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Kalte Stille - Kalte Stille

Titel: Kalte Stille - Kalte Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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konnte das um diese Uhrzeit sein?
    Marenburg unterdrückte ein Gähnen und schlurfte zurück in den Flur. Vielleicht wäre es besser, wenn er sich ein oder zwei Stunden Schlaf gönnte und sich dann noch einmal die Akte vornahm. Manchmal half ein wenig Distanz, um auf andere Gedanken zu kommen. Vielleicht würde ihm dann etwas auffallen, das er bisher übersehen hatte.
    Als er die Tür öffnete, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen.
    »Hol mich der Teufel!«
    »Hallo, Rudi«, sagte Norbert Rauh.
    »Was willst du?«
    Rauh sah sich nach allen Seiten um, ehe er antwortete. »Kann ich reinkommen?«

50
    Jan saß in einem der drei Besucherstühle und blätterte in einer Werbebroschüre über das Therapieangebot der Waldklinik. Er wartete jetzt seit einer halben Stunde. Seufzend legte er die Broschüre beiseite und warf erneut einen Blick auf die Uhr an der Wand.
    Carolin Neuhaus, die Sekretärin von Professor Dr. Fleischer, saß hinter ihrem Schreibtisch und tippte mit rasanter Geschwindigkeit ein Diktat in die Computertastatur. Als sie Jans Blick sah, hielt sie inne, nahm die Ohrhörer des Diktiergeräts ab und sah ihn mitleidig an.
    »Tut mir wirklich leid«, sagte sie. »Ich kann mir einfach nicht erklären, wo er steckt. Er wollte gleich wiederkommen.«
    Dasselbe hatte sie schon vor einer Viertelstunde gesagt, nur dass sie ihm diesmal keinen Kaffee anbot.
    Jan musste zu seinen Patienten zurück. Vielleicht war es besser, ein andermal wiederzukommen. Er wollte sich gerade erheben, als Schritte auf dem Gang zu hören waren. Mit gehetztem Gesichtsausdruck stürzte der Professor ins Vorzimmer. Noch im Gehen streifte er seinen Mantel ab.
    »Jan«, sagte er außer Atem. »Entschuldigen Sie die Verspätung. Ich war schon kurz davor, den Kerl von der Brandschutzversicherung zu ermorden. Liebwerks Qualmerei bringt uns noch in Teufels Küche. Und dann noch diese vermaledeite Türklinke …«
    »Ist schon in Ordnung«, entgegnete Jan und folgte Fleischer in sein Büro. »Ich hätte auch später wiederkommen können.«
    »Nein, nein«, wehrte Fleischer ab und bot ihm einen
Platz an. »Das hier ist viel zu wichtig. Immerhin habe ich es Ihnen versprochen.«
    Er suchte eine Aktenmappe aus dem Stapel Unterlagen, die sich vor ihm auf dem riesigen Schreibtisch türmten. Mit einer triumphierenden Geste reichte er Jan die Mappe. »Voilà, Herr Dr. Forstner. Ein unbefristeter Arbeitsvertrag. Fehlt nur noch Ihre Unterschrift.«
    Jan schlug die Mappe auf und überflog die Unterlagen, während Fleischer sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn tupfte.
    »Und? Zufrieden?«, fragte Fleischer.
    »Schon«, versicherte Jan.
    »Aber?«
    »Kein aber. Ich möchte nur nicht, dass Sie meinetwegen Ärger bekommen.«
    »Ach was«, wehrte Fleischer ab. »Kein Grund zur Sorge. Es ist vielleicht nicht den üblichen Dienstweg gegangen, aber der Personalrat hat geschluckt, dass ich die Neubesetzung der Stelle zur Chefsache erklärt habe. Eine neue Festanstellung war fällig, und wem ich dabei den Vorzug gebe, obliegt allein meiner Zuständigkeit. Um ehrlich zu sein, Jan, ich habe das Gefühl, dass ich es Ihrem Vater schuldig bin. Aber das nur unter uns.«
    Er griff in die Innentasche seines Sakkos und reichte Jan einen Füllfederhalter.
    »Also gut«, sagte Jan und setzte seine Unterschrift unter den Vertrag. »Ich bin sehr froh, diese Chance zu bekommen.«
    »Sie haben sie verdient, mein lieber Jan«, versicherte ihm Fleischer und nahm die Mappe wieder an sich. »Ergreifen Sie sie. Blicken Sie in die Zukunft und schließen Sie endlich mit der Vergangenheit ab.«
    Jan spürte, wie ihm mulmig wurde. Unsicher schaute
er auf die Mappe in den Händen des Professors. »Ist das Ihre Bedingung für unseren Vertrag?«
    Fleischer sah ihn eine Weile an. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Ich sage das nur in Ihrem eigenen Interesse. Hören Sie auf den alten Freund Ihres Vaters.«
    Jan nickte. »Das werde ich.«
    Mit dem Blick eines kleinen Jungen, der gerade einen Streich ausheckt, legte Fleischer die Mappe mit dem Vertrag vor sich ab und öffnete eine Schublade seines Schreibtischs. »Ich weiß, es ist noch früh am Tag, und Alkohol im Dienst ist untersagt, aber ich denke, wir sollten dieses besondere …«
    Weiter kam er nicht. Ohne anzuklopfen platzte Carolin Neuhaus in das Büro.
    »Dr. Forstner«, stieß sie hervor. »Sie müssen sofort nach Hause kommen!«
    Jan schnellte aus seinem Stuhl hoch. »Was ist passiert?«
    »Ein

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