“
Jennie blieb keine andere Wahl. Nachdem sie ihren Eltern noch einen Kuss zugeworfen hatte, knipste sie ihr Partylächeln an und machte sich auf die Suche nach ihren zahlreichen Freunden und Bekannten.
Er hatte Jennies Blick zur Treppe gesehen und gehofft, sie würde ihrem Impuls folgen und auf ihr Zimmer gehen. Schließlich wollte er keine Szene in der Öffentlichkeit. Andererseits konnte er den Ort der Wiederbegegnung nicht bestimmen.
Wie ein Idiot kam er sich vor. Oder wie ein Niemand, der die verwöhnte Prinzessin anbettelte, ihm ein paar Minuten ihrer kostbaren Zeit zu schenken. Aber eines stand fest – diesmal würde sie ihren Kopf nicht durchsetzen. Diesmal nicht!
Er beobachtete, wie Jennie den Weg zum Ballsaal einschlug. Natürlich hatte sie sich für die laute Party entschieden, anstatt auf ihr Zimmer zu gehen. Schließlich war sie Jennie Hunter. Das Mädchen, das immer im Mittelpunkt stand und alle bezauberte.
Verbittert sah er ihr nach. Er wusste, dass er sie unmöglich hier vor allen Leuten zur Rede stellen konnte. Trotzdem folgte er ihr.
„Psst.“
Jennie drehte sich um und erblickte Coreen, die andere Brautjungfer. Sie hatte sich hinter einer der großen Palmen versteckt und winkte Jennie heran.
Der große Ballsaal war völlig überfüllt. An der Bar wurde ausgiebig Champagner getrunken, und man konnte kaum sein eigenes Wort verstehen.
Coreen trug ein Petticoatkleid aus den Fünfzigerjahren. Der Kontrast zwischen dem Grün der Pflanzen und ihrem pinkfarbenen Kleid war äußerst reizvoll. Jennie winkte, ohne zu lächeln, zurück.
„Ich habe uns etwas zu trinken besorgt.“ Einladend hielt Coreen eine Flasche Champagner und zwei Gläser hoch.
Es gab also doch Engel da oben! Jennie seufzte erleichtert und ließ sich auf den Stuhl neben Coreen fallen.
Sie sah wie immer umwerfend aus. Coreen war selbst das beste Model für ihren Laden und liebte nostalgische Outfits.
Sie schob die geöffnete Champagnerflasche zu Jennie hinüber. Jennie griff nach dem Hals der Flasche. „Worauf trinken wir?“, fragte sie gespannt. „Und sag jetzt bitte nicht ‚Glücklich bis ans Ende
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