Julia Extra Band 0350
Nacht“, sagte er knapp und ging auf das Schlafzimmer zu.
„Ja, gute Nacht“, erwiderte Lily. Sie hatte tatsächlich noch Arbeit zu erledigen, auch wenn sie schon jetzt ein Gähnen unterdrücken musste.
Sie setzte sich an den kleinen Schreibtisch, klappte ihren Laptop auf und lud die Fotos von ihrer Kamera herunter. Normalerweise nahm ihre Arbeit sie immer komplett gefangen, doch heute Abend konnte sie sich nicht konzentrieren. Die Bilder des heutigen Tages liefen vor ihrem geistigen Auge ab, die Szenen mit Marco … wie er nur stumm gelächelt hatte, als die Herzogin sie überall als Paar vorstellte. Wie er sie am Arm gestützt hatte, als sie beim Treffen mit Melanie der Schock durchfahren hatte. Wie er ihr von seiner verlorenen Liebe erzählte.
Lily rieb sich die müden Augen und stand auf, versuchte, ihre Gedanken zu klären. Kopfschmerzen meldeten sich an. Vielleicht sollte sie sich auf das Sofa legen, nur für ein paar Minuten …
Marco sah auf seine Armbanduhr. Ob Lily noch immer arbeitete? Er lag jetzt schon über eine Stunde hier im Bett, und noch immer war sie nicht ins Bad gegangen.
Er sagte sich, dass es die Sorge um das Gelingen des Projekts sei, nicht um Lily, die ihn aus dem Bett trieb. Er zog den Bademantel über und öffnete leise die Verbindungstür.
Der Laptop stand aufgeklappt auf dem Schreibtisch, Lily lag auf dem Sofa und schlief, vollständig angezogen. Das konnte unmöglich bequem sein … Die tiefe Falte auf seiner Stirn musste von Ärger herstammen. Denn warum sollte er sich Gedanken über sie machen?
Er fuhr den Laptop herunter, wollte sich schon wieder umdrehen und ins Schlafzimmer zurückgehen, doch wie von allein wanderte sein Blick zurück zu der schlafenden Lily. Sie würde morgen mit einem steifen Hals aufwachen. Und das würde ihre Arbeit beeinträchtigen. Das Bett im Schlafzimmer wiederum war groß genug, dass zwei Leute bequem darin schlafen konnten, ohne sich in die Quere zu kommen. Es wäre ungalant von ihm, sie einfach dort liegen zu lassen, und schließlich hatte er zugesagt, sich während ihres Italienaufenthaltes um sie zu kümmern.
Als er sie auf seine Arme hob, gab sie einen kleinen Laut von sich und barg ihr Gesicht an seiner Brust. Er hielt den Atem an. Ihre Wärme an seinem Oberkörper beschleunigte seinen Puls. Was war nur los mit ihm? War er denn überhaupt nicht mehr in der Lage, seine Reaktionen zu beherrschen?
Behutsam legte er Lily auf dem Bett ab und deckte sie zu, ging dann auf die andere Seite und zog den Bademantel aus. Vorsichtig schlüpfte er unter die Decke und schaltete die Nachttischlampe aus. Steif und angespannt lag er auf seiner Seite und hoffte, dass Lily den Abstand, den er zwischen ihnen gelassen hatte, nicht überbrücken würde.
Doch er musste bald feststellen, dass sein Flehen nicht die Macht hatte, Lily zu beeinflussen. Sie rutschte auf ihn zu und kuschelte sich mit einem Seufzer an ihn, den Kopf an seiner Schulter, eine Hand auf seiner Brust. Marco wollte sie von sich schieben und fand nicht die Kraft dazu. Die Rebellion in ihm übernahm die Führung und schlug sämtliche Warnungen und Einwände nieder.
Eine solche Intimität hatte er noch mit keiner Frau erfahren – sie einfach an sich zu ziehen, in den Armen zu halten und mit ihr an seiner Seite zu schlafen. Bisher hatte er auch noch nie das Bedürfnis danach verspürt. Er war mit strengen Regeln und steifer Etikette aufgewachsen, in einem Haus, in dem die Eltern immer getrennte Schlafzimmer gehabt hatten. Doch jetzt, in diesem Augenblick, war Lily an sich zu halten genau das, was er wollte.
Ein Ring legte sich um sein Herz und zog sich zusammen. Jäh wurde ihm klar, warum er diese Art von Intimität immer vermieden hatte – weil sie gefährlich war. Sie machte verwundbar, und wenn man sie einmal erfahren hatte, wollte man nie wieder auf sie verzichten müssen. Oder auf die Frau, die man hielt.
Gedämpftes Morgenlicht fiel durch die Vorhänge, strich über die Gesichter der zwei Menschen, die eng umschlungen in der Mitte des großen Betts schliefen.
Marco wachte als Erster auf. Seine Sinne genossen das Gefühl, Lily im Arm zu halten und ihre Wärme an seiner Seite zu spüren, bis sein Verstand mit Verzögerung ebenfalls einsetzte und ihm sagte, was diese Gefühle bedeuteten. Dennoch rückte er nicht von Lily ab, stattdessen versuchte er zu analysieren, was genau es war, das diese Intimität nicht nur akzeptabel, sondern notwendig machte.
Sie sah wunderschön aus. Nein, sie
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