Julia Festival ext.Weihnachten Band 05
Geschäfte früher. Erst zwei Wochen vor Weihnachten wurden die Öffnungszeiten verlängert, damit die Leute in letzter Minute noch alle Geschenke besorgen konnten, die auf ihren Wunschzetteln übrig geblieben waren.
So sehr er auch dagegen ankämpfte, Tim musste immer wieder an Laura denken. Er sah ihr Gesicht vor sich, als sie ihn gestern wütend angeschaut hatte, bevor sie die Wohnung fluchtartig verlassen hatte. Der Ausdruck in ihren Augen hatte Schuldgefühle in ihm geweckt, obwohl er sich im Recht fühlte. Schließlich stellte er nur einen Marketingbericht zusammen. Es war ein Bericht unter vielen. Aber er ist ausgefeilter als die meisten anderen, dachte er mit einem Stolz, den er für berechtigt hielt.
Leider war Laura anderer Meinung gewesen.
Er nickte dem Kassierer ein kurzes Dankeschön zu und verließ das Geschäft. Gleich hinter ihm schloss der Kassierer die Eingangstür ab. Tim schaute zum anderen Ende des Einkaufszentrums hinüber, wo sich Mattingly’s Department Store befand. Die Lichter waren bereits ausgeschaltet. Seufzend blickte er an seinem Mantel hinab. Dann lächelte er. Vielleicht war diese Verkleidung ganz angebracht. Laura hatte schließlich nicht den Weihnachtsmann angeschrien, sondern ihn, Tim.
Die ganze Geschichte hat weder etwas mit meinem Verkleidungstrick noch mit mir zu tun, überlegte er, während er zu seinem Wagen ging. Der Grund für Lauras Empfindlichkeit war Robbies Vater, der einer unschuldigen Neunzehnjährigen Lügen zugeflüstert hatte.
Zum ersten Mal in seinem Leben verspürte Tim den Wunsch, sich mit jemandem zu prügeln. Laura war eine vertrauensvolle junge Frau gewesen, bis über beide Ohren verliebt. Und dieser rücksichtslose Kerl hatte all ihre Ideale zerstört, weil er nicht begriff, was er an ihr hatte.
Das ist mein Glück, fügte er hinzu. Tim öffnete seinen Kofferraum und legte den Karton mit dem Geschenk hinein. Dabei fiel sein Blick auf die Starterkabel. Lächelnd nahm er sie kurz in die Hand. Dann schüttelte er über sich selbst den Kopf und schlug die Haube zu.
Trotz all des Leids, das sie erlebt hat, ist sie keine verbitterte Frau, fuhr Tim mit seinen Überlegungen fort. In ihren Augen spiegelte sich keine Bitterkeit. Gerade ihre Augen hatten ihn als Erstes angezogen. Ihre Augen und das erleichterte Lächeln auf ihren Lippen, als sie Robbie in die Arme geschlossen hatte. In jenem Moment war sie Tim aufgefallen.
Als er sie dann kennenlernte, bestätigte sich seine erste Reaktion.
Tim setzte sich hinter das Steuer. Um überhaupt dort Platz zu finden, musste er sein dickes Bauchpolster zusammendrücken. Ganz gleich, was sie selbst behauptete, die Frau, die ihn in seinem Apartment geküsst hatte, wusste, was es bedeutete, jemanden zu begehren. Oder begehrt zu werden. Diese Gefühle hatte sie nicht vergessen.
An diesen Gedanken klammerte sich Tim ebenso wie an die Erinnerung an den Kuss und das Gefühl, sie in den Armen zu halten, als er sich zu einem Friedensangebot entschloss.
Er strich über seinen Bart, der ihm Glück bringen sollte. Dann startete er den Wagen und machte sich auf den Weg zu Laura.
Laura sah erstaunt auf, als die Türglocke läutete. Es war kurz nach sieben. Sie kannte eigentlich niemanden, der sie um diese Uhrzeit besuchen würde. Und Verkaufsvertreter waren normalerweise taktvoll genug, um nicht auch noch am Wochenende an der Tür zu klingeln.
Sie rieb sich den Nacken, während sie ihr Buch beiseitelegte. Auf dem Esszimmertisch waren haufenweise Papiere verteilt. Laura hatte heute mit ihrer Arbeit nicht allein sein wollen. Um Robbie beim Spielen zuzusehen und ihre Mutter in der Küche rumoren zu hören, hatte sie sich mit ihren Papieren im Esszimmer ausgebreitet. So konnte sie an dem Familienleben teilhaben und trotzdem ein wenig arbeiten. Das Esszimmer war ein Verbindungsraum zwischen Küche und Wohnzimmer. Von hier aus hatte sie freien Blick zum Wohnzimmer, wo Robbie auf dem Fußboden lag und mit seinen Soldaten spielte. Wenn sie sich nicht irrte, schossen sie gerade auf den künstlichen Weihnachtsbaum.
Wieder läutete die Türglocke.
„Erwartest du jemanden?“, fragte Laura ihre Mutter.
Janka kam aus der Küche und wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab. „Hoffentlich, ja … vielleicht.“
Laura schüttelte den Kopf. Wenn ihre Mutter sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, gab sie so leicht nicht auf. „Mutter, ich habe es dir doch gesagt. Nach dem Krach, den ich gestern mit Tim Holt hatte, wird er sich
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