JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
Faith im Licht der untergehenden Sonne war … „Aber ein kleiner Kuss kann nicht schaden, oder?“
„Nein.“ Ihre Lippen waren nur Zentimeter von seinem Mund entfernt, ihr Atem strich warm über seine Wange und fachte sein Verlangen nur noch mehr an. „Ein Kuss kann nicht schaden, aber das war’s. Wir haben keine Affäre, kein kurzes Vergnügen oder wie immer du es nennen willst.“
„Gut“, stimmte er mit einem mutwilligen Grinsen zu. „Ein Kuss und Schluss.“
Sachte umfasste er ihr Gesicht und schob die Finger in ihr Haar, während er sie unverwandt ansah.
Der Kuss war sanft und voller Sehnsucht, als hätten sie alle Zeit der Welt – so anders als jeder Kuss, den Vale bisher erlebt hatte.
Unwillkürlich fragte er sich, wie es wohl wäre, wenn es nicht bei diesem einen Kuss bliebe. Diese Frage erregte und ängstigte ihn zugleich.
Faith fühlte sich wie das hässliche Entlein zwischen lauter Schwänen, als sie mit den anderen Frauen in einem der zahlreichen Räume des Wakefield-Hauses zusammensaß. Neben Sharon und Angela waren noch einige Freundinnen der Braut versammelt.
Vales Mutter und Sharons Eltern hatten sich schon verabschiedet, und die Männer waren auf einen Drink ausgegangen, um Steves Junggesellenabschied zu feiern. Sobald Vale zurückkam, würden sie das Zimmer, vielleicht sogar das Bett miteinander teilen.
„Also los, erzähl schon.“ Francis, die jüngere Schwester des Bräutigams, riss Faith aus ihren Gedanken. „Wie ist es denn, mit Vale, dem Verführer, auszugehen?“
Faith wollte nicht lügen, was sollte sie nur sagen? „Wir sind in erster Linie Kollegen.“
„Schätzchen, erzähl uns nichts. Wir alle haben gesehen, wie ihr euch am Strand geküsst habt.“ Francis wedelte ungeduldig mit einer Hand. „Wenn das kollegial war, hätte ich wohl Medizin studieren sollen.“
Ups . Faith wurde rot, musste allerdings zugeben, dass Francis nicht ganz unrecht hatte. Aber wie sollte sie erklären, was sie selbst nicht verstand?
„Es ist kompliziert.“
„Das ist die Liebe wohl immer“, warf Sharon ein.
„Wir sind nicht verliebt“, behauptete Faith schnell.
„Mir ist nicht entgangen, wie Vale dich anschaut“, sagte Sharon. „Als wärst du die einzige Frau auf der Welt, und als würde er am liebsten gleich am Strand über dich herfallen.“ Sie lächelte vielsagend. „Glaub mir, ich kenne mich aus. Genau so sieht Steve mich an.“
„Unsinn.“ Sicher, Vale hatte mit ihr schlafen wollen, das hatte er selbst zugegeben. Doch das war nicht zu vergleichen mit dem, was Sharon und Steve verband. Was Vale ihr anbot, war nur Sex, nicht Liebe.
Zwar hatte sie sein Angebot abgelehnt, wusste aber trotzdem nicht, wie sie weiter mit ihm zusammenarbeiten sollte, nachdem sie ihn geküsst hatte.
„Oh.“ Sharon musterte sie eindringlich. „Du bist auch in ihn verliebt.“
Faith öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber ihr fehlten die Worte. Was sollte sie auch sagen? Als Arzt hatte sie Vale immer bewundert, sie genoss es, mit ihm zusammenzuarbeiten. Und sie begehrte ihn, was kein Wunder war. Die meisten Frauen taten das.
In den vergangenen Stunden hatte sie eine neue Seite an ihm kennengelernt, und sie musste sich eingestehen, dass ihre Beziehung sich verändert hatte.
Veränderungen machten Faith Angst, auch wenn sie wusste, dass sie immer auch die Chance für einen Neuanfang bargen. Wenn sie die Chance ergriff, dann würde sie Vale ihr Herz öffnen. Sie würde verletzbar werden, und davor fürchtete sie sich.
Auf keinen Fall wollte Faith so werden wie ihre Mutter, die die Liebe kennengelernt hatte und sich dann mit jedem dahergelaufenen Kerl abgab, in der Hoffnung, das wiederzufinden, was sie verloren hatte.
Nein, Faith wollte Vale nicht lieben. Das würde sie einfach nicht zulassen.
Faith warf sich unruhig in dem großen Bett von einer Seite auf die andere. Wenn sie jetzt schon so nervös war, wie sollte sie erst einschlafen, sobald Vale hier war? Würde sie ihn aufs Sofa verbannen, oder fehlte ihr dazu der Mut?
Obwohl seine Familie und alle Gäste sie ausgesprochen freundlich behandelt hatten, war es Faith schwergefallen, sich zu entspannen. Wenn die Gespräche sich um Lieblingsorte an der französischen Mittelmeerküste drehten oder um die besten Adressen fürs Fettabsaugen in Hollywood, konnte sie einfach nicht mitreden.
Nur zu genau rief ihr das in Erinnerung, dass sie bei der Arbeit zwar viel Zeit mit Vale verbrachte, er aber aus einer ganz anderen Welt stammte
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