Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)
einem verwunderten Blick. »Schlafen Maschinen?« Er öffnete ein Fach neben den Indikatoren, und eine kleine Schalttafel kam zum Vorschein.
Es krachte so laut, dass Dominique zusammenzuckte und befürchtete, das Haus könnte einstürzen.
Der Alte betätigte die Kontrollen der Schalttafel. »Vielleicht wären die Eisenmänner tatsächlich imstande, sich Zugang zu verschaffen. Aber gleich sind wir weg.«
Dominique hörte ein leises Summen, das seinen Ursprung unter dem Haus zu haben schien, zu einem kurzen Schrillen wurde und dann Stille wich. Etwas berührte ihr Selbst wie eine sanfte, zärtliche Hand – auf diese Weise hatte sie schon einmal empfunden, in der Nähe von Mutter Rrirk.
Tarweder seufzte erleichtert. »Wir sind in der sicheren Zone.« Er klopfte an die Wand neben den Indikatoren, und eine Tür bildete sich dort und schwang auf. Kühle Luft strömte ihnen entgegen, und Dominique bemerkte ein seltsames Licht, das Erinnerungen weckte. Neugierig folgte sie Tarweder nach draußen.
Das Haus stand auf einer im Nichts schwebenden Plattform, umgeben von zahllosen großen und kleinen silbernen Kugeln. Zwischen diesen Sphären – jede von ihnen war ein Universum, wie Dominique wusste – glitzerte und schimmerte es, ohne zu blenden. Bei genauem Hinsehen, und wenn man wusste, wonach es Ausschau zu halten galt, konnte man zarte, fadenartige Strukturen zwischen den Kugeln erkennen, vergleichbar mit denen, die im Transraum von Dominiques Kosmos alles miteinander verbanden.
»Dies ist das Plurial«, sagte sie erstaunt, trat zum Rand der Plattform und beobachtete die vielen Kugeln, die langsam umherschwebten, wie in einem trägen Tanz. Manchmal berührten sie sich, trieben dann wieder auseinander. »Mutter Rrirk hat es mir gezeigt. Woher stammt das Haus, Tarweder?« Als sie keine Antwort bekam, drehte sie sich um.
Der Alte ging langsam um sein Haus herum und sah sich den angerichteten Schaden an. Es war jetzt nicht mehr kastenförmig. Oben hatte sich ein Buckel gebildet, und dünne Gebilde ragten daraus hervor, wie Antennen, die zu versuchen schienen, die dahindriftenden Universumskugeln zu erreichen. Die Wände wiesen jetzt etwas auf, das nach einer Maserung aussah oder nach einem Kapillarsystem, erfüllt von Lichtern, die zusammen mit denen des Plurials pulsierten.
Tarweder wirkte an diesem Ort weniger alt und nicht so gebrechlich wie auf der Welt, die sie verlassen hatten. Er blieb neben einer besonders tiefen Delle stehen, und Dominique stellte fest, dass die Wand trotz ihres organischen Erscheinungsbilds aus einem Kompositmaterial bestand.
»Das muss ein sehr kräftiger Schlag gewesen sein«, sagte Dominique.
»Ich fürchte, es wäre den Eisenmännern wirklich gelungen, ins Haus einzudringen«, erwiderte Tarweder besorgt. »Obwohl es angeblich absolut sicher ist. Das hat Davvon jedenfalls behauptet.«
»Weißt du, was es mit diesem Ort auf sich hat?«, fragte Dominique.
Tarweder wandte sich ihr zu. »Ich sehe das Licht in deinen Augen, junge Dame, und es sagt mir, dass du ihn kennst.« Er seufzte erneut. »Wie seltsam, weise zu sein und Weiser genannt zu werden, und dann einer Person zu begegnen, die trotz ihrer Jugend so viel weiß. Nun, was du eben ›Plurial‹ genannt hast, ist ein Ort über allen anderen Orten und abseits der Zeit. So hat man über ihn gesprochen, im Zweiten Dominium. Man könnte es auch folgendermaßen ausdrücken: Er befindet sich jenseits der uns bekannten Dimensionen, und die Kugeln … Es sind Welten voller Welten.«
»Hast du jemals etwas von den Kantaki gehört, Tarweder? Von intelligenten insektoiden Geschöpfen, die Gottesanbeterinnen ähneln?« Dominique fügte ihren Worten eine Beschreibung hinzu.
Der Alte schüttelte langsam den Kopf. »Nein, solche Wesen kenne ich nicht. Und bei der Suche nach den Elementen bin ich weit in den Dominien herumgekommen.«
Dieser Hinweis forderte eine weitere Frage heraus, aber etwas anderes erschien Dominique wichtiger. »Woher stammt dein Haus? Und wer ist Davvon?«
»Das Haus stammt aus dem Zweiten Dominium. Ich habe es von Davvon bekommen, einem Produktiven Träumer, als Lohn für die Antwort auf eine Frage, die ihn seit vielen Jahren beschäftigte.«
Dominique wollte sich eigentlich nicht ablenken lassen, aber sie wurde neugierig. »Was hat er dich gefragt?«
»Seine Frage lautete: Welchen Unterschied gibt es zwischen Traum und Realität?«
»Und was hast du geantwortet?«
Ein Lächeln huschte über Tarweders Lippen, und dann
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