JULIA FESTIVAL Band 76
seine Rücksichtslosigkeit und sein Hang zu schnellen Autos das Leben gekostet – zusammen mit seiner Frau.“
„Und deshalb gehen Sie Colton aus dem Weg. Sie sind wütend auf David und auf das Baby.“
„So viel zu dem Thema, dass Sie mich für einen Heiligen halten.“
„Oh.“ Sie legte die Hand auf ihre Brust. „Das habe ich nicht böse gemeint. Es ist eine ganz natürliche Reaktion.“
Er sah sie aufmerksam an. „Ich bin nicht böse auf Colton, und ich will ihn nicht bestrafen. Ich hatte ihn noch gar nicht gesehen, bis der Babysitterservice ihn zu Ihnen ins Haus brachte. Wie ich schon sagte – David und ich standen uns nicht nahe. Ich habe seit Jahren sein Haus nicht mehr betreten, geschweige denn Colton jemals zuvor zu Gesicht bekommen. Ich stehe ihm nicht ablehnend gegenüber – ich bin nur nicht interessiert, das ist alles.“
„Geben Sie ihm doch eine Chance, Jonathan. Er braucht Sie. Und ich glaube, dass Sie ihn auch brauchen. Lassen Sie es auf einen Versuch ankommen. Verbringen Sie etwas Zeit mit ihm, gewöhnen Sie sich an ihn. Es ist das größte Geschenk, das es gibt, wenn man im Leben eines Kindes eine positive Rolle spielen kann.“
Sie musste nicht seinen Gesichtsausdruck im Dunkeln sehen können, um zu bemerken, dass er nicht sonderlich beeindruckt war.
„Ich bin nicht so begeistert vom Familienleben wie Sie“, sagte er rundweg. „Die meisten Familien sind nicht so vollkommen wie die Ihre.“
„Meine Familie ist gar nicht vollkommen“, erklärte sie. „Wir haben uns alle zusammengerauft.“ Sie presste die Lippen zusammen und überlegte, wie sie ihn davon überzeugen könnte, dass es wichtig war, die richtige Entscheidung zu treffen.
„Meine Mutter wurde mit fünfzehn schwanger“, erzählte sie. „Ihre Eltern, also meine Großeltern, waren furchtbar wütend darüber. Mein Vater ließ meine Mutter einfach sitzen und verschwand spurlos. Als meine Mutter achtzehn wurde, wurde sie von ihrer immer noch wütenden Familie vor die Tür gesetzt. Ich war damals knapp drei Jahre alt.“
Sie lächelte gequält. „Ich kann mich kaum an diese Zeit in meinem Leben erinnern. Meine Mutter muss sich furchtbar gefühlt haben. Sie hatte keine Berufsausbildung, keine finanzielle Unterstützung und die Verantwortung für ein kleines Kind. Aber wir sind miteinander aufgewachsen. Wir hatten kaum Geld, aber wir hatten uns und waren füreinander da, und deshalb war das nicht so wichtig.“
Ein Gefühl der Wärme erfüllte sie, als Erinnerungen in ihr aufstiegen. „Sicher war sie oft kurz vorm Aufgeben, aber sie tat es nicht. Und als sie Frank heiratete, hätte ich mich auch querstellen und ihm das Leben schwer machen können, nur damit ich meine Mutter für mich allein gehabt hätte. Aber ich wollte ihm eine Chance geben. Und dann fand ich heraus, dass er ein ganz wundervoller Mann war. Ich bin froh, dass er ein Teil meines Lebens wurde.“
Sie rutschte auf dem Sessel vor. „Sie sind ein so großzügiger Mann, Jonathan. Durch Ihre Unterstützung haben Sie vielen Menschen geholfen. Sie haben Startkapital zur Verfügung gestellt und es den Leuten ermöglicht, ihre Träume wahr zu machen. Sie haben ein großes Herz. Meinen Sie nicht, dass da auch noch Platz für einen kleinen Jungen ist?“
Er sprang auf und ging zum offenen Kamin. Mit einem Arm lehnte er sich auf den Kaminsims. „Ich weiß wirklich nicht, wie Sie zu Ihrer Einschätzung kommen. Sie sind eine heillose Optimistin, Cynthia, und Sie wollen immer nur das Beste in den Menschen sehen.“
Unwillkürlich musste Cynthia lachen. „Sie sagen das gerade so, als ob es ein Fehler wäre.“
Er wirbelte herum und sah sie an. „Natürlich ist es das. Die Menschen sind weder gut noch selbstlos. Sie sind egoistisch und böse und nur freundlich zu dir, wenn du ihnen etwas zu bieten hast.“
„Sie wollen, dass die Welt Sie für den großen bösen Wolf hält, aber in Wahrheit sind Sie ein Softie, Jonathan Steele. Mich täuschen Sie nicht eine Sekunde.“
Er starrte sie an. „Wenn Sie das glauben, sind Sie ein Dummkopf. Sie machen einen Fehler. Ich bin in der Lage, mich genauso wie ein Wolf zu verhalten. Ich könnte Sie mühelos in Stücke reißen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Warum wollen Sie nur, dass ich schlecht von Ihnen denke? Was wollen Sie verbergen?“
„Ich sage Ihnen nur die Wahrheit.“ Er machte einen Schritt auf sie zu. „Fordern Sie mich nicht heraus, Cynthia. Sie können nicht gewinnen.“
Sie stand auf und stellte sich
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