Julia Extra Band 0213
sie die Gästeliste im Kopf haben”, bemerkte Aleta ohne zu überlegen und bereute ihren Kommentar augenblicklich. Sie klang einfach zu naiv und ungeschickt. “Ihre Majestät, ich meine, Eure Hoheit …” Sie suchte nach den richtigen Worten. “Ich kann unmöglich dort hineingehen, verstehen Sie, ich habe diese Lokalität hier falsch eingeschätzt. Niemand ist dort so angezogen wie ich.”
Es war ein fürchterlicher Moment für Aleta, auf den sie dennoch ihr Leben lang gewartet hatte. Und jetzt plapperte sie die sinnlosesten Entschuldigungen daher und hinterließ einen denkbar schlechten Eindruck auf den Mann ihrer Träume!
Es stimmt wohl, was die Zeitungen schreiben, schoss es ihr durch den Kopf. Er ist ein bisschen überheblich, denn jeder andere höfliche Mensch hätte mich doch schon längst unterbrochen und die Situation gerettet. Aber er starrt mich einfach schweigend an und lässt mich ins Verderben laufen!
“Mir war nicht klar, dass sich niemand für den heutigen Abend derart herausputzen würde”, schloss sie ihre Erklärungen mit lahmer Stimme.
Schließlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck, und er bot ihr seinen Arm an.
“Begleiten Sie mich zur Lobby!”, sagte er knapp.
Am Arm ihres Traummannes durch einen Flur geführt zu werden, war für Aleta der zweite großartige Moment an diesem Abend und eine kleine Entschädigung für die qualvollen Minuten, die sie gerade hinter sich gebracht hatte.
“Ich nehme an, Sie wollen sich im Waschraum etwas frisch machen. Ich bin nur kurz fort und warte dann dort auf Sie.” Er zeigte auf eine mit Samt bezogene Couch in der Ecke. Dann gab er ihren Arm frei und verschwand im Aufzug.
Wie versteinert sah Aleta ihm nach. Sie konnte es nicht fassen, dass ihr Treffen mit dem Prinzen einen so katastrophalen Verlauf genommen hatte. Es gab doch so vieles, über das sie mit ihm hätte sprechen können: ihre Mutter, Monticello, seinen Aufenthalt in Chicago. Selbst das Wetter wäre als Thema besser geeignet gewesen als Maggies unmögliches Abschlussballkleid.
Mittlerweile spürte sie die neugierigen Blicke der Menschen um sie herum. Ihr war nicht klar, ob man sich für sie interessierte, weil sie mit dem Prinzen gesprochen hatte oder weil sie in einem derart derangierten Zustand war. Jedenfalls war sie so viel Aufmerksamkeit nicht gewohnt, und es gefiel ihr auch nicht besonders. Sie wandte sich ab und schritt hoch erhobenen Hauptes auf die Waschräume zu.
“Mein Abend mit einem echten Prinzen”, sagte sie zu ihrem Spiegelbild und musste plötzlich lachen. Sie sah einfach schrecklich aus. Die Schminke war verlaufen, und am Rand der Augenlider lösten sich die falschen Wimpern. “Ein zweiminütiges Gespräch, von dem ich noch meinen Enkeln erzählen kann. Und die werden sich wahrscheinlich denken, ihre Oma ist verrückt.”
Es dauerte nur kurze Zeit, bis sie es geschafft hatte, ihr Aussehen wieder natürlich wirken zu lassen. Mit offenen Haaren und ohne das übertriebene Make-up erschien Aleta bereits wie verwandelt. Dann stopfte sie noch ihren riesigen Unterrock in den Mülleimer und die Handschuhe in ihre Tasche. Fürs Erste zufriedengestellt, drehte sie sich vor dem Spiegel.
Ich werde Maggie einen neuen Unterrock kaufen, nahm sie sich vor und war froh darüber, dass ihr Kleid nun um einiges unauffälliger aussah. Und jetzt werde ich mich einfach wie eine richtige Prinzessin benehmen und den Abend nutzen. Immerhin werden Maggie, Rhoda und Carla mir morgen Löcher in den Bauch fragen, da kann ich nicht einfach kneifen!
Entschlossen atmete sie durch und straffte die Schultern, während sie zurück in die Lobby ging. Wieder erregte sie ungewöhnlich viel Aufmerksamkeit, aber dieses Mal machte es Aleta fast nichts aus. Selbstbewusst schritt sie auf die Couch zu, wo ihr Prinz schon auf sie wartete.
Er trug jetzt eine weiße, mit Orden geschmückte Uniform, die Aleta schon von Fotos aus dem “International Snoop” kannte. Giancarlo trug sie oft zu offiziellen Anlässen.
Als er sich erhob, merkte Aleta, wie es in der Lobby ruhiger wurde. Alle schienen sie und den Prinzen zu beobachten, der in dieser Sekunde ihre Hand ergriff und sie zu einem angedeuteten Kuss an seine Lippen hob.
Impulsiv wollte sie ihm für seine Geduld danken, die er aufbrachte, um ihr zu helfen. Sie war sicher, dass er die Uniform angezogen hatte, um ihrem eigenen formellen Aufzug einen legitimen Hintergrund zu verleihen. Diese Geste war unglaublich charmant, und am liebsten wäre sie
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