Julia Extra Band 0213
dass sie das Beste für Matthew tat, wenn sie ihm ermöglichte, ein Leben in Sicherheit und Geborgenheit mit beiden Elternteilen zu führen. Denn nach alledem, was sie in den letzten Tagen durchgemacht hatte, gab es jetzt nur einen Menschen, für den sie alles tun würde – Matthew. Und um seinetwillen würde sie sogar bedingungslos zu Jarrad zurückkehren.
7. KAPITEL
Die Bauernkate, die man Kendal und Jarrad als Adresse genannt hatte, stand malerisch auf einem sanften Hügel einsam in der Landschaft, gut einen Kilometer vom nächsten bewohnten Haus entfernt.
Kendal hatte gar kein Auge für die idyllische Lage des hübschen alten Steinhauses mit dem niedlichen Vorgärtchen, eingerahmt von einer üppigen Hecke. Das Grundstück war von saftig grünen Wiesen umgeben, die hinunterreichten bis an einen schmalen Fluss, über den eine romantische kleine Brücke führte; in der Sonne glänzte das Wasser wie ein silbernes Band.
Kendals Herz klopfte heftig, als Jarrad aus dem Auto stieg und dann die Beifahrertür für sie öffnete. Er hatte den Wagen am Fuße des Hügels geparkt, um nicht gleich bei der Ankunft aufzufallen.
Wie selbstverständlich ergriff Jarrad in diesem Moment, da Kendal so voll ängstlicher Erwartung war, ihre Hand. Sie wagte kaum mehr zu atmen, als sie beide den Hügel hinaufschritten. Ob die in der Kate wohnende Person auch wirklich Chrissie war? Im nächstgrößeren Ort, der Kendal noch im Gedächtnis war, hatten sie und Jarrad Erkundungen eingeholt; demnach hatte unlängst eine junge Frau das kleine alte Haus gemietet … natürlich nicht unter dem Namen Chrissie Langdon.
Nach dem Grübeln während der Herfahrt, ob sie wirklich das Glück haben würde, ihre Schwester an dem verwunschenen Ort ausfindig zu machen, wurde nun beim Draufzugehen auf das hexenhausartige Gemäuer Kendals Furcht immer größer, Chrissie zwar dort anzutreffen, aber ohne Matthew. Vielleicht war Chrissie ja einfach so hier …, um sich nach dem erneuten Zwist mit Ralph unbehelligt zu erholen.
Doch gerade jetzt allen Mut zu verlieren und in sich zusammenzufallen, das wusste Kendal, das durfte sie sich nicht erlauben.
“Wäre es dir lieber, wenn ich erst einmal alleine an der Tür klopfe?”
Jarrad hatte ihr anscheinend angesehen, wie ihr zumute war. Doch sie schüttelte auf die Frage den Kopf; zu sprechen vermochte sie in dem Augenblick nicht.
Ein Kloß bildete sich in Kendals Kehle, als sie schließlich vor der Kate stand. Ein Auto war nirgends zu sehen, nur eine alte Garage.
Kendal spürte jetzt, da sie und Jarrad die Stufen zur schmalen Veranda hochstiegen, wie sich wohltuend sein Arm beschützend um ihre Schultern legte. Er beließ den Arm auch dort, als er mit der anderen Hand sachte an die Tür klopfte.
Keinerlei Reaktion. Er klopfte ein zweites Mal, etwas heftiger, und hielt dann ein Ohr gegen die Tür, um zu lauschen, ob sich drinnen etwas regte. Kendal stand wie angewurzelt neben ihm.
Verunsichert spürte sie, wie Jarrad seinen beruhigenden Arm wegzog und einen Schritt zurücktrat, um einen Blick auf die winzigen Fenster in dem niedrigen ersten Stockwerk über ihnen zu werfen. Als er ein weiteres Mal gegen die Tür pochte, öffnete sich diese schließlich einen Spalt.
Eine schlanke, vorsichtig die Lage peilende Gestalt war zu erkennen.
Chrissie!
Kendal hatte sie erspäht, noch bevor Jarrad den Namen aussprach.
Als Chrissie gewahr wurde, wer da vor ihr stand, versuchte sie schnell, die Tür zuzuschlagen. Doch blitzartig hatte Jarrad auch schon einen Fuß in den Türspalt gestellt. Chrissie stieß einen erschrockenen Schrei aus, als Jarrads kräftiger Körper sich nun gegen die Tür stemmte.
“Nein! Du kannst hier nicht hereinkommen!” Sie versuchte, Jarrad zurückzustoßen, doch sein viel stärkerer Arm machte ihren verzweifelten Versuch, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen, sogleich zunichte.
“Hast du denn etwas zu verbergen, Chrissie?”
Sie sah plötzlich ganz bleich aus und starrte mit ihren großen braunen Augen beide Eindringlinge entgeistert an, denn gerade war auch Kendal hereingestürzt gekommen.
Doch Kendal hatte überhaupt keinen Blick für ihre Schwester. Sie hatte nur eines im Sinn – Matthew.
“Nein, ihr könnt nicht einfach in meine Zimmer laufen!”, protestierte Chrissie, als Jarrad nun, dicht gefolgt von Kendal, durchs offene Wohnzimmer hindurch in Richtung der hinteren kleinen Räume hastete.
Eine Sekunde lang glaubte Kendal, ihren Augen nicht trauen zu dürfen – und dann
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