Julia Festival Band 0103
sehr ähnlich.“
Kopfschüttelnd stand Ursula auf und ging zum Schaufenster, um das Kleid aus der Nähe zu betrachten. „Wirklich! Kaum ein Unterschied!“ In Erinnerungen versunken stand sie da. „Unser Kleid hing gut versteckt im Schrank meiner Eltern. Meine Schwester und ich durften es uns ansehen, aber natürlich nur durch die Plastikfolie. Einzig und allein zu Geburtstagen wurde es aus der Schutzhülle genommen, und wir durften es anfassen. Darauf haben wir uns immer das ganze Jahr gefreut.“
„Hat Ihre Mutter es denn nie anprobiert? Einfach um zu sehen, wie es wirkt?“
Ursula lächelte. „Meine Mutter hatte meine Figur, nie hätte sie sich in das Kleid zwängen können. Aber meine Schwester ist gertenschlank, ihr hätte es gepasst – und meine Schwester will heiraten. Dieses Kleid hier ist zwar nicht das Original, aber fast so gut.“ Ursula öffnete ihre Handtasche und holte das Portemonnaie hervor. „Ich möchte es kaufen. Was kostet es?“
Holly wusste nicht, wie sie es Ursula erklären konnte, ohne sie allzu sehr zu enttäuschen. Deshalb schüttelte sie nur den Kopf und sagte leise: „Tut mir leid, es ist unverkäuflich.“
„Aber es ist doch im Schaufenster ausgestellt!“
„Ja, aber haben Sie nicht das Plakat gelesen, das daneben hängt? Das Kleid ist der Hauptgewinn in einer Lotterie, die ich anlässlich der Eröffnung meines Ateliers veranstalte. Sie können das Kleid nicht kaufen, aber Sie können eine Karte ausfüllen und an der Verlosung teilnehmen.“
Ursula biss sich auf die Lippe. „Und wenn ich nicht gewinne?“
„Wenn Ihre Schwester unbedingt dieses Modell haben will, kann ich noch eins nach den persönlichen Maßen anfertigen. Aber nicht vor November.“
„November?“ Ursula war entsetzt. „Aber Amber heiratet im August!“
Holly seufzte. „Die Illustrierte, die den Wettbewerb ausgeschrieben hat, will im Oktober eine groß aufgemachte Sonderausgabe zum Thema Hochzeit herausgeben, in der das Kleid der breiten Öffentlichkeit präsentiert werden soll. Ich darf es vorher verkaufen, aber getragen werden darf das Kleid erst, nachdem der Verkauf der Sonderausgabe gelaufen ist – damit musste ich mich einverstanden erklären.“
„Ich glaube kaum, dass die Redaktion mit einer solchen Forderung vor Gericht durchkommen würde“, bemerkte Luke.
„Vielleicht nicht. Aber ich habe zugestimmt, und es wäre unfair von mir, mich nicht an die Regeln zu halten. Schließlich war es das Geld der Illustrierten, das mir den Laden überhaupt ermöglicht hat.“
Ursula zuckte resigniert die Schultern. „Schade! Aber ich werde die Karte trotzdem ausfüllen und in die Trommel werfen. Vielleicht habe ich nach so viel Pech ja auch einmal Glück. Es wäre einfach fantastisch, das Kleid zu besitzen, selbst wenn Amber es nicht tragen kann.“
„Wissen Sie denn nicht, an wen Ihre Mutter das Kleid damals verkauft hat?“, erkundigte sich Luke.
Ursula schüttelte den Kopf. „Ich habe nicht die leiseste Idee und kann meine Mutter auch nicht mehr fragen, denn sie ist schon lange tot. Damals jedenfalls hat sie nie darüber gesprochen. Wenn man seine Sachen verkaufen muss, um nicht zu verhungern, redet man nicht gern darüber.“
„Und wo haben Sie damals gewohnt?“
„Auch schon in London, allerdings in Croyden. Heute wohnen wir im Norden der Stadt.“
Luke nickte. „Und wie kommen Sie heute Abend zurück?“
„Gar nicht. Ich habe mir im Gasthof gleich nebenan ein Zimmer genommen, denn ich fahre nicht gern bei Nacht.“
Luke nickte, und Holly reichte Ursula einen Stift, damit sie ihre Adresse auf die Teilnahmekarte schreiben konnte. Nachdem Ursula diese in den Schlitz der Trommel gesteckt hatte, schüttelte sie Holly und Luke die Hand. „Vielen Dank für die Hilfe. Selbst wenn ich unser Kleid wohl nie wieder finden werde, war es doch interessant, etwas über seine Geschichte zu erfahren.“
„Meine Mutter wird sich auch freuen, wenigstens etwas über den Verbleib ihres Kleides zu erfahren. Ich werde ihr davon berichten, wenn sie demnächst wieder nach England kommt“, versprach Holly und reichte Ursula ihre Visitenkarte. „Wenn Sie einmal ein Brautkleid brauchen, wissen Sie, wo Sie mich finden können.“
Ursula lächelte. „Vielen Dank. Ich hoffe jedoch von ganzem Herzen, dass ich es sein werde, die das Kleid gewinnt.“
Holly wünschte es ihr, fragte sich jedoch, was Ursula damit anfangen wollte. Mit ihrer Figur würde sie in das Kleid nie hineinpassen, und ihre Schwester
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