Julia Festival ext.Weihnachten Band 05
etwas Geld in die Hand gedrückt hatte, war er für immer aus ihrem Leben verschwunden. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht herauszufinden, ob sie das Baby zur Welt gebracht hatte. Wenn sie seinem Vorschlag gefolgt wäre, hätte sie es abtreiben lassen müssen.
Sie starrte in ihren Becher. Die Flüssigkeit reflektierte das Deckenlicht. „Wenn so etwas passiert ist, verliert alles Neue seinen Glanz.“
Er streckte die Hand nach ihr aus. Laura rührte sich nicht. Noch gab sie nicht nach. Doch sie würde es bald tun, davon war Tim überzeugt.
„Tim“, rief Robbie aus dem Wohnzimmer. „Ich brauche Hilfe.“
„Die brauchen wir alle“, sagte Tim leise, während er Laura in die Augen schaute. „Ich komme sofort.“
Was meinte er damit? Die brauchen wir alle. Wollte er ihr sagen, dass sie Hilfe brauchte und er bereit war, sie ihr zu bieten? Nun, sie brauchte niemanden. Ihr Leben gefiel ihr, wie es war, und es ging ihr gut.
Nach einer Weile erhob sich auch Laura vom Küchentisch. Nebenan wartete immer noch Arbeit auf sie. Sie atmete tief durch, bevor sie ins Wohnzimmer hinüberging.
Tim saß auf dem Fußboden und bastelte an dem Schienenstrang, der um den Baum herumlaufen sollte. Robbie kauerte neben ihm. Sein Gesicht war vor Aufregung rot, und er war eifrig bemüht, Tims Anweisungen zu befolgen.
Als Laura sich ihrer Arbeit widmen wollte, stellte sie fest, dass sie nichts mehr aufnehmen konnte. Die Worte purzelten durcheinander, ohne irgendeinen Sinn zu ergeben. Hatte sie ihr geordnetes Leben verloren?
Tims tiefes Lachen drang zu ihr und schien plötzlich ihr Innerstes zu berühren. Sie spürte eine Sehnsucht in sich, die sie nicht bereit war zu akzeptieren.
Laura wehrte sich gegen ihre Gefühle. Wenn sie zugab, dass sie Tim mochte, würde ihr Schutzwall zusammenbrechen. Dies würde unweigerlich andere Dinge nach sich ziehen. Dinge, die sie nicht noch einmal erleben wollte. Die Beurteilung von Männern war ihr schwacher Punkt. Dies wusste Laura. Sie traute sich selber nicht zu, eine kluge Wahl zu treffen. Außerdem standen nun nicht mehr nur ihre eigenen Gefühle auf dem Spiel. Sie musste auch an Robbie denken. Er wäre unweigerlich in ihre Beziehung zu einem Mann verstrickt. Um keinen Preis wollte sie ihn leiden sehen.
Dies war ein Risiko, auf das sie sich nicht einlassen konnte. Sie hatte schon einmal gespielt und verloren. Allzu leicht konnte sich eine solche Situation wiederholen.
„Sie scheinen sich gut zu verstehen“, flüsterte Janka.
Laura sah verschreckt auf. Sie war so in ihre Gedanken versunken, dass sie ihre Mutter nicht hatte kommen hören. „Es sieht so aus.“ Es wäre absurd gewesen, dies abzustreiten. Allerdings konnte der Anschein trügen.
Wenigstens hat sie mir zugestimmt, dachte Janka. Der Rest würde sich von allein ergeben. „Es wird Zeit für dich, ins Bett zu gehen, Robbie“, kündigte Janka freundlich an, während sie in die Hände klatschte.
Robbie verzog enttäuscht das Gesicht. „Muss ich wirklich?“, fragte er gedehnt.
Zu Lauras Erstaunen hatte der Junge diese Frage nicht an sie oder ihre Mutter gerichtet, sondern an Tim. Er bat tatsächlich Tim um die Erlaubnis, noch etwas aufbleiben zu dürfen. Laura hatte das Gefühl, als glitte ihr die ganze Sache aus den Händen. „Du musst morgen zur Schule, Liebling.“
„Nur noch fünf Minuten, Mom“, flehte Robbie. „Wir sind gerade mit dem Tans… mit dem Tans…“ Er sah Tim Hilfe suchend an.
„Mit dem Transformator“, half Tim ihm.
„Mit diesem Ding sind wir fertig“, sagte Robbie schließlich. „Ich will nur einmal sehen, wie die Bahn fährt. Bitte, Mom?“
Nun schaute Tim zu ihr herüber. „Fünf Minuten machen doch nichts aus, oder?“
Es schien sich ein Schema herauszubilden. Seitdem Tim vor zwei Tagen in ihr Leben getreten war, gab sie regelmäßig nach, obwohl sie sich vornahm, hart zu bleiben. Auf keinen Fall werde ich dieses Prinzip fortsetzen, schwor sie sich im Stillen. Aber es schadete nichts, wenn sie ein letztes Mal zustimmte. „Also schön, aber es bleibt bei fünf Minuten.“
„Unter Zeitdruck arbeite ich am besten“, sagte Tim mit dankbarem Lächeln.
Laura wagte nicht, ihn zu fragen, wie sie diese Bemerkung auffassen sollte.
Aus fünf Minuten wurden zehn, aus zehn fünfzehn.
Janka saß auf dem Sofa und schaute den beiden zu. Ein Gefühl von Wärme durchströmte sie. Schließlich war die Eisenbahn aufgebaut und alle Verbindungen angeschlossen. Tim ließ Robbie den Schalter
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