Julia Extra Band 0258
beibringen. Am besten fängst du gleich damit an. Warum ist dieser Fall so wichtig? Wen überwachen wir?“
Jace ignorierte seine Frage. „Ich stelle niemanden ein, der nicht studiert hat. Und was den Fall betrifft …“ Er verstummte, als er Emilia Dillon auf ihren Tisch zukommen sah, das volle Tablett mit einer Hand in die Höhe gestemmt.
„Pst“, sagte er, um zu vermeiden, dass ihre Kellnerin etwas mitbekam. Sie selbst war der Fall, obwohl er das den Kindern natürlich nicht anvertraut hätte.
Vor ihrem Tisch hatten nasse Schuhe eine kleine Pfütze hinterlassen. Emilia bemerkte sie nicht, trat hinein und kam ins Rutschen.
Das Tablett schwankte, und Jace sprang auf und griff danach.
„Sie sind ein Held“, sagte Emilia und lächelte, als sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Sie griff nach dem Tablett und stellte es auf den Tisch. „Das wäre beinahe ins Auge gegangen. Vielen Dank.“
„Gern geschehen“, sagte Jace und setzte sich wieder.
„Zur Belohnung geht die Bestellung auf meine Rechnung“, sagte sie.
Jace runzelte die Stirn. Emilia Dillon konnte es sich nicht leisten, ihren Kunden das Frühstück zu bezahlen. Er wusste, dass ihr Vater vor einer Woche ihr Bankkonto gesperrt hatte, und dass sie ihr Auto verkauft hatte, um die Miete für ihre Wohnung und die monatlichen Rechnungen für Monarch’s und Titles zahlen zu können. Vielleicht sollte er das in seinem nächsten Bericht an ihren Vater erwähnen.
„Danke, aber das ist nicht nötig“, sagte er.
„Ich möchte es aber gern. Ein Held begegnet einem nicht alle Tage.“
„Von Heldentum kann keine Rede sein.“ Als er bemerkte, mit welcher Bewunderung sie ihn anstarrte, kam er sich eher wie ein Hochstapler vor. Warum eigentlich? Er hatte ihr nichts getan. Im Gegenteil, er achtete darauf, dass ihr nichts passierte.
„Doch.“
„Hören Sie, ich bin kein Held.“
„Natürlich bist du das“, rief Amanda. „Letzte Woche, als du zwei Tage auf uns aufgepasst hast, hat Mom das auch gesagt.“
„Ja, und in der Zeitung haben sie es auch geschrieben“, bekräftigte Bobby. „Als du den Typ überwältigt hast, der einer Frau die Handtasche stehlen wollte.“
„Sehen Sie?“, sagte Emilia lächelnd. „Ich habe mich nicht getäuscht. Einen Helden erkenne ich jederzeit. Und weil die Tassen jetzt auf dem Tisch stehen und nicht darunter liegen , bezahle ich das Frühstück.“
Jace entgegnete nichts. Emilia wusste nicht, was es hieß, pleite zu sein. Er hätte ihr einiges zu diesem Thema erzählen können, aber das gehörte nicht zu seinen Aufgaben. Er wusste, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben arbeiten musste, und so, wie es aussah, hatte sie nicht viel Übung. Warum sollte sie auch?
Emilia Dillon war keine Kellnerin.
Ihr richtiger Name lautete Marie Anna Emilia Mickovich Dillonetti, und sie war eine Prinzessin – mit einer Krone und allem, was dazugehörte. Und er, Jason O’Donnell, sollte herausfinden, warum sie sich weigerte, ihre royalen Pflichten in ihrem Heimatland zu erfüllen. Bis dahin war er für ihre Sicherheit verantwortlich.
„Vielen Dank, aber das kann ich nicht annehmen. Ich weiß, wie hart es ist, über die Runden zu kommen.“ Deutlicher konnte er sie nicht daran erinnern, dass sie sparsam mit ihrem Geld umgehen musste, anstatt den Gästen das Frühstück zu bezahlen.
„Wirklich, ich möchte es. Wie gesagt, einem Held begegnet man nicht alle Tage. Apropos begegnen: Haben wir uns nicht schon einmal gesehen? Sie kommen mir irgendwie bekannt vor.“
„Das glaube ich nicht“, sagte er, brüsker als notwendig war.
Emilia schwieg ein wenig verblüfft, dann zuckte sie mit den Schultern. „Ich dachte nur. Rufen Sie mich, wenn Sie noch etwas brauchen.“
„Danke, das ist alles.“ Er warf Bobby, der den Mund aufmachte, um etwas zu sagen, einen warnenden Blick zu. Zu seiner Überraschung gehorchte der Junge und schwieg.
Emilia drehte sich um und ging, und Jace sah ihr nach.
Verrückt!, dachte er. Hier steht die Prinzessin in einem Coffeeshop in Erie und wartet auf Kunden, und in Eliason sitztihr Vater, Fürst Antonio Paul Capelli Mickovich Dillonetti, an seinem Schreibtisch und wartet darauf, von mir zu erfahren, warum seine Tochter nicht nach Hause kommt.
Was für ein Durcheinander!
Am Nachmittag rief Emilia zu Hause an. „Hallo Mom, ich bin’s. Vater wollte mich sprechen.“
„Streitet ihr zwei schon wieder?“, fragte ihre Mutter besorgt.
Anna Emilia, wie sie früher einmal geheißen hatte, kam
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