Julia Festival Band 0103
Und jeder, der im Mai, dem Monat der Liebe, in den Laden kommt, darf ein Los ziehen und hat die Chance, es zu gewinnen.“
Der Redakteur pfiff leise durch die Zähne. „Ein wirklich guter Werbegag!“ Er legte den Stift beiseite und stand auf. „Und eine verdammt gute Story! Wir sehen uns also am Samstag.“
Auf dem Rückweg konnte Holly der Versuchung nicht widerstehen, einen Abstecher zum Laden zu machen. Durchs Schaufenster sah sie, dass die Arbeiten auf Hochtouren liefen. Es wurde gehämmert, gesägt, und aus der Wohnung ließ sich der Lärm einer Bohrmaschine vernehmen. Zögernd stand Holly vor der Eingangstür, als sich diese plötzlich öffnete und eine wohlbekannte Gestalt in verwaschenen Jeans auf die Straße trat.
„Hallo, Holly!“ Luke klang nicht gerade begeistert. „Ich dachte, Sie wollten erst kommen, wenn alles fertig ist?“
„Bin ich hier nicht erwünscht?“
„Natürlich nicht!“ Er lächelte, obwohl ihm nicht danach zumute war. Es viel ihm immer schwerer, mit der Situation umzugehen, aber glücklicherweise musste er es nur noch zwei Tage aushalten. Dann hatte er es geschafft, dann würde sein Leben endlich Holly-frei sein! Endlich würde er wieder schlafen können, weil er diese Frau nicht mehr ständig vor Augen haben musste. „Es ist Ihr Laden. Nie im Leben hätte ich mich für Wände in Grün, Purpur und Gold entschieden oder einen Fußboden aus naturbelassenem Fichtenholz!“
„Ich bin Ihnen wirklich dankbar, dass Sie trotzdem auf meine Wünsche eingegangen sind.“ Holly war sich bewusst, dass das längst nicht jeder Vermieter getan hätte. Wenn Luke doch auch im persönlichen Bereich etwas von diesem Entgegenkommen zeigen würde, statt sich ständig unnahbar zu geben!
„Dafür, dass sich in zwei Tagen ihr großer Traum erfüllen wird, machen Sie einen sehr niedergeschlagenen Eindruck, Holly.“
Sie zuckte die Schultern und suchte fieberhaft nach einer passenden Antwort, denn sie konnte ihm schließlich schlecht sagen, wie sehr sie ihn vermissen würde. „Ich glaube, mir wird jetzt erst richtig klar, worauf ich mich eigentlich eingelassen habe“, antwortete sie schließlich.
„Aha, Angst vor der eigenen Courage?“
Stolz hob Holly den Kopf und sah ihn aus ihren grünen Katzenaugen provozierend an. „Nein. Sehe ich so aus?“
Abrupt wandte er sich ab, um ihr seine Erregung zu verbergen. Was, um Himmels willen, war nur mit ihm los? Er war doch schließlich kein pubertierender Schuljunge mehr! „Gehen Sie jetzt nach Apson House?“, fragte er sie mit einem Blick über die Schulter.
„Nein, ich bleibe hier und bette mein müdes Haupt auf Hobelspäne“, antwortete sie ironisch und zwinkerte ihm zu.
Ihr Humor war so ansteckend, dass er lachen musste und sich wieder umdrehte. „Was ist mit heute Abend? Wollen wir essen gehen?“ Im Restaurant mit ihr zusammen zu sein war einfacher für ihn, da standen wenigstens keine breiten Betten und einladenden Sofas in der Nähe.
Holly schüttelte den Kopf. „Ich möchte nur eine Kleinigkeit essen und früh schlafen. Außerdem muss ich noch einige Schreibarbeiten erledigen und vor allem Kassensturz machen.“
„Wieder ohne Taschenrechner?“
Holly wusste, dass sie ihn mit ihren Fähigkeiten im Kopfrechnen tief beeindruckt hatte. „Nur weil ich Kunst studiert habe, muss ich nicht völlig weltfremd sein!“, spottete sie.
„Natürlich nicht, Holly. Sie sind eine nahezu perfekte Frau.“
„Nur nahezu?“ Gespielt entrüstet blickte sie ihn an.
„Sie können nicht kochen!“
Auf dem breiten Kiesweg, der zu den Stufen von Apson House führte, blieb Holly stehen, um sich den Anblick genau einzuprägen. Nur noch zweimal schlafen, und dann war der Tag gekommen, von dem sie so lange geträumt hatte. Endlich würde sie selbstständig sein und ihre Kreativität so ausleben können, wie sie es sich immer gewünscht hatte.
Weshalb konnte sie sich dann nicht uneingeschränkt darüber freuen? Warum war der Gedanke so bedrückend, dass damit die Zeit in diesem wunderschönen Haus und mit Luke zu Ende ging?
6. KAPITEL
Luke öffnete die Tür und brachte die altmodische Ladenglocke zum Klingeln.
Holly, die auf einer Trittleiter stand und goldfarbene Ballons an einer Efeugirlande befestigte, sah erwartungsvoll auf ihn hinunter. Es war ihr sehr wichtig, was Luke von der Dekoration hielt. Sein Lob fehlte noch, ansonsten war bisher alles zu ihrer vollen Zufriedenheit verlaufen. Der Zeitplan hatte auf die
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