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Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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wissen?“
    „Gibt es eine Chance, mit Big Tin zu reden?“
    Ich weiß nicht, was mir eingefallen ist, ausgerechnet sie zu fragen. Sie schauen mich groß an.
    Vesna kommt zurück.
    „Wo warst du?“, zische ich ihr zu.
    „Ich habe geglaubt, ich habe Hoffmann gesehen.“
    „Warum nicht? Das ist die beste Bar der Stadt.“
    „Habe mich offenbar getäuscht. „Vielleicht, habe ich mir gedacht, hat er auch reden wollen mit der Wachtruppe.“
    „Da braucht er sie im Hotel nur zu sich zu bestellen.“
    „Informell, du verstehst.“
    „Was ist jetzt?“, mischt sich Silberanker ein. „Warum willst du mit Big Tin reden?“
    „Um die Wahrheit herauszufinden.“
    Die drei finden mich offenbar sehr lustig.
    Ich sehe sie so spöttisch wie möglich an. „Okay, wir haben mit dem Golden Sand zu tun. Wir sind weiß. Und wir sind Frauen. Sonst noch was? Übrigens: Interessiert sich Big Tin für Voodoo?“
    Sie sehen mich überrascht an. „Ganz sicher nicht. Mit so etwas haben wir nichts zu tun, wir glauben an uns selbst, nicht an solches Zeug. Big Tin hat über den Hokuspokus immer nur gelacht.“
    „Puppen mit Nadeln im Herz?“
    „Das ist was für alte Weiber und für Touristen und für eingerauchte Rastas. Was hat das mit Big Tin zu tun?“
    Alles wissen sie also doch noch nicht.
    „Damit ist total klar, dass Big Tin nicht der Mörder war“, sagt der Dritte im Bund, nachdem ich sie über die geheimnisvolle Voodoo-Puppe aufgeklärt habe. „Dann war es einer von den amerikanischen Schwuchteln, was wir schon immer gesagt haben.“
    „Oder es hatten zwei unabhängig voneinander Interesse daran, dass Angela la Croix stirbt.“
    Ich weiß nicht, wahrscheinlich ist es eine Falle. Aber die Typen der Wachmannschaft haben uns eine Möglichkeit beschrieben, tatsächlich zu einem Gespräch mit Big Tin zu kommen. Vielleicht. Falls er mit uns redet.
    Als wir gegen Mitternacht zum Auto gehen, ist der Himmel sohell, dass man jedes Wölkchen sehen kann. American Night, fällt mir ein, die alte Hollywoodmethode für angebliche Nachtaufnahmen – bloß ein Filter, der vor das Tageslicht gelegt worden ist. Die Luft ist lau, ich drehe mich sicherheitshalber noch einmal um. Aber nichts verfolgt uns, abgesehen von einem spöttischen Calypsosong.
    Who, man, made this guy so fat
,
    Who, man, gave him the big car
,
    Who, man, made him so white
,
    That no longer he is no brother?
    When, man, he checks out, that money nobody can eat
,
    When, man, he checks out, that love nobody can buy
,
    But forget it, man, still he is president
.
    Who man

    Ein strahlender Inselvormittag. Wir kurven durch die Town Heights, das Nobelviertel von Oldtown. Eine alte, weiße Villa mit holzgeschnitzter Veranda, die rund um den ersten Stock führt. Palmwedel im Wind. Zwei neuere Bauten, fast zur Gänze abgeschirmt durch rosa-orange-pink leuchtend blühende Bougainvillea-Hecken. Ein Herrenhaus aus Stein, vor dem die kubanische Flagge weht. St. Jacobs beherbergt nur wenige Botschaften, es ist für die meisten Staaten zu klein, als dass sich der Aufwand lohnen würde. Atemberaubender Blick auf die Bucht von Oldtown und den Pier. Drei Fischerboote kommen herein, begleitet von Möwen und Pelikanen.
    Ganz oben am Hügel das Haus, das Minister la Croix gehören muss. Ein imposanter Neubau. Ich weiß nicht, wie viel Minister hier verdienen, aber auch in Österreich würde so eine Villa das eine oder andere Bestechungsgerücht nähren. Vesna deutet auf den Garten hinter dem Haus. Ein Schwarzer in kurzen Hosen wäscht hinge-bungsvoll einen Mercedes Sportcoupé. Das wird wohl nicht Angelas Vater sein. Ich habe ihn in der Zeitung gesehen: Eine distinguierte, elegante Erscheinung. Ein Vorzeigemann dafür, wie weit es auch Menschen dunklerer Hautfarbe bringen können – vorausgesetzt, sie gehören zum Inseladel und haben die richtigen Verbindungen.
    Ich habe keine Ahnung, wie wir zu ihm vordringen sollen. Ich weiß auch nicht, ob ich es will. Aber ansehen sollte man sich seinenumstrittenen Besitz schon einmal. Außerdem: Vielleicht findet sich ja hier das „Fleisch“, das meinem Chefredakteur eine Story schmackhaft machen würde. Wäre eine gute Sache, zumal ich heute vielleicht mehr Geld ausgeben werde als geplant. Um vierzehn Uhr sollen wir bei der Mülldeponie einen weißen Wachebeamten treffen, der uns sagen kann, wie wir zu Big Tin kommen. Die Aktion ist Wahnsinn, aber trotzdem oder gerade deswegen werde ich Thomas nichts davon erzählen. Wie heißt es so schön?

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