Julia Extra Band 0331
Eine tiefe Röte schoss in ihr Gesicht, als sie daran dachte, welch unaussprechliche Dinge sie getan und was Luc sie gelehrt hatte in den wenigen Stunden.
Natürlich hatte sie sich zuvor ausgemalt, wie es sein würde, mit einem Mann im Bett zu sein. Doch ihre Vorstellungen waren sehr vage und romantisch gewesen. Wie ein Foto mit Weichzeichner, dachte sie schmunzelnd.
Doch nichts an Luc Garnier entsprach diesem Bild. Alles an ihm war kraftvoll, lebendig, mit scharfen Konturen und wahnsinnig männlich.
Entschlossen schwang sich Gabrielle aus dem Bett und griff nach dem seidenen Morgenrock, der über der Armlehne eines kleinen Sessels lag. Sie streifte ihn über und wollte gerade ins Bad gehen, als sie Lucs tiefe dunkle Stimme hörte.
Ihr Herz klopfte schneller. Wie sollte sie ihm nach dieser Nacht begegnen? Würde er so kühl und herrisch sein wie zuvor, obwohl sie diese wunderbare Nacht zusammen verbracht hatten?
Rastlos presste sie die Handflächen auf ihre heißen Wangen, als könne sie sich so Abkühlung verschaffen. Dann straffte sie sich und ging ins Bad. Wahrscheinlich hatte sie keine Kontrolle darüber, wie er sich ihr gegenüber verhalten würde. Aber sie konnte bestimmen, wie sie ihm gegenübertrat. Und zwar ganz sicher nicht halbnackt und unfrisiert. Mit wenigen Handgriffen würde es ihr gelingen, kühl und unnahbar zu wirken. Das hatte sie schließlich jahrelang gelernt.
Sie dehnte die morgendliche Dusche länger aus als gewöhnlich, obwohl sie wusste, dass sie den Moment der ersten Begegnung damit nur hinauszögern, nicht aber vermeiden konnte. Schließlich drehte sie das Wasser ab, hüllte sich in ein großes Badetuch und föhnte ihr Haar. Dann entschied sie sich für eine Garderobe, die einer Prinzessin würdig war. Sie wollte ihm nicht wieder mit Jeans und einer zerknitterten Bluse gegenübertreten.
Die cremefarbene Leinenhose war vom Hofschneider ihres Vaters für sie angefertigt worden, der weiche Kaschmirpullover stammte aus einer der nobelsten Boutiquen Mazzaneras. Mit gekonntem Griff schlang sie ihr langes Haar zu einem lockeren Knoten, sprühte einen Hauch Parfum auf und wählte dezente Perlenohrringe, die sanft schimmerten. Dann legte sie etwas Make-up auf, gerade genug, um ihre Haut strahlen zu lassen und die Augen leicht zu betonen. Ein prüfender Blick in den bodentiefen Spiegel versicherte ihr, dass sie ihrem Mann so elegant und würdevoll unter die Augen treten konnte.
Schon wieder lasse ich mich auf ein Spiel ein, dessen Regeln andere für mich bestimmen, dachte sie kurz. Doch sie schob den Gedanken beiseite.
Die rebellische junge Frau von gestern, mit ausgewaschenen Jeans und barfuß, war Vergangenheit. Hier stand Prinzessin Gabrielle. Unaufgeregt, in gedeckten Tönen, gefasst und kontrolliert.
Dies war ihre Rüstung, mit der sie für den täglichen Kampf gewappnet war.
Als sie durch die Glastür auf die breite Veranda trat, sah Luc auf. Schon seit dem frühen Morgen stand sein Telefon nicht mehr still. Ununterbrochen hatte er Anrufe von Geschäftspartnern in der ganzen Welt entgegengenommen. Jetzt beendete er ein Gespräch auf Französisch, wies seine Sekretärin an, ihm wichtige Unterlagen zu faxen, und legte auf. Endlich hatte er die Muße, seine junge Frau genau zu betrachten.
Die Sonne Kaliforniens ließ ihr Haar golden glänzen und warf einen hellen Schein auf ihre elegante Garderobe. Von Kopf bis Fuß entsprach sie dem Bild der Fürstentochter, die er geheiratet hatte. Genau diese Frau hatte er in Nizza bewundert – kühl, diszipliniert, mit einer herrschaftlichen Ausstrahlung.
Mit einem freundlichen Lächeln nickte sie ihm zu. „Entschuldige, dass ich so lange geschlafen habe. Hoffentlich hast du nicht auf mich gewartet.“
Wie höflich sie war. Als hätte sie nicht gerade eine Nacht voller Lust und wilder Begierde mit ihm verbracht. Doch so sehr Luc auch versucht war, sie daran zu erinnern, so erleichtert war er dennoch, dass sie sich ihrer Rolle bewusst war. Ja, er hatte die richtige Wahl getroffen. Sie war die perfekte Ehefrau für ihn. Und der Stolz ihres Landes. Er wollte der Einzige sein, der ihre andere Seite kannte. Die leidenschaftliche, wilde, hemmungslose Prinzessin – hinter verschlossenen Türen. Ein kaum sichtbares Lächeln huschte bei diesem Gedanken über seine Lippen.
„Der Schlaf hat dir gutgetan“, bemerkte er. Dann stand er auf und zog einen Stuhl für sie heran. Uma war schon am frühen Morgen gekommen, um das Frühstück auf der Terrasse
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