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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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rein.
    Ackers rollte sich gerade noch ab. Alles tat ihm weh. Er lag auf der Straße und sah einem jugendlichen Straftäter und einer fetten Putzfrau nach, die ihm in einem gelben Polo davonfuhren.
    Marga nahm das Handy. Bevor sie irgendetwas anderes tat, würde sie den Professor über die neue Situation informieren.

54
    Es war völlig dunkel. Tiefschwarz. Uta sah nichts. So dunkel war es auf Thara nur, wenn die dritte Sonne im Sprühwald untergegangen war. Das Beste, was man von so einer Nacht erwarten konnte, war, sie zu überleben. Stumm kauerten die Tschikas im Ata-Käfig wie kleine Fleischklumpen zwischen großen weißen Knochen. Beim Atmen hielten sie sich beide Hände vor den Mund. Selbst ein zu lauter Atemzug konnte das Leben kosten. Nur nicht auffallen. Am besten gar nicht da sein. Den Herzschlag verlangsamen und bewegungslos warten, bis die erste der drei Sonnen wieder aufging.
    In diesen dunklen Nächten schlängelten sich die Congas ins Dorf. Der Käfig aus Ata-Knochen war eine Art Futterstelle für sie. Josch wusste das. Josch hatte Toi gesagt, dass er die Tschikas vor den Congas schützen musste, sonst würden sie seine besten Mädchen holen. Toi hatte den Männern des Dorfes befohlen, den Ata-Käfig zu bewachen und die Congas zu töten. Doch die Männer waren geflohen. Nur Josch war geblieben, mit einer Gabellanze.
    Josch hatte Uta erklärt, dass die Congas dumm waren. Wenn man ihnen die Gabellanze vors Maul hielt, wurden sie irritiert, weil sie nicht wussten, in welches Stück sie zuerst beißen sollten. So konnte Josch sie sich vom Leib halten und sie mit seinem Dolch aufschlitzen.
    Heute Nacht kamen zu viele Congas. Sie hatten die Sümpfe verlassen. Es waren so viele, dass Uta hörte, wie die scharfen Gräser unter ihren schleimigen Körpern knickten.
    Ein Conga bäumte sich vor Josch auf, das gierige Maul angriffslustig aufgerissen. Josch sprang zurück. Der weiße Griff seines Dolches leuchtete in der Nacht. Er grub die Klinge tief in den Congakörper und drehte sie um. Das schwarze Blut spritzte weit. Josch schloss die Augen, denn er wusste, dass es blind machen konnte. Dann lief er um den Ata-Käfig herum und malte Zeichen in die schwarze Nacht.
    Er bat alle Tschikas, ihm nachzusprechen: «Tscho-Ku-Re!»
    Nur dann wirkte der Schutzkreis, den er zog.
    «Tscho-Ku-Re! Tscho-Ku-Re!»
    Sie trauten sich nicht. Sie fürchteten, ein Geräusch zu machen.
    Josch beschwor die Mädchen. «Der Schutzkreis hat keine Wirkung, wenn ihr die Worte nicht aussprecht!»
    Uta biss die Zähne aufeinander. Ihr Kiefer schmerzte. Sie presste die Luft in die Lunge zurück. Nicht atmen! Nicht atmen! Sie dachte die Beschwörungsformel nur. Tscho-Ku-Re! Tscho-Ku-Re! Tscho-Ku-Re! Sie glaubte an die Kraft der Gedanken.
    Dann legte Josch einen Ring aus Feuer um den Ata-Käfig herum. Jetzt verstand Uta. Der Schutzkreis galt nicht den Congas. Sie waren Wesen der Sümpfe. Gegen sie war der Zauber wirkungslos. Der Schutzkreis sollte das Feuer vom Käfig fern halten.
    Uta schloss die Augen. Sie konnte das schmerzerfüllte Zischen der ersten Congas hören, deren Körper von den Flammen geröstet wurden. Sie mussten furchtbar hungrig sein. Sonst kamen sie dem Dorf nicht so nahe. Sie fürchteten die Flammen wie ein Fisch den Wüstensand. Sie waren Wesen der Dunkelheit und ihre Augen konnten das Licht nicht ertragen.
    Die Congas flohen zurück in die Sümpfe. Doch das Feuer blieb. Jetzt, als die Flammen hochschlugen, schrien alle Tschikas im Käfig: «Tscho-Ku-Re! Tscho-Ku-Re! Tscho-Ku-Re!»
    Zwischen den hochlodernden Flammen und dem Ata-Käfig stand Josch. Er drückte seinen Rücken gegen die von der Sonne gebleichten Ata-Knochen. Das Feuer machte knapp einen Schritt vor Josch Halt. Die Flammen respektierten seinen Schutzkreis.
    Das Brüllen der Tschikas wurde immer lauter. «Tscho-Ku-Re! Tscho-Ku-Re! Tscho-Ku-Re!»
    Uta presste sich von hinten an Josch. Sie drückte sich gegen die rauen Ata-Knochen, die sie trennten. Dabei kreischte sie: «Tscho-Ku-Re! Tscho-Ku-Re! Tscho-Ku-Re!», und krallte sich in die Kleidung von Josch.
    Vivien fühlte nicht den groben Stoff, gewebt aus Ata-Fell, sondern Satin. Sie rieb den feinen kühlen Stoff zwischen den Fingerspitzen und spürte, dass sie auf Schaumstoff lag, überzogen mit Cord. Zwischen ihrem Rücken und dem Cordüberzug war knisternde elektrische Hitze entstanden. Von oben kühlte sie der Satinstoff.
    Sie bewegte die Zehen. Der linke Fuß war schön kühl und baumelte im Freien. Mit dem

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