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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ich.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Dann lass uns die Köchin suchen.«
    Auf dem Weg nach draußen nahm mein Vater mir die Lampe aus der Hand und seufzte. »Der Herr möge uns beistehen, Tochter. Gott möge uns beistehen, dass wir nie wieder unserer Wut nachgeben.«
    »Amen«, sagte ich.

14
    Bevor Zalumma sich an jenem Abend zurückzog, spürte ich sie auf und überredete sie, mit in mein kleines Zimmer zu kommen. Ich schloss die Tür hinter uns, sprang auf meine Bettstelle und schlang die Arme um die Knie.
    Aus Zalummas Zöpfen hatten sich noch mehr wilde Locken gelöst, die im Schein der Kerze in ihrer Hand glänzten. Auf ihrem Gesicht lag ein wunderbar unheimliches, flackerndes Leuchten - perfekt für die gruselige Geschichte, die ich hören wollte.
    »Erzähl mir von Messer Iacopo«, säuselte ich. »Vater hat gesagt, sie hätten seine Leiche geschändet. Ich weiß, dass sie ihn hingerichtet haben, aber ich möchte Einzelheiten erfahren.«
    Zalumma weigerte sich. Für gewöhnlich ließ sie sich gern über derlei Dinge aus, doch dieses spezielle Thema beunruhigte sie offenbar sehr. »Die Geschichte ist zu schrecklich für ein Kind.«
    »Alle Erwachsenen wissen darüber Bescheid, und wenn du es mir nicht sagen willst, frage ich einfach Mutter.«
    »Nein«, sagte sie so scharf, dass ihr Atem beinahe die Flamme auslöschte. »Wagt es nicht, sie damit zu behelligen.« Finster stellte sie die Kerze auf meinem Nachttisch ab. »Was wollt Ihr wissen?«
    »Was sie mit Messer Iacopos Leiche gemacht haben . und warum. Er hat Giuliano nicht erstochen . Warum haben sie ihn überhaupt umgebracht?«
    Sie setzte sich auf meinen Bettrand und seufzte. »Nun, auf diese Fragen gibt es mehr als nur eine Antwort. Der alte Iacopo de' Pazzi war der Patriarch des Pazzi-Clans. Er war ein gebildeter Mann, von allen hoch geschätzt. Er war ein Ritter, versteht Ihr, weshalb sie ihn auch Messer nannten. Er hat das Mordkomplott an den Medici-Brüdern nicht geschmiedet. Ich glaube vielmehr, er hat sich überreden lassen, sobald klar war, dass die anderen weitermachen würden, ob mit oder ohne ihn.
    Eure Mutter hat Euch doch erzählt, dass zum Zeitpunkt des Mordes an Giuliano die Glocken im Campanile neben dem Duomo läuteten, oder?«
    »Ja, das hat sie.«
    »Nun, das war das Signal für Messer Iacopo, auf die Piazza della Signoria zu reiten und zu rufen: >Popolo e libertär, um das Volk gegen die Medici aufzuwiegeln. Er hatte fast einhundert gedungene Soldaten aus Perugia, die ihm helfen sollten, den Palazzo della Signoria zu stürmen, und er glaubte fest, die Bürger würden ihn dabei unterstützen. Doch es lief nicht wie geplant. Die Prioren bewarfen ihn und seine Soldaten aus den Fenstern des Palazzo mit Steinen, und das Volk wandte sich gegen ihn und rief: >Palle! Palle !<
    Als er gefangen genommen wurde, hängten sie ihn aus einem Fenster des Palazzo - aus demselben wie zuvor schon Francesco de' Pazzi und Salviati. Aufgrund seiner adeligen Abstammung und der Achtung des Volkes vor ihm gestattete man ihm zunächst, seine Sünden zu beichten und die letzte Ölung zu empfangen. Später wurde er im Familiengrab der Pazzi bei Santa Croce beigesetzt.
    Doch ein Gerücht ging um, Iacopo habe noch vor seinem Tod seine Seele dem Teufel befohlen. Die Mönche von Santa Croce bekamen es mit der Angst zu tun und exhumierten die Leiche, um sie vor den Stadtmauern in un-geweihter Erde neuerlich zu begraben. Dann haben ein paar junge Rüpel die Leiche wieder ausgegraben, als Messer Iacopo schon drei Wochen tot war.
    Man hatte ihn mit der Schlinge um den Hals beigesetzt, und die jungen Männer schleiften seine Leiche an diesem Seil quer durch die Stadt.« Zalumma schloss die Augen und schüttelte bei der Erinnerung daran den Kopf. »Sie verspotteten ihn tagelang, als wäre seine Leiche eine Puppe. Sie brachten ihn zu seinem Palazzo und hämmerten mit seinem Kopf an die Tür, als würde er um Einlass bitten. Ich . « Sie verstummte und schlug die Augen auf, ohne mich jedoch wahrzunehmen.
    »Ich habe ihn und diese Rüpel einmal gesehen, als ich vom Markt zurückkam. Sie hatten die Leiche an einen Brunnen gelehnt und sprachen mit ihr. >Guten Tag, Messer Iacopo!< - >Bitte, geht doch vorbei, Messer Iacopo.< ->Und wie geht es Eurer Familie heute, Messer Iacopo?<
    Dann bewarfen sie den Leichnam mit Steinen. Das Geräusch der dumpfen Aufschläge war einfach nur schrecklich. Es hatte vier Tage lang geregnet, während er unter der Erde gelegen hatte, und er war

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