Julia Extra Band 357
den Mund küsste.
„Nichts wird mich davon abhalten, dich zu haben“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Heute Nacht …“
In Lauras Bauch begannen Schmetterlinge zu tanzen. Sie sagte sich, dass der aufregende, zärtliche Mann, der noch vor wenigen Minuten am Strand mit ihrem Baby gespielt hatte, nur ein Trugbild gewesen war. Sie durfte sich nicht davon blenden lassen. Gabriel war immer gnadenlos charmant, wenn er etwas haben wollte. Und jetzt wollte er eben sie.
Gabriel Santos musste immer und um jeden Preis der Sieger sein, egal ob es ums Geschäft oder romantische Eroberungen ging. Doch sobald er sein Ziel erreicht und sie in sein Bett bekommen hatte, wäre er mit ihr fertig. Er würde nicht länger die Tatsache tolerieren, dass sie ein Kind hatte, sondern sie ohne viel Federlesen aus seinem Leben verabschieden und durch eine neue Eroberung ersetzen.
„Felipe Oliveira ist kein Dummkopf“, erinnerte Laura ihn. „Und sein Misstrauen heute Nachmittag war nicht zu übersehen. Was, wenn er nach dem Ball immer noch nicht glaubt, dass du mich liebst?“
„Er wird es glauben.“
„Und wenn nicht?“
Gabriel zuckte lässig die Schultern. „In dem Fall lasse ich Plan B in Kraft treten.“
10. KAPITEL
Der große Fantasia Galaball war das begehrteste Ereignis der Carnaval – Saison. Das glamouröse Event, das in einem Kolonialpalast an der Costa Verde südlich von Rio stattfand, zog Jahr für Jahr die lokale High Society und natürlich auch die notorischen Partygänger des internationalen Jetset an.
Und heute Abend würde Laura eine von ihnen sein!
Die Tür des schwarzen Rolls Royce schwang auf, und sie betrat den roten Teppich, der bis zum Eingang des Palastes reichte.
Gabriel, der in seinem Smoking zum Niederknien aussah, nahm ihren Arm und schob ihn galant unter seinen. Geblendet vom Blitzlichtgewitter der Paparazzi, setzte Laura pflichtschuldig ein strahlendes Lächeln auf, aber innerlich zitterte sie vor Nervosität.
Vorbei an livrierten Türstehern mit gepuderten Perücken durchquerten sie die opulente Eingangshalle, deren Wände und Decke verschwenderisch mit vergoldetem Stuck geschmückt waren. Als sie den Ballsaal betraten, hielt Laura unwillkürlich den Atem an. Vom oberen Ende der Treppe aus blickte sie auf riesige funkelnde Kristalllüster. In einer großen Wandnische spielte ein Orchester. Die Musiker trugen Kostüme aus dem achtzehnten Jahrhundert, und ihre Gesichter waren mit goldenem Körperglitter bemalt. Überall flanierten Gruppen von Gästen, die lachend und plaudernd an ihren Champagnergläsern nippten und ihre prunkvollen, zum Teil extrem bizarren Roben zur Schau stellten.
„Bist du bereit?“, fragte Gabriel.
Laura, die vor Aufregung keinen Laut herausbrachte, nickte stumm. In dem schulterfreien roten Abendkleid und den weißen Handschuhen, die ihr bis zu den Ellbogen reichten, kam sie sich vor wie Julia Roberts in Pretty Woman. Während Gabriel sie die breiten Marmorstufen hinuntergeleitete, spürte sie das Gewicht des schweren Diamantarmbands an ihrem Handgelenk, das – ebenso wie die dazu passenden tropfenförmigen Ohrgehänge – die Leihgabe eines exklusiven Juweliers war.
Die Augen aller Anwesenden waren auf sie gerichtet, als der umwerfende Gabriel Santos, einer der mächtigsten Unternehmer Rios, sie auf die noch fast leere Tanzfläche führte. Angesichts so viel geballter Aufmerksamkeit fühlte Laura sich unversehens wieder klein und unbedeutend, doch der Walzer, der gerade gespielt wurde, war einfach unwiderstehlich. Als Gabriel seine warme, starke Hand auf ihren Rücken legte und sie sanft an sich zog, verflog ihre Unsicherheit im Nu. In perfekter Harmonie mit der Musik wirbelten sie über das glänzende Parkett. Andere Paare gesellten sich zu ihnen, und als das Orchester das nächste Stück anstimmte, war die Tanzfläche brechend voll.
Laura nahm es kaum wahr. Sie sah nur Gabriel, der ihr verlangend in die Augen schaute und dessen Gesicht ihrem immer näher kam. Jetzt war es nur noch einen Hauch von ihrem entfernt. Sie spürte seinen warmen Atem … und dann küsste er sie.
Warm und verführerisch bewegten sich seine Lippen an ihren. Sprachen von echter, aufrichtiger Liebe. Versprachen ihr …
… eine Lüge!
Mit einer heftigen Bewegung drehte Laura den Kopf zur Seite und schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter. „Warum tust du mir das an?“, flüsterte sie gequält.
„Weißt du das nicht?“ Seine tiefe Stimme umschmeichelte sie verführerisch. „Ich
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