JULIA FESTIVAL Band 76
Schlafmütze“, sagte er mit einem Lächeln.
„Entschuldige. Ich wollte nicht einschlafen.“ Sie schwang die Beine aus dem Wagen, und im nächsten Moment hob Austin sie auf die Arme.
„Lass mich sofort wieder herunter“, verlangte sie.
„Nein. Du gehörst ins Bett.“
„So furchtbar müde bin ich auch wieder nicht.“ Sie schlang die Arme um seinen Hals und kuschelte sich an ihn, als er sie die Treppe hinauftrug.
Austin war so wunderbar romantisch. Sie seufzte und fuhr ihm durch die Haare. Ihr wurde ganz warm, als sie daran dachte, wie sie sich lieben würden.
Er blieb stehen. „Wir sind da.“ Langsam setzte er sie ab.
Sie legte den Arm um seine Taille und lächelte zu ihm auf. „Ich kann es noch gar nicht glauben.“ Sie fasste nach seiner Anzugjacke und begann, sie ihm von den Schultern zu streifen.
Er trat einen Schritt zurück. „Nicht, Rebecca.“ Er legte ihr die Hände auf die Schultern und drehte sie um. Seit ihrer ersten Nacht war sie nicht mehr hier oben gewesen, aber sie erinnerte sich noch sehr gut daran, wie das Loft damals ausgesehen hatte.
Es hatte sich verändert. Am hinteren Ende war jetzt ein Raum abgeteilt. Eine Tür stand offen, und dahinter war ein Bett zu sehen. Aber Austins Bett stand noch da, wo sie es in Erinnerung hatte. Zwei Betten?
„Austin? Was bedeutet das?“
„Ich weiß doch, dass du Platz für dich brauchst, wo niemand dich stört.“
Sie schlang die Hände ineinander. „Getrennte Schlafzimmer.“
„Ja. Ich dachte, es wäre am besten so.“
Für wen? Sie trat einen Schritt zurück und suchte Halt am Geländer. Er wollte nicht, dass sie im selben Bett schliefen. Alle ihre Träume und Hoffnungen zerstoben in ein Nichts.
Er sah sie nicht an, sondern hatte den Blick an ihr vorbei auf einen imaginären Punkt an der Wand gerichtet. Dabei drehte er an seinem Ehering, als störte er ihn. Wahrscheinlich war es so.
Sie hatte sich etwas vorgemacht. Austin hatte nie eine wirkliche Ehe führen wollen. Rebecca holte tief Luft, entschlossen, noch einen Versuch zu wagen. „Austin, ich bin deine Frau.“
„Ich weiß“, sagte er und ging zur Treppe. „Aber ich habe mir alles genau überlegt. Es ist für uns beide am besten so.“
10. KAPITEL
Austin stand am Fenster. Von hier konnte er über die Baumwipfel zu dem großen Haus hinübersehen. Nachts warfen Sterne und Mond unheimliche Schatten über das Land. Seit sieben Nächten stand er hier, starrte aus dem Fenster und fragte sich, ob er endgültig alles verdorben hatte.
Aber jetzt war Tag. Unten stand Rebecca vor ihrem neuen Kombi, den er ihr vor zwei Tagen gekauft hatte. Ein paar Helfer beluden ihn unter ihrer Aufsicht mit den Sachen für den Imbiss-Stand auf dem Jahrmarkt. Einmal schaute sie zum Loft hinüber, und er wusste, dass sie ihn hinter der Scheibe sehen konnte, wenn sie es auch nicht zu erkennen gab. Seit ihrem Hochzeitstag hatte er sie nicht mehr lächeln sehen. Das hatte er nur sich selbst zuzuschreiben.
Er könnte natürlich einfach hinuntergehen und seine Hilfe anbieten. Rebecca hätte sicher nichts dagegen. Vielleicht würde er damit ja die Distanz überbrücken, die immer größer wurde zwischen ihnen.
Aber er rührte sich nicht. Jetzt lächelte sie einem jungen Mann zu, der gerade eine Kiste in den Wagen geladen hatte. Ein Sonnenstrahl tanzte auf ihrem Haar und veränderte seine Farbe mit jeder Bewegung. Ihre Haut war honigfarben, und wenn der Sommer vorbei war, würde sie braun gebrannt sein. Und man würde ihre Schwangerschaft sehen können.
Die Nachricht von ihrer Hochzeit hatte Glenwood völlig überrascht, aber noch wusste niemand von dem Kind. Ihm selbst war es völlig gleichgültig, wenn die Leute sich über ihn den Mund zerrissen, aber bei Rebecca war das etwas anderes. Unwillkürlich ballte er die Hände zu Fäusten und schwor sich, sie vor dem Klatsch zu schützen. Aber dann schalt er sich selbst einen Narren.
Die einzige Person, vor der Rebecca geschützt werden musste, war er selbst.
Sie fühlte sich abgeschoben. Dabei hatte er es mit dem eigenen Schlafzimmer für sie nur gut gemeint. Und doch hatte er wieder einmal alles falsch gemacht. Er hatte ihr versprochen, immer für sie dazusein. Nicht einen einzigen Tag hatte er sein Versprechen bisher gehalten.
Er wandte sich vom Fenster ab. Vielleicht hätte er Rebecca vorher fragen sollen, bevor er das Zimmer abgetrennt hatte. Er hätte ja auch gern das Bett mit ihr geteilt. Aber sie war schwanger, und in so einer Zeit musste man als
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