Julia Extra Band 0213
vorschlug.
“Ja, bin ich”, entgegnete sie langsam. Woher kennt er meinen vollständigen Namen? schoss es ihr durch den Kopf. Auf den Geschäftsbriefen steht er jedenfalls nicht. Eigentlich benutze ich meine mittleren Namen überhaupt nicht. Irgendetwas stimmt hier nicht! Seine Hände sind auch viel zu sauber, überlegte sie weiter und beugte sich fast unmerklich vor. Die meisten Kunden kommen doch direkt von der Arbeit hierher, aus Fabriken oder Großhandelsgeschäften.
“Mit wem habe ich das Vergnügen?”, fügte sie hinzu.
Er verbeugte sich erneut.
“Ich bin Hauptmann Hortensio Manilla Coronado de Gustavio”, stellte er sich vor und richtete sich zu seiner ganzen Größe auf. Aleta kam er trotzdem eher kleinwüchsig vor. “Zu Ihren Diensten. Ein glücklicher Zufall will es, dass ich um etwa sechzehn Ecken ihr zehnter Cousin bin. Wir stammen beide von Gustavio Coronado ab, der 1456 sein Leben riskierte, um unseren geliebten Herrscher in der Schlacht von Monticello zu retten. Sie stehen ihm natürlich näher als ich.”
Aleta beschloss, auf den Punkt zu kommen.
“Sind Sie uns Geld schuldig?”
Der Fremde brach in Gelächter aus.
“Nein, ganz und gar nicht”, wehrte er ab. “Ich spreche zu Ihnen als Privatperson.” Er machte eine kurze Pause. “Sie sind die Tochter von Anna Maria Aleta Gabriella Coronado, die einen Amerikaner namens Barry Clayton geheiratet hat. Sie sind doch ihre Tochter Aleta, oder nicht?”
Sie nickte langsam. Ein undurchdringbares Wirrwarr füllte ihre Gedanken. Sie dachte an den merkwürdigen spanischen Akzent ihrer Mutter, den Mrs Clayton immer ihrer Herkunft zugeschrieben hatte.
Wenn du jemals nach Monticello berufen wirst, musst du dort deine Pflichten erfüllen
, hatte Aletas Mutter wieder und wieder zu ihrer kleinen Tochter gesagt. Später war das Thema dann nicht mehr so oft angesprochen worden, und abgesehen davon hatte Aleta, je älter sie wurde, die Schilderungen ihrer Mutter weniger ernst genommen.
Doch der Akzent des Besuchers klang genau wie der Akzent ihrer Mutter, und seine Aufmachung hatte ebenfalls etwas Exotisches. Und dann diese förmliche Haltung …
“Kommen Sie wirklich aus Monticello?”, fragte sie direkt und stützte sich mit den Händen auf ihren Schreibtisch. Ihr war schwindelig geworden, und sie konnte diese Stütze gut gebrauchen.
Der Mann nickte.
“Ich muss Sie bitten, zur Erfüllung Ihrer Pflichten in das Land Ihrer Mutter zurückzukommen”, erklärte er ruhig. “Und ich hoffe sehr, dass Sie diesem Ruf folgen werden.”
Wie betäubt ließ sich Aleta rückwärts auf ihren Stuhl fallen. Nichts in ihrem ganzen Leben hatte sie jemals so geschockt wie diese beiden Sätze, die ihr mysteriöser Besucher gerade hervorgebracht hatte. Die halb vergessenen Geschichten, die ihre Mutter ihr immer wieder über Monticello erzählt hatte, waren keine übertriebene Träumerei gewesen!
“Spionage?”, flüsterte sie und wusste dabei selbst nicht, warum dies ihr erster Gedanke war. Vor ihrem inneren Auge tauchten Bilder von exotischen Schauplätzen, interessanten Menschen und verwegenen Abenteuern auf.
Der Mann schüttelte den Kopf.
“Geht es um Tourismus?” Sie wusste, dass der Tourismus eine Haupteinnahmequelle des Königreichs war. “Oder Bankgeschäfte?”
Wieder schüttelte er den Kopf.
“An was haben Sie dann gedacht?” Die ganze Situation kam ihr äußerst skurril vor. “Wie könnte ich Monticello von Nutzen sein?”
“Nehmen Sie eine Einladung zum Abendessen an!”, verkündete er mit einer leichten Verbeugung.
Aleta öffnete den Mund, brachte jedoch keinen Ton heraus. So war sie noch nie nach einer Verabredung gefragt worden.
Der Fremde schien ihre Verwirrung zu bemerken und schenkte ihr ein mildes Lächeln. Seine Freundlichkeit beruhigte Aleta, und sie entspannte sich ein wenig.
“Mit Ihnen?” Wenn ich wirklich um unzählige Ecken mit ihm verwandt sein sollte, muss ich wohl zustimmen, nahm sie sich vor. Wenn auch nur aus Höflichkeit.
“Mit seiner Majestät, Prinz Giancarlo, natürlich”, berichtigte Hortensio sie und verbeugte sich noch einmal.
“Wenn ich eine Prinzessin wäre, würde ich jeden Tag bis zum Mittag schlafen.” Lachend griff Maggie in die Bonbonschale auf ihrem Tisch.
“Und wenn ich Prinzessin wäre, wären alle meine Klamotten von Chanel”, rief Carla. “Außerdem müsste jemand anderes auf meine Kinder aufpassen, wenn ich müde bin.”
“Ich würde als Prinzessin jeden Tag am Strand verbringen”,
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