Julia Extra Band 0309
als versorgt.“
Er streckte die Arme aus, und sie sank hinein.
„Ach!“, sagte sie und richtete sich viel zu schnell wieder auf. „Ich hasse es, sentimental zu werden. Du hast meine schwache Stelle getroffen.“
Sie löste sich aus seiner Umarmung, ließ jedoch ihre Hand auf seinem Arm ruhen, als wollte sie den Kontakt nicht ganz unterbrechen. „Darf ich dafür noch ein bisschen in deiner herumbohren?“
„Nett, dass du vorher fragst.“
Sie neigte den Kopf, entschlossen sich nicht abwimmeln zu lassen. „Manche träumen von einer Familie, wie du sie hast.“
„Du kennst doch diese Nachrichten über Tragödien in der Vorstadt, wo der Nachbar sagt: ‚Sie wirkten immer wie eine ganz normale Familie.‘“
„Ich würde nie annehmen, dass deine Familie normal ist. Normal klingt so …“ Sie machte eine Handbewegung, und ihr Blick glitt über seine Schultern, seine Brust. Sie blinzelte, als ihr Blick den Reißverschluss seiner Jeans streifte.
„Jedenfalls hast du reichlich Familie. Rede mit ihnen über deinen Dad. Rede mit deinem Dad. Und zwar bald.“
Er biss die Zähne so fest zusammen, dass sein Kiefer schmerzte. „Ich habe meine Gründe, das nicht zu tun.“
„Und die wären?“
„Privat.“
„Weißt, du“, sagte sie zögernd, „vor ein paar Jahren erfuhr ich zufällig, dass meine Mutter wieder Kontakt zu meinem Vater hatte. Er wohnte in Brisbane. Seit vier Jahren. In all den Jahren hat er mich nicht einmal besucht. Er ist noch vor ihr gestorben, und so albern das klingt, ich wünschte bis heute, ich hätte Gelegenheit gehabt, ihn kennenzulernen, egal wie er war. Es wäre doch schade, wenn du eines Tages mit demselben Gefühl aufwachst.“
Ihre großen grauen Augen glänzten im Schein der Laterne. Schillerten vor Entschlossenheit.
„Ich gebe auf“, sagte er trocken. „Du hast gewonnen.“
Sie verdrehte die Augen und ließ den Oberkörper nach vorn fallen, als gebe sie sich geschlagen. „Das sollte kein Wettbewerb sein, sondern ein abschreckendes Beispiel!“
„Gewinnst du nicht gern?“
Sie richtete sich wieder auf und lächelte ihn an. „Kommt drauf an, was die Belohnung ist.“
Endlich bewegten sie sich wieder auf sicherem Boden. Auf diesem Gebiet kannte er sich aus, und es kostete ihn wenig Mühe, sich etwa ein Dutzend Möglichkeiten auszumalen, wie er sie belohnen könnte.
„Da sind wir wieder“, sagte sie.
Sie hatten das Ende des Südufers erreicht und mussten links abbiegen, um zum Red Fox und zu ihren Autos zu gelangen.
Er konnte sie auf die Wange küssen, wie er es ursprünglich vorgehabt hatte, ihr für einen aufschlussreichen Abend danken und sein Leben weiterleben. Doch heute schien er seinen Verstand im Büro vergessen zu haben.
„Hast du Durst?“ Sein Herz klopfte schneller als erwartet, während er auf ihre Antwort wartete.
„Was hast du vor?“, fragte sie heiser.
„Zwei Straßen weiter ist das Kasino.“
Mit leuchtenden Augen und geöffneten Lippen sah sie zu ihm auf, eine Mischung aus Köpfchen, Schneid und prickelnder Versuchung. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, wie es möglich war, das er sie in der Schule nicht bemerkt hatte.
„Also, was meinst du?“, fragte er – zum letzten Mal, wie er sich schwor. „Im zweiten Stock vom Kasino ist eine winzige Bar, wo es köstliche heiße Schokolade gibt.“
6. KAPITEL
Rosies innere Uhr sagte ihr, dass es bereits nach Mitternacht sein musste, als Cameron sie vom alten „Treasury Casino“ zu ihrem Wagen begleitete. Abgesehen von ihrem kurzen Mittagsschläfchen war sie seit zwanzig Stunden auf den Beinen.
Sie schloss ihren alten Sportwagen auf und warf ihre Tasche auf den Beifahrersitz. Als sie sich umdrehte, stand Cameron dicht hinter ihr. Er war so nah, dass die Straßenlaternen einen Heiligenschein um sein dunkles Haar warfen und sein Gesicht im Schatten lag. Das entschlossene Funkeln in seinem Blick konnte man aber trotz der schlechten Beleuchtung wahrnehmen.
„Der Abend war … sehr amüsant“, sagte er.
„Welcher Teil? Der, als deine Freunde uns ständig beim Essen unterbrochen haben? Der, als ich dich so geärgert habe, dass dir fast das Eis hochgekommen wäre? Oder der, als ich auf den Stufen des Kasinos gestolpert bin und dir fast den Zeh gebrochen hätte?“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Ich habe den Ausdruck auf deinem Gesicht gesehen, als du den ersten Schluck von deiner heißen Schokolade getrunken hast. Du hast es so genossen, dass es fast nicht jugendfrei war.“
„Na
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