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Julia Saison Band 11

Julia Saison Band 11

Titel: Julia Saison Band 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen r. Myers Cindy Kirk Marie Ferrarella
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ihr letztes Restchen Mut. Ihr war, als würde er sie nicht nur nackt ausziehen, sondern als ob er auch noch versuchte, ihr Innerstes nach außen zu kehren. Was er suchte, wusste sie nicht. Doch sie musste, um sich zu schützen, den Blick senken, aus Angst, ihr Frösteln könnte sich zu einem regelrechten Zittern auswachsen. Zu spät kam ihr in den Sinn, verstohlen nach dem Pfefferspray im Handyfach ihrer großen Tragetasche zu kramen.
    Als sie es ihm nicht mit einer frechen Antwort heimzahlte, fragte er nahezu freundlich: „Wie heißt du? Die Frage ist durchaus gerechtfertigt“, ergänzte er auf ihren skeptischen Blick hin. „Du kennst meinen Namen.“
    „Merritt Miller.“ Der Wind trieb ihr die Tränen in die Augen, und sie blinzelte sie fort. „Nachdem das geklärt ist, könnten Sie sich vielleicht um Ihre eigenen Angelegenheiten kümmern? Ich muss die Asche raustragen und den Ofen neu anheizen. Vielleicht haben Sie noch nicht gehört, dass ein Unwetter im Anmarsch ist, und ich muss heute Abend arbeiten. Wenn ich keine ordentliche Kohlenglut im Ofen habe, dauert es die halbe Nacht, bis es warm im Haus wird.“ Kaum hatte sie ausgeredet, hätte sie am liebsten die Hand vor den Mund geschlagen. Warum verriet sie ihm, dass später niemand zu Hause sein würde?
    Er ging jedoch nicht darauf ein. Stattdessen fragte er: „Heißt das, du willst zu Fuß zurück in die Stadt gehen? Was ist bloß los mit diesen Leuten? Warum holt Leroy oder sonst jemand dich nicht ab?“
    „Weil sie zu tun haben. Außerdem muss ich laufen, ob ich will oder nicht. Als Therapie.“
    „Therapie.“ Wieder glitt sein Blick an ihr herab. „Du erholst dich von einer Operation?“
    „Nein.“
    „Dann müsstest du dich wohl operieren lassen, tust es aber nicht, und damit deine Hüfte nicht völlig steif wird, musst du dich viel bewegen?“
    „So ähnlich.“
    „Das ist sicher eine beschissene Sache. Was ist passiert?“
    Der anscheinend so schweigsame Mann schien sich in eine Quasselstrippe zu verwandeln. „Ich bin gestürzt.“
    „Aha. Vermutlich aus Tollpatschigkeit wie heute Morgen?“
    Merritt wusste, was er bezweckte, doch die Worte trafen sie trotzdem. „Genau“, erwiderte sie steif.
    Paxton warf einen Blick auf den schrumpfenden Brennholzstapel auf der Veranda. „Ich heize dir den Ofen an, aber du benötigst mehr Holz, als dieser Stapel hergibt.“
    „Hinterm Haus ist noch mehr. Ich muss es nur heranschaffen.“
    „Das übernehme ich.“
    Lieber Himmel, suchte er Arbeit?
    „Mr Paxton, ich bin wirklich arm. Von dem, was ich im Café verdiene, kann ich leben, mehr aber auch nicht.“
    „Habe ich dich um einen Job gebeten?“
    „Nein.“
    Vielleicht lag es an ihrer aufrichtigen Antwort und ihrer ehrlichen Miene, dass er lässig mit den Schultern zuckte und sagte: „Du hast mir im Café den besten Tisch zugewiesen, den jemand in meiner Situation verlangen kann. Du hast mich nicht wie einen Aussätzigen behandelt oder, schlimmer noch, wie Dreck. Reicht das nicht?“
    Mit einem knappen Nicken stieg sie die Stufen hinauf, so gut sie konnte – indem sie zuerst den linken Fuß aufsetzte und den rechten dann langsamer nachzog. Auf der Veranda angekommen, schloss sie die Tür auf.
    Drinnen hatte es sich abgekühlt, doch es war noch nicht ungemütlich kalt. Merritt ging geradewegs zum Aquarium und klopfte an das Glas. „Ich bin wieder da. In ein paar Minuten wird’s besser.“
    Die Tür wurde mit einem dumpfen Knall zugeschlagen. „Du redest mit Fischen?“
    Merritt brauchte sich nicht über die Schulter nach ihm umzusehen; Paxtons Tonfall verriet ihr, dass er sie albern fand. „Ich arbeite zu lange, um mir einen Hund oder eine Katze halten zu können.“ Sie wollte nicht zugeben, dass in der Scheune Katzen lebten. Sie waren wild – oder zumindest nicht handzahm – und sie hatte ein bisschen Angst vor ihnen.
    „Warum plagst du dich für ein paar überteuerte Goldfische ab?“
    „Sie kennen ihre Namen – Wanda und Willy.“ Schließlich überwand sie sich doch, sah sich nach ihm um – und erntete einen ausdruckslosen Blick. „Nach den Filmen Ein Fisch namens Wanda und Free Willy ?“
    Kopfschüttelnd ging Cain Paxton zum Ofen und öffnete die Luftklappe. Im selben Moment veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Zweifellos hatte er entdeckt, was ihr Sorgen bereitete, seit sie den Ofen zum ersten Mal in diesem Jahr angeheizt hatte.
    „Anscheinend ist die Luftklappe so gut wie hin. Sie hängt an einer Seite. Hast du

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