Julia Extra Band 0313
Ich wehrte mich mit aller Kraft und konnte ihnen entkommen. Doch Diego hatte nicht so viel Glück.“
„Wie schrecklich!“ Allegra trat zu ihm, legte die Hand auf seine Brust und konnte seinen rasenden Herzschlag unter ihrer Handfläche spüren. „Sie haben Lösegeld verlangt?“
„Zehntausend Dollar.“ Er hasste die Angst, die ihn jedes Mal überkam, wenn er daran zurückdachte. „MeinVater folgte den Anweisungen und gab das Geld an einen seiner Angestellten, der es laut Absprache überbringen sollte. Doch dieVersuchung war zu groß. Der Mann setzte sich mit dem Geld ab. Bis mein Vater das erfuhr, war es aber bereits zu spät.“
„Was ist geschehen, Miguel?“
„Die Kidnapper haben meinen Bruder in einer alten Scheune gehängt und ließen ihn dort zurück.“ Der Schmerz durchfuhr ihn wie ein rostiges Messer. „Mein Vater fand Diego am nächsten Tag.“
Wie von allein schlangen sich ihre Arme um seine Taille. Sie barg ihr Gesicht an seiner Brust. „Sag mir, dass man die Männer gefunden und bestraft hat.“
Er stützte das Kinn auf ihr Haar und atmete tief ihren Duft ein. „Nein, man hat sie nie gefasst, und meine Mutter hat mir nie vergeben, dass ich meinen Bruder in den Tod geführt habe.“
„Aber du warst doch noch ein Kind!“
Er schloss die Augen. Es fiel so unendlich schwer, darüber zu sprechen. „Man hatte uns hundertmal vor den Gefahren gewarnt, ohne Begleitung das Haus zu verlassen und allein loszuziehen.“ Tränen schimmerten in ihren Augen. „Doch damals hatte ich beschlossen, nicht auf die Stimme der Vernunft zu hören. Ich werde nicht zulassen, dass du das ebenfalls tust, querida . Ich würde es nicht überleben, dich zu verlieren, jetzt, nachdem ich dich gerade erst wiedergefunden habe.“
13. KAPITEL
Allegra schaute in seine dunklen Augen, die so voller Schmerz waren, und ihr Herz schmerzte angesichts der Tragödie, die er als Kind erlebt hatte. Kein Wunder, dass er so unnachgiebig auf Schutz für sie bestand, wenn sie das Haus verließ. Nie hätte sie sich träumen lassen, dass die Gefahr so allgegenwärtig war. Natürlich hatte er sie immer wieder zu extremer Vorsicht gemahnt, doch sie hatte nie auf ihn gehört.
Einen ganzen Monat lang war sie allein losgezogen und immer glimpflich davongekommen. Das eine Mal jedoch, als sie ihre Tochter mitgenommen hatte, schlug das Schicksal zu.
„Du musst mich hassen, weil ich eine solche Närrin war“, flüsterte sie entsetzt.
Miguel fasste ihr Kinn und hob ihr Gesicht. „Ich habe dich gehasst.“ Sein trauriges Lächeln schnürte ihr die Kehle zu. „Aber mich hasse ich mehr, weil ich dich der Obhut eines anderen überlassen habe, anstatt für dich da zu sein.“
„Riveras“, entfuhr es ihr, und er knurrte zustimmend. „Da sind immer noch Dinge, an die ich mich nicht erinnern kann.“
„Sie werden zurückkommen, ganz sicher.“ Sanft streichelte er ihre Wange, die Berührung war so zart, dass sie erschauerte. „Doch zur Hölle mit schlechtem Timing und drückender Atmosphäre. Ich will dich, querida .“
„Aber Sex ist kein Allheilmittel.“ Nicht einmal großartiger Sex mit dem Mann, den man liebte.
Er steckte die Hände in die Hosentaschen, und für die Dauer eines Herzschlags sah sie nicht den einzigartigen Mann vor sich stehen, der in ihre Welt gekommen war und sie erobert hatte, sondern den kleinen Jungen, der aus Pflichtbewusstsein seine Gefühle vor dem Rest der Welt verheimlichte. Sie sah das wissbegierige Kind, das zusammen mit dem Bruder auf große Entdeckungsreise gegangen war und seither von einer grausamen Tragödie gequält wurde.
„Und daher willst du es auch gar nicht erst probieren?“ Sein neutraler Ton war das Zeichen, dass für ihn das Thema um die Entführung seines jüngeren Bruders abgeschlossen war.
Er verweigerte jegliches Mitgefühl, weil er glaubte, es nicht verdient zu haben. Miguel selbst hatte sich mehr Schuldgefühle aufgeladen, als ein Mensch je tragen konnte.
Nein, wenn sie ihm ihre Gefühle zeigen wollte, dann musste sie diese mit Leidenschaft ummanteln, denn nur in der Leidenschaft verlor er die eiserne Kontrolle über sich. Und selbst in solchen Situationen fühlte sie, dass er einen Teil von sich zurückhielt.
„Du weißt, dass ich bereit bin, es zu versuchen“, erwiderte sie leise.
Seine sinnlichen Lippen verzogen sich zu einem provozierenden Lächeln, sodass sie sich zusammennehmen musste, um nicht zurückzulächeln. Wie könnte sie auch an etwas anderes denken, wenn sie
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