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Kaeltezone

Kaeltezone

Titel: Kaeltezone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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über ältere Damen, die allein lebten.
    »Was ist eigentlich mit dir los?«, fragte sie, als sie losfuhren. »Ich hab noch nie so einen Quatsch gehört. Ich möchte genau wie Rut wissen: Woher kommt diese Wut?«
    »Ach, Mensch, ich weiß nicht«, sagte Sigurður Óli. »Mein Vater war so ein knallharter Kommunist, der nie zur Vernunft kam«, sagte er schließlich. Es war das erste Mal, dass er Elínborg gegenüber seinen Vater erwähnte.

    Erlendur war gerade nach Hause gekommen, als das Telefon klingelte. Er brauchte eine Weile, um sich zu besinnen, wer dieser Benedikt Jónsson am anderen Ende der Leitung war, aber dann erinnerte er sich. Dieser Mann hatte Leopold in seiner Firma angestellt.
    »Störe ich?«, erkundigte sich Benedikt höflich, als Erlendur klar geworden war, wer am Apparat war.
    »Nein«, sagte Erlendur. »Kann ich irgendwas …«
    »Es ist wegen diesem Mann.«
    »Diesem Mann?«, sagte Erlendur.
    »Diesem Mann aus der DDR-Botschaft oder der Handelsmission, oder wie das nun hieß«, sagte Benedikt. »Dem, der mir gesagt hat, ich müsste diesen Leopold anstellen, und der mich darauf hingewiesen hat, dass das deutsche Unternehmen ansonsten Konsequenzen ziehen würde – falls ich mich weigerte.«
    »Ja«, sagte Erlendur. »Dieser Stämmige. Was ist mit ihm?« »Irgendwie erinnere ich mich dunkel daran«, sagte Benedikt, »dass er Isländisch konnte. Eigentlich hat er ganz gut Isländisch gesprochen.«

Achtundzwanzig
    Die Wochen nach Ilonas Verschwinden vergingen eine nach der anderen wie ein unbegreiflicher Albtraum. In seiner Erinnerung waren sie ein einziges Horrorszenario.
    An welche Behörde in Leipzig er sich auch wandte, überall stieß er auf die gleiche ablehnende Haltung. Niemand wollte ihm sagen, was aus ihr geworden war, wohin man sie gebracht hatte und wo sie gefangen gehalten wurde, wessen sie beschuldigt wurde oder welche Abteilung der Volkspolizei mit ihrer Verhaftung zu tun hatte. Er versuchte, zwei seiner Dozenten von seinem Anliegen zu überzeugen, aber sie erklärten nur, dass sie nichts ausrichten könnten. Er wagte einen Vorstoß beim Rektor der Universität, aber der lehnte das Ansinnen rundheraus ab. Als er den zuständigen FDJ-Funktionär dazu bringen wollte, Nachforschungen anzustellen, wurde er eiskalt abserviert.
    Zum Schluss rief er im Außenministerium in Island an. Man versprach, sich in dieser Angelegenheit kundig zu machen, aber er hörte nie wieder etwas von dort; Ilona war keine isländische Staatsbürgerin, und sie waren nicht verheiratet. Der isländische Staat hatte keine Interessen wahrzunehmen, und darüber hinaus bestanden keine diplomatischen Beziehungen zur DDR. Seine Freunde an der Universität und die Isländer in Leipzig versuchten, ihm den Rücken zu stärken, waren aber genauso ratlos wie er. Sie verstanden nicht, was da vorging. Vielleicht war alles nur ein Missverständnis. Früher oder später würde sie wieder auftauchen, und alles würde klargestellt werden. Das Gleiche sagten Ilonas Freunde und andere ungarische Studenten an der Universität, die genauso bemüht waren, Antworten zu erhalten. Alle versuchten sie, ihn zu trösten und ihm zu sagen, dass er die Ruhe bewahren müsse, alles würde sich zum Schluss aufklären.
    Er fand heraus, dass außer Ilona auch noch andere an diesem Tag verhaftet worden waren. Die Staatssicherheit hatte eine Razzia an der Universität durchgeführt. Unter denen, die festgenommen wurden, waren auch einige von Ilonas Freunden, die auf den geheimen Treffen gewesen waren. Er wusste, dass Ilona sie alle gewarnt hatte, nachdem klar war, dass sie beschattet wurden und dass die Stasi Fotos von ihnen besaß. Einige wenige wurden noch am selben Tag wieder auf freien Fuß gesetzt, andere waren länger in Polizeigewahrsam, und einige waren immer noch im Gefängnis, als sie ihn abschoben. Niemand hatte etwas von Ilona gehört.
    Er nahm Verbindung zu Ilonas Eltern auf, die von ihrer Verhaftung erfahren hatten; sie schrieben ihm einen ergreifenden Brief und wollten wissen, ob er Näheres über Ilonas Schicksal herausgefunden habe. Ihnen war nichts darüber bekannt, dass man sie nach Ungarn abgeschoben hatte. Zuletzt hatten sie eine Woche vor ihrem Verschwinden von ihr gehört, als sie einen Brief von ihr erhielten. Darin hatte nichts gestanden, was darauf hindeutete, dass sie sich in Gefahr befand. Die Eltern hatten versucht, die ungarischen Behörden einzuschalten, um Nachforschungen über das Schicksal ihrer Tochter in der DDR

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