Julia Extra Band 367
Lord Whellerby.“
Wider besseres Wissen hoffte ich, meine Schwester würde endlich begreifen, in was für eine peinliche Situation sie mich brachte, und zur Vernunft kommen.
Und dass Roly immer noch mitfühlend die Hand tätschelte, war nicht gerade hilfreich.
Saffron zog einen Schmollmund. „Ich verstehe nicht, warum du überhaupt arbeitest. Wenn du nur mit Daddy reden würdest, könntest du machen, was du willst. Warum seid ihr beide bloß so stur?“
„Mein Beruf ist das, was ich will“, klärte ich sie verzweifelt auf. „Warum kannst du das nicht verstehen?“
Weinerlich verzog sie das Gesicht. „Ich fasse es nicht, dass du so gemein zu mir bist!“
Entnervt rieb ich mir die Schläfen. Ich liebte meine Schwester, aber manchmal trieb sie mich wirklich in den Wahnsinn.
„Dieses Projekt muss rechtzeitig fertig werden, weil eine Menge Geld und Arbeitsplätze daran hängen“, sagte ich und warf Roly einen flehenden Blick zu.
„Ich glaube, eine Verzögerung von einigen Wochen wäre nicht so tragisch“, erklärte dieser jedoch und betrachtete Saffron dabei bewundernd.
Ohne nachzudenken, drehte ich mich zu George um.
„Ich schätze, für Hugh Morrison würde es schon eine Rolle spielen“, gab er zu bedenken. „Jede Verzögerung würde für ihn unnötigen Stress bedeuten.“
„Genau“, pflichtete ich ihm bei, und Roly wirkte plötzlich auch ernüchtert.
Daraufhin sank Saffron in sich zusammen. „Dir scheint nicht klar zu sein, dass Hochzeitsvorbereitungen mindestens genauso stressig sind. Aber wenn dieser Hugh dir wichtiger ist als ich …“
Nun beugte George sich vor. „Warum machen Sie die Party nicht hier?“
„Hier?“
„Ich weiß, dies ist nicht London.“ George hob die Hand, bevor Saffron etwas einwenden konnte. „Aber es wäre etwas ganz Besonderes. Wie viele Menschen können schon in einem Herrenhaus feiern?“
„Vermutlich die meisten von Saffrons Freunden“, erwiderte ich süffisant. „Das kommt überhaupt nicht …“
„So etwas wie eine Hausparty?“, fiel Saffron mir ins Wort.
„Genau“, erwiderte George.
„Wir könnten Kostüme tragen wie in diesen Fernsehserien.“
„Ja. Sie könnten die schöne Tochter sein, Ihre Freundinnen attraktive Witwen oder junge Mädchen, die in die Gesellschaft eingeführt werden möchten, und Frith die verklemmte Haushälterin, die heimlich in einen der Diener verliebt ist.“
„He …“, protestierte ich, doch Saffron begeisterte sich zunehmend für die Vorstellung.
„O ja! Ich wollte schon immer einmal eins dieser wunderschönen Abendkleider tragen.“
Buffys Verrat war vergessen. Saffron strahlte übers ganze Gesicht. „Eine richtige Hausparty wie vor hundert Jahren … Wir könnten einen Ball geben!“
Ich warf George einen strengen Blick zu. „Sehen Sie, was Sie jetzt angerichtet haben?“
„Dann müssen wir allerdings auch Männer einladen“, redete Saffron weiter. „Aber das ist in Ordnung. Jax würde im Frack heiß aussehen. Und es gibt bestimmt einen Ballsaal, oder?“
Jetzt reichte es mir. „Stopp!“ , rief ich und hob die Hände. „Wir werden hier weder einen Ball noch sonst irgendetwas veranstalten. Dies ist Lord Whellerbys Haus. Es ist nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.“
„Bis jetzt zumindest“, sagte George.
„Was?“, fragte ich.
Er blickte seinen Freund an, der ihm aufmunternd zunickte. „Im Zuge unseres Bauvorhabens werden wir den Ostflügel umbauen, damit er für Veranstaltungen wie Hochzeiten und Feiern gebucht werden kann. Natürlich sind dafür umfangreiche Renovierungsarbeiten erforderlich. Aber da Saffron so bekannt ist, wäre ihre Feier vielleicht gute Publicity.“
Ich verspürte einen mir unerklärlichen Groll. Schließlich hatte ich ihn als oberflächlichen Playboy abgestempelt, für den der Job nur ein Zeitvertreib war. Warum sprach er nun von langfristigen Investitionen?
„Saffron Taylor ist das It-Girl und damit eine echte Trendsetterin. Wo sie hingeht, werden andere folgen.“
Verzweifelt schloss ich die Augen.
„Wir brauchen es nicht einmal bekannt zu geben. Es wird sich schnell herumsprechen, und wir werden uns vor Besuchern kaum retten können.“
Und damit war es beschlossene Sache. Ich musste jetzt nicht nur ein Konferenzzentrum bauen, sondern eine Kostümparty für einen Haufen verwöhnter Promis organisieren.
3. KAPITEL
„Ja, fühlen Sie sich ruhig wie zu Hause.“ Nachdem ich meine Aktentasche auf die Arbeitsplatte gelegt hatte, betrachtete ich
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