Julia Extra Band 0331
nachdrücklich am Bund seiner Pyjamahose zupfte. „Ich soll dir also wieder mal zeigen, was für ein toller Kerl ich im Bett bin, Jenny Wren?“
Mit einem übermütigen Funkeln in den Augen ließ sie sich nach hinten sinken und zog ihn entschlossen mit sich. „Ich bitte darum.“
12. KAPITEL
Sie besichtigten wie geplant die Kathedrale, aber für Jennys Idee, sich danach mit einem schnöden Sandwich auf einer Parkbank zu begnügen, konnte Rodrigo sich nicht begeistern. Stattdessen entführte er sie in ein Restaurant, das selbst den Ansprüchen eines arabischen Ölprinzen genügt hätte.
Unter dem funkelnden Licht riesiger Kristalllüster führte sie der Manager des Hauses, der ein guter Bekannter von Rodrigo zu sein schien, zu einem Fenstertisch, der ihnen freien Blick auf eine märchenhafte, im maurischen Stil gebaute Terrasse gewährte.
„Findest du nicht, dass ich für dieses pompöse Ambiente etwas unpassend gekleidet bin?“, fragte Jenny verunsichert, sobald sie allein waren. In ihrer schlichten weißen Bluse und dem auberginefarbenen Rock kam sie sich vor wie ein zerdrücktes Stiefmütterchen, das versehentlich in einen Strauß prachtvoller Rosen geraten war.
„Glaub mir, querida , du stellst jede andere Frau hier in den Schatten.“
Der sinnliche Blick, mit dem Rodrigo sie dabei bedachte, berührte Jenny wie eine intime Liebkosung und löste ein erregendes Prickeln auf ihrer Haut aus. Dennoch konnte sie das zunehmende Gefühl von Unbehagen nicht unterdrücken, so sehr sie es auch versuchte.
Natürlich genoss sie es, dass Rodrigo sie so offensichtlich begehrte, welche Frau hätte das nicht getan? Nur würde das auf Dauer nicht genügen. Er hatte sie darum gebeten, ihm Zeit zu geben, aber war das fair? Vielleicht entschied er sich dafür, wieder mit ihr zusammenzuleben, vielleicht aber auch nicht. Sie konnte nichts weiter tun, als geduldig auf eine Entscheidung zu warten, die die Weichen für ihr weiteres Leben stellen würde.
Plötzlich kam es Jenny vor, als hätte sie schon viel zu lange auf das gewartet, was sie wirklich im Leben wollte. Sie hatten gerade mit der Vorspeise angefangen, als sie beschloss, den Stier bei den Hörnern zu packen.
„Rodrigo?“
„Ja, meine Schöne?“
„Ich muss über unsere … Situation reden. Über das, was jetzt geschehen wird.“
Eine Weile drehte er schweigend den schlanken Stiel seines Weinglases zwischen den Fingern, dann hob der den Kopf und sah sie ernst an. „Ich hatte dich doch um etwas Bedenkzeit gebeten, Jenny. Es wäre nicht gut, in einer so wichtigen Angelegenheit überstürzte Entscheidungen zu treffen.“
„Wir müssen nicht wieder heiraten, falls du dir darüber Sorgen machst, Rodrigo. Ich meine, wir könnten das Kind doch auch so gemeinsam aufziehen.“
Noch während Jenny es sagte, wurde ihr bewusst, dass sie bereits wieder den Rückzug antrat, noch bevor sie richtig nach vorn geprescht war. Sie sehnte sich nach Geborgenheit und stabilen Lebensverhältnissen und nicht nach einer sogenannten „offenen Beziehung“, aber selbst damit schien Rodrigo Schwierigkeiten zu haben.
Über den Tisch hinweg beobachtete sie, wie seine Miene sich mehr und mehr verschloss.
„Versuch doch, mich zu verstehen, Jenny“, hob er vorsichtig an. „Das alles ist nicht ganz einfach für …“ Der gedämpfte Signalton seines Handys ließ ihn mitten im Satz innehalten.
Ignorier es einfach, flehte Jenny insgeheim, doch ihr stummer Appell blieb ungehört.
Mit einem flüchtig gemurmelten „Entschuldige bitte“ zog er das Handy aus der Innentasche seines Jacketts und drückte die Annahmetaste. Es folgte ein etwa fünfminütiges Gespräch auf Spanisch, von dem Jenny kein Wort verstand. Als Rodrigo es schließlich beendete und das Handy wieder einsteckte, war er mit den Gedanken bereits unübersehbar woanders.
„Es tut mir wirklich leid, Jenny, aber ich fürchte, ich muss dich für eine Weile allein lassen“, eröffnete er ihr. „Würde es dir etwas ausmachen, wenn mein Fahrer dich in die Wohnung zurückbringt, sobald du fertig gegessen hast?“ Er warf einen Blick auf seine flache, goldene Armbanduhr. „Er müsste in ungefähr zehn Minuten hier sein. Da ist gerade ein Riesenproblem aufgetaucht, und ich muss mich dringend darum kümmern.“
Jenny schluckte hart. „Heißt das, dass du mich jetzt einfach hier sitzen lässt?“
Betreten erwiderte er ihren fassungslosen Blick. „Ich weiß, es ist eine Zumutung, aber in diesem Moment wartet ein halbes
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