Julia Extra Band 366
zusehen, wie Emilys Träume zerplatzten. Das hatte sie ihrer Mutter geschworen.
„Durchsetzungsvermögen und Ehrgeiz bei Frauen bewundere ich“, sagte Theo mit grimmiger Bestimmtheit. Dann forderte er sie noch einmal mit einer Handbewegung auf, sich vor ihm zu drehen.
„Es muss schön sein, wenn man so lächerlich reich ist, um sich vier Jahre teurer Ausbildung mit ein paar Drehungen bezahlen zu lassen“, sagte Becca und widerstand der Versuchung, sich auf die Lippen zu beißen. „Aber wer bin ich schon, mich widersetzen zu können?“
„Eigentlich kümmert es mich nicht, wer Sie sind“, erwiderte Theo. Sein Ton wurde schärfer, und Becca realisierte, dass man mit ihm besser nicht streiten sollte. Von wegen sicher fühlen , im Gegenteil. Er war wahrscheinlich der bedrohlichste Mann, dem sie je begegnet war. Sie konnte es in seinen Augen lesen, und diese Wahrheit schnürte ihr die Kehle zu. „Nur Ihr Aussehen ist mir wichtig. Ich möchte Sie nicht noch einmal auffordern müssen. Drehen Sie sich um. Ich möchte Sie sehen.“
Es war nicht zu glauben. Becca folgte tatsächlich seiner Aufforderung. Hitze strömte durch ihre Wangen, doch sie tat wie befohlen.
Beim letzten Mal hatte sie sich konservativ gekleidet, als ginge sie zu einem Bewerbungsgespräch. Die besten Schuhe, ihr kastanienfarbenes Haar sorgfältig zurückgekämmt. Später hatte sie sich für diese Sorgfalt gehasst. Deshalb war es ihr diesmal egal gewesen, was man von ihr hielt. Sie hatte sich für ausgefranste Jeans, abgetragene Motorradstiefel und ein altes T-Shirt unter einem noch älteren Sweatshirt entschieden, dazu einen frechen Pferdeschwanz. Ihre hochnäsige Verwandtschaft war zusammengezuckt, als sie hereinmarschiert kam. Sie war mit sich zufrieden gewesen – bis eben.
Nun wünschte sie sich, sie hätte etwas anderes angezogen. Etwas, das seine Aufmerksamkeit hervorgerufen hätte, nicht dieses höhnische Lächeln auf seinen Lippen. Was ist nur los mit mir? Etwas wackelig vervollständigte sie die Drehung – und traf auf seinen undurchdringlichen Blick.
„Zufrieden?“, fragte sie.
„Zumindest mit dem Rohmaterial“, meinte er brüsk.
„Ich habe gelesen, dass viele Direktoren und Firmenchefs Psychopathen sind“, konterte sie im Plauderton. „Das würde genau auf Sie zutreffen.“
Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Es kam so unerwartet, dass Becca einen Schritt zurück machte.
„Nehmen Sie Platz“, befahl er. „Ich mache Ihnen ein Angebot.“
„Das kann nichts Gutes bedeuten“, erwiderte sie und stemmte die Hände in die Hüften, um ihr Zittern zu verbergen. Und sie blieb stehen, obwohl sie weiche Knie hatte. „Ich komme mir vor wie in einem Gruselfilm. Kein Happy End.“
„Dies ist kein Gruselfilm“, sagte er mit seidenweicher Stimme. „Nur eine etwas ungewöhnliche geschäftliche Transaktion. Erfüllen Sie meine Forderungen, erhalten Sie alles, was Sie sich wünschen.“
„Gut. Dann lassen Sie es uns zu Ende bringen.“ Sie gönnte ihm ein falsches Lächeln. „Wo ist der Haken? Es gibt immer einen Haken.“
Einen Moment lang schwieg er und sah sie nur an. Becca hatte die verrückte Vorstellung, dass er bis in ihr Innerstes blicken konnte.
„Es sind einige Haken dabei“, sagte er mit dunkler Stimme. „Ein paar werden Ihnen nicht gefallen, aber ich denke, Sie werden dabeibleiben, weil Sie immer das Resultat im Auge behalten werden. Und was Sie mit dem Geld machen wollen, das sie bekommen, wenn Sie unsere Forderungen erfüllen. Also vergessen Sie die Haken.“
„Und worum geht es?“ Sie ahnte bereits jetzt, dass dieser Mann sie ruinieren könnte. Es brauchte nicht viel. Noch ein Lächeln. Oder, Gott helfe ihr, eine Berührung.
Sie spürte das Feuer, das zwischen ihnen zu lodern begann, sich um sie schlang wie eine Kette. Wie ein Versprechen.
Mit seinen bernsteinfarbenen Augen sah er sie so eindringlich an, dass ihr der Atem stockte.
„Sie werden mir gehorchen müssen. Ausnahmslos.“
2. KAPITEL
„Ihnen gehorchen?“, wiederholte Becca voller Bestürzung. „Sie meinen wie ein dressiertes Tier?“
„Genau so“, bejahte er. Ihre Augen waren von interessanter Farbe zwischen Braun und Grün. Bei Aufregung verdunkelten sie sich. Das faszinierte ihn. Sie müsste Kontaktlinsen tragen, dachte er, um Larissas smaragdgrüne Augenfarbe zu erzielen. Die Welle des Schmerzes, die ihn bei dem Gedanken durchfuhr, versuchte er zu ignorieren. „Wie ein gehorsamer Hund an meiner Seite.“
Theo wusste
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