Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi
gescheitert ist, Querulanten gibt es leider überall, hat man die Genehmigung erteilt. Bevor Sie mich auch das noch fragen: Das Hotel ist auf zehn Jahre steuerfrei gestellt, ansonsten hätten wir wohl kaum den Zuschlag bekommen. Außerdem ist deutlich wichtiger, dass der Tourismus auflebt, und: Es wurden hundertsechzehn Arbeitsplätze geschaffen.“
Klingt alles so, als gebühre ihm ein Orden. Ich frage nicht nach, was die Angestellten verdienen. Wenn Angela la Croix von Bestechungen gewusst hat, dann hat sie ihr Wissen mit ins Leichenschauhaus genommen. Das könnte einigen sehr recht sein.
„Tja …“, sage ich und stehe langsam von der Ledergarnitur auf. „Wir wollen Ihre Zeit nicht mehr länger …“
Auch la Croix ist aufgestanden.
„Hat man übrigens schon einen Verdacht, wer Ihre Tochter …“
„Man hat einen jungen Mann festgenommen. Er soll sie im Zorn über eine geplante Kündigung … Schlimm, aber so wird es wohl gewesen sein, ich bin mir ganz sicher, der Täter ist gefasst, es macht meine Tochter nicht mehr lebendig, aber es ist ein Trost: Unsere Justiz arbeitet gut. Auch wenn Hoffmann meint, er sei nicht so sicher … Sie werden wahrscheinlich ohnehin mit ihm darüber reden, er fürchtet eine Drogenangelegenheit, in die einer seiner Mitarbeiter verstrickt sein soll. Ich kann es mir nicht vorstellen, angeblich hat meine Tochter ihn besser gekannt, als ich wusste. Aber sie war sehr schön, da gibt es solche Gerüchte häufig. Angela hat gewusst, welche Männer zu ihr passen. Er ist der Sohn einer Strandbarbesitzerin. Eine angesehene Frau, trotzdem … Wie auch immer, über ihn sollte ich nicht nachdenken, der Täter ist gefasst. Und nur um keine falschen Vorstellungen aufkommen zu lassen: In Wirklichkeit haben wir hier kein Drogenproblem. Oder jedenfalls ein geringeres als in Teilen Europas.“
„La Croix ist ein überhebliches Arschloch und wahrscheinlich korrupt, aber er trauert um seine Tochter“, fasse ich das Gespräch Vesna gegenüber zusammen. Sie verlangt Details, aber mich interessiert vor allem eines: Woher kennt Hoffmann das Drogengerücht? Sieht ganz so aus, als hätte der Reporter doch einen direkten Draht zu ihm. Oder es gibt jemanden im Polizeiapparat, der plaudert. Soll auch anderswo schon vorgekommen sein. Jedenfalls muss man Thomas vor der nächsten Ausgabe der „St. Jack’s Weekly“ warnen.
[ 11. ]
Eigentlich wollte ich Bata eine Nachricht hinterlassen – für alle Fälle. So etwas in der Art: Wenn wir uns bis sechzehn Uhr nicht melden, holt bitte die Polizei und fahrt mit ihr zur Mülldeponie. Aber wir haben zu viel Zeit bei la Croix verbracht. Und dann stellt sich auf der Straße auch noch ein alter, übervoll mit Getränkekisten beladener Laster quer. Wir können unmöglich an ihm vorbei.
Vesna hupt. Die Menschen rundum sehen uns irritiert an. Wenn es nicht weitergeht, dann wartet man eben. Eine braune, kurzhaarige Hündin mit schlaffen Zitzen legt sich in den Schatten unseres Autos. Hinter uns steht ein brandneuer bulliger Chrysler. Der Fahrer ist ausgestiegen und plaudert mit einem jungen Mann, der an einer Hausecke lehnt. Es dauert und dauert. Dann endlich kommt einer im Mechanikeroverall, weitere zehn Minuten, der Getränke-Lkw springt wieder an, alle fahren weiter.
Ich kurve, so schnell es geht, durch die Stadt, kann gerade noch für zwei junge Hühner bremsen, dann sind wir Richtung Westen unterwegs. Vesna glaubt zu wissen, wo die Deponie liegt. Sie war mit den Ökos dort. Man sehe einen Palmenwald und man sehe Rauch, meistens sehe man den Rauch zuerst, erzählt sie.
So ist es auch heute. Die Landschaft rundum ist idyllisch, sanfte Hügel hin zum Meer, das Haus aber, das am Straßenrand steht, ist halb verfallen. Hier wohnt keiner mehr. Wir biegen ab, der Rauch wird dichter, er beißt trotz der geschlossenen Autofenster in den Augen. Wir blinzeln und erspähen an der Küste einen Palmenwald. Palme neben Palme, aber wie im Nebel, die Abgase verändern dieFarben. Als wir noch näher kommen, sehen die Palmen aus wie giftige Riesenpilze.
Das rote Häuschen. Hier sollen wir warten. Vesna sieht mich an. Da ist niemand.
„Wir dürfen auf keinen Fall aussteigen“, sage ich. „Wenn das eine Falle ist … Wir müssen das Auto wenden, damit wir sofort davonfahren können.“
Vesna nickt. Ich reversiere.
„Weiter unten verbrennen sie die Abfälle. Da sind Männer, die Mist in das Feuer werfen.“
„Dass das jemand aushält …“
„Sie haben Ökos mit
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