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Kampf für Freiheit

Kampf für Freiheit

Titel: Kampf für Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Er schob Marcus zu dem Schemel, drehte sich dann um, schnipste mit den Fingern und deutete auf einen der anderen Jungen. »Bracus! Du bist heute Morgen für die Herdfeuer zuständig. Holz aufstapeln und anzünden. Und du, Acer, gehst Amatus holen.«
    »Amatus? Den Ausbilder?« Der Junge schaute furchtsam.
    Brixus zog ironisch eine Augenbraue hoch. »Kennst du einen anderen Amatus? Nein? Dann geh endlich!«
    Marcus ließ sich vorsichtig auf den Schemel nieder und zuckte zusammen, als der Schmerz ihm durch die Seite fuhr. Er atmete so flach, wie er konnte, bis das Stechen vergangen war. Dann kehrten seine Gedanken zum Vorabend zurück. Das Letzte, was er von dem Kampf mit Ferax noch wusste, war, dass der auf ihn einschlug, während er versuchte, sich am Boden zusammenzukauern und sich vor den Hieben zu schützen. Dann war alles dunkel geblieben, bis er mitten in der Nacht aufwachte und Pelleneus ihm mit einem feuchten Tuch das Gesicht abwischte, während Phyrus im Hintergrund hockte und ängstlich schaute. Der schwache Schein einer Fackel beleuchtete den großen Mann, während er murmelte: »Es ist meine Schuld. Ich hätte besser auf ihn aufpassen müssen.«
    Pelleneus schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich. Du hättest das hier nicht verhindern können.«
    Als Marcus sich regte und vor Schmerzen stöhnte, beugte sich Pelleneus vor: »Wer war das? Sag’s uns, Marcus.«
    Marcus schüttelte den Kopf.
    »Es war der Kelte, stimmt’s?«
    Marcus antwortete nicht.
    »Dachte ich es mir doch.« Pelleneus nickte. »Nun, das lasse ich ihm nicht durchgehen. Den knöpfe ich mir vor.«
    »Nein«, krächzte Marcus. »Überlass ihn mir. Ich kriege meine eigene Rache.«
    »Meinst du?« Pelleneus schaute auf seine Verletzungen. »Beim nächsten Mal bringt er dich um.«
    »Er hat recht«, unterbrach sie eine Stimme. Sie schauten zu dem Spartaner, der ganz in der Nähe stand. »Der Junge muss seine eigenen Schlachten schlagen, wenn er ein Mann werden will.«
    Pelleneus wandte sich zu ihm. »Der nächste Kampf bringt ihn um, Spartaner. Also überlasse das Philosophieren besser uns Athenern, he?«
    Der Spartaner zuckte die Schultern. »Der Junge weiß, dass das, was ich sage, stimmt. Das hier ist sein Kampf, und du hast nicht das Recht, ihm den wegzunehmen.« Er richtete seine dunklen, durchdringenden Augen auf Marcus. »Ich kenne deine Gedanken, mein Junge. In deinen Adern fließt Kämpferblut. Du darfst keine Schande über dich kommen lassen, indem du diesem Kampf aus dem Weg gehst.«
    »Das habe ich nicht vor.« Marcus nickte und schloss die Augen wieder. »Ich werde ihn schlagen.«
    Pelleneus seufzte frustriert. »Das ist deine Sache, Marcus. Und vielen Dank, Spartaner. Du bist hilfreich wie immer …«
    Als der Morgen hereinbrach, hatte Marcus eine Weile gebraucht, um wieder auf die Beine zu kommen. Jede Bewegung bereitete ihm Höllenqualen, als er sich vom Zellenblock zur Küche schleppte. Nun schaute er über die Arbeitsflächen hinweg zu Ferax und dessen Freunden, die miteinander herumalberten, während sie die großen Kessel mit geschroteter Gerste, Öl, Salz und Schmalz füllten. Er verspürte wütende Rachgier. Ganz gleich, was geschah, er würde Ferax wieder entgegentreten. Aber beim nächsten Mal würde er besser vorbereitet sein. Er würde stärker sein und hätte gut kämpfen gelernt. Wenn es so weit war, würde Marcus dem Kelten eine Lektion erteilen, die er so schnell nicht wieder vergessen sollte. Da schaute Ferax auf und blickte zu ihm. Die beiden Jungen starrten einander an. Dann zwinkerte Ferax und verzog das Gesicht in spöttisch gespieltem Mitleid.
    Marcus merkte, dass Wut und Hass wie eine schreckliche Welle durch seinen Körper strömten. Seine Rachsucht übertraf sogar noch seinen Hass auf Decimus, der die eigentliche Ursache für seine missliche Lage war.
    Amatus trat in die Küche, schaute sich nach Brixus um und kam dann mit großen Schritten zu ihm. »Du hast nach mir gerufen?«
    »Ja, es geht um diesen Jungen hier.« Brixus deutete mit einem Nicken auf Marcus. »Jemand hat ihn schrecklich zugerichtet. Ich glaube nicht, dass er in der Lage ist, heute zu trainieren, und ich dachte, dass solltet Ihr wissen.«
    »Zugerichtet?« Amatus kam zu Marcus herüber, schaute ihn an und bemerkte die Verletzungen. »Wer hat dir das angetan, mein Junge?«
    »Niemand«, antwortete Marcus leise und blickte dem Ausbilder trotzig in die Augen.
    Aus dem Augenwinkel konnte er ausmachen, dass Ferax sie sehr genau beobachtete.

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