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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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werden. Wissen Sie, wo sie steckt?«
    »Nein«, sagte Landry. »Hören Sie, ich muss jetzt ins Krankenhaus, um Lisbeth Perkins zu vernehmen«, fuhr er fort. »Jemand hat sie letzte Nacht brutal zusammengeschlagen.«
    »Weiß sie, wer?«, fragte Dugan.
    »Sie werden der Erste sein, der es erfährt.«
    Er klappte das Handy zu und ging wieder hinein, um Lisbeth Perkins Aussage aufzunehmen.

44
    Eine praktische Ärztin, die kompetent und einfühlsam war, untersuchte Lisbeth und machte den Vergewaltigungstest, ohne etwas zu finden. Landry erlaubte mir zu bleiben, während er das Mädchen befragte - er wäre mich ohnehin nicht losgeworden. Ich hörte mir ihre Geschichte zum zweiten Mal an und dachte, dass sie eins der schrecklichsten Erlebnisse hinter sich hatte, die ich mir vorstellen konnte: blind, hilflos, vollständig einem skrupellosen, gesichtslosen Teufel ausgeliefert.
    Körperlich würde Lisbeth wieder in Ordnung kommen. Das Blut in ihren Augen würde im Lauf der nächsten Tage verschwinden. Die Schwellung in ihrem Hals würde zurückgehen. Sie bekam eine hohe Dosis von einem Breitbandantibiotikum, um etwaige Infektionen abzuwehren, die sich durch das schmutzige, stehende Sumpfwasser in ihren Lungen eingenistet haben konnten. Psychisch war sie wesentlich schlimmer dran.

    Sie starrte auf das Armaturenbrett, als wir vom Krankenhaus zur Farm fuhren, sagte nichts und saß so still, als wäre sie in eine Bewegungsstarre verfallen. Ich ließ sie in Ruhe. Das Letzte, was sie gebrauchen konnte, war ein aufmunterndes »Kopf hoch« und wie glücklich sie sich schätzen könne, noch am Leben zu sein. Am Leben zu sein kam ihr wahrscheinlich gerade nicht so großartig vor.
    Da ich das alles selbst durchgemacht hatte, wusste ich, dass ich besser den Mund hielt. Leute, denen nie etwas Schlimmeres widerfahren war als eine Kopfgrippe, waren immer die mit den Genesungskartenplattitüden und den schlauen Sprüchen. Hätte ich jedes Mal, wenn ich einen von ihnen zum Teufel wünschte, einen Dollar bekommen, hätte ich das Trump-Imperium dreimal aufkaufen können.
    Sean ritt gerade auf D’Artagnan, als wir in die Einfahrt bogen. Er besaß den festen Sitz und die perfekte Oberkörperhaltung, die man durch jahrelanges Training mit deutschen Meisterreitern entwickelte. Er und der Braune waren eins und schienen bei ihrem federnden Trott über die Diagonale der Arena kaum den Boden zu berühren.
    Ich wünschte, ich könnte bei ihm da draußen sein, wo die ganze Welt in den Hintergrund trat, während man sich auf jeden Schritt des Pferds unter sich konzentrierte. In unserem Sport ist kein Raum für ablenkende Gedanken. In vollkommenen Augenblicken gibt es überhaupt kein bewusstes Denken, nur die Einheit mit dem Tier, pures Sein, den Austausch reiner Energie. Es gibt keinen Prozess, nichts von Idee, Plan, Ausführung, Reaktion, Resultat. Es gibt nur Absicht und Verwirklichung.
    Was für ein Jammer, dass das übrige Leben selten so etwas bereithält.

    Ich parkte vor meinem Häuschen, ging um den Wagen herum und öffnete Lisbeths Tür - andernfalls, so befürchtete ich, wäre sie vielleicht endlos sitzen geblieben und hätte ins Leere gestarrt.
    »Komm jetzt, Kleine«, sagte ich. »Dann wollen wir dich mal unterbringen.«
    Ich musste ihr eine Hand auf die Schulter legen und sie anschieben, damit sie nicht einfach stehen blieb und zu einer Rasenverzierung wurde. Im Haus brachte ich sie ins Gästezimmer und zeigte ihr, wie die Dusche funktionierte. Während sie duschte, legte ich ihr eine Trainingshose und ein T-Shirt von mir zurecht, dann ging ich in die Küche und machte eine Suppe heiß.
    Elena Estes, Hausfrauen-Göttin.
    Niemand, der mich kannte, wäre je auf die Idee gekommen - und genauso wollte ich es haben -, aber ich besaß durchaus so etwas wie eine mütterliche Ader.
    Die Eigenschaft war nicht vererbt. Meine leibliche Mutter hatte mich meistbietend verkauft, ehe ich überhaupt auf der Welt gewesen war, und ich hatte es auch nicht durch das Beispiel Helens, meiner Adoptivmutter, gelernt.
    Ich hatte es wohl durch Verlangen und Wunsch gelernt. Indem ich mir vorstellte, wie ich sein wollte und wie ich nicht sein wollte, wenn ich eigene Kinder hätte.
    Wir wollten drei haben, Bennett und ich. Einen Jungen, ein Mädchen und eins obendrauf. Ich war überglücklich gewesen bei der Vorstellung und hatte mir im Geiste all die Dinge ausgemalt, die wir als Familie zusammen unternehmen würden.
    Doch dann gab es nie eine Heirat, nie ein Baby,

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