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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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rechten fühlte sie Satin. Die Füße steckten nicht in gegerbtem Ata-Leder. Sie rieb mit der Hacke gegen die Unterlage. Das waren nicht Utas dicke Hornhautklumpen. Utas Füße waren übersät mit feinen Rissen, Blasen und Schorf. Dies hier waren Viviens Füße, gewöhnt an italienische Lederschuhe, Größe neununddreißg.
    Ich bin also in einer Rückführung, dachte sie. Ich sitze nicht wirklich im Ata-Käfig. Er könnte mich rausholen.
    Sie sprach ihn an. «Professor?»
    «Ja, Uta?»
    «Wo bin ich?»
    «Du bist auf Thara. Als Gefangene im Ata-Käfig.»
    «Nein, ich meine, wo bin ich wirklich?»
    «Wir sind in der Wohnung von Sina Berger. Hier sind wir sicher. Sina ist eine Expatientin. Die Wohnung ist über einer Pizzeria. Die machen herrliche Spaghetti. Ich weiß doch, welchen Hunger du nach jeder Rückführung hast.»
    «Kann ich jetzt wieder rausgehen? Können wir aufhören?»
    «Nein, bitte bleib noch. Du bist sehr tief gegangen. Ungewöhnlich tief. Lass uns diesen Zustand ausnutzen. Kannst du noch?»
    «Ja, ein bisschen.»
    «Geh raus aus dem Leben von Uta. Du musst nicht länger im Ata-Käfig bleiben. Deine Seele ist jetzt in einem Zustand, in dem du dich frei in Zeit und Raum bewegen kannst. Du kannst dich an alles erinnern, was jemals mit dir geschah. Was war mit dir, bevor du Uta wurdest? Erzähl mir davon.»
    Als würde Vivien beim Fernsehen mit der Fernbedienung in ein anderes Programm switchen, schaute sie augenblicklich in die roten Augen von Toi. Es waren typische Hillruc-Augen. Ein schwarzer Strich teilte die Pupillen in zwei Hälften. Dieser schwarze Strich konnte sich blitzartig öffnen. Dann klappten die Pupillen nach oben und unten weg. Das Auge unter dem Auge sah aus wie eine frische Wunde, in der es von Maden wimmelte. Das war ihr Jagdauge. Damit konnten sie Wärme sehen.
    Plötzlich begriff Vivien den Satz, man könne jemandem ins Herz sehen, ganz neu, denn sie konnte es auch. Sie war jetzt ein Hillruc. Durch den Körper hindurch konnte sie mit ihrem Jagdauge das warme Herz schlagen sehen.
    «Wer bist du?», fragte Professor Ullrich.
    «Ich bin Lin. Toi ist bei mir. Er ist jünger. Ich bin seine Frau.»
    «Liebst du ihn?»
    «Was meinst du damit?»
    «Du weißt doch, was Liebe ist.»
    «Ja, als Mensch. Aber jetzt bin ich kein Mensch, jetzt bin ich Lin. Toi ist stark, er ist der stärkste Hillruc-Fürst. Toi holt sich, was er haben will. Toi ist gierig.»
    Sie begann auf dem Bett herumzuwühlen und tastete ihren Körper ab. Die rechte Hand fuhr zwischen ihre Beine. Mit der linken griff sie sich an die Brust. Sie packte fest zu. Für Professor Ullrich sah es aus, als müsse es wehtun.
    «Ja, gierig ist er! Gierig!»
    «Du sagst das mit solcher Bewunderung.»
    «Ja. Ich mag es.»
    «Wie bist du seine Frau geworden?»
    «Er hat mich gepackt und mir gesagt: Ich will dich.»
    «Und du? Wolltest du auch? Was hast du geantwortet?»
    Sie lachte und knetete ihre Brust noch heftiger als vorher. «Das ist ihm völlig egal. Ihn interessiert nicht, was andere wollen. Er kennt nur sich.»
    «Er benutzt dich einfach nur?»
    «Ja.»
    «Und das lässt du dir gefallen?»
    «Ich finde es schön, so gewollt zu sein. Er kann alle haben. Aber er will mich.»
    Sie stöhnte. Es hörte sich fast an, als hätte sie Schmerzen. Doch die Bewegung ihrer Hüften sagte Professor Ullrich, dass sie Lust empfand. Er stand kurz davor, gegen sein altes Prinzip zu verstoßen, niemals eine Person während der Rückführung anzufassen. Aber er konnte nicht länger dabei zusehen, wie sehr sich ihre linke Hand in ihre Brust krallte. Sie bog ihren Rücken durch und vollzog nun heftige Stöße mit den Hüften.
    «Was tust du gerade?»
    «Ich … ich reibe mich an ihm.»
    «Ihr habt Sex miteinander?»
    «Ja. Er pumpt mich voll!»
    Sie bog den Kopf in den Nacken und stieß laute Lustschreie aus. Es war Professor Ullrich peinlich. Er befürchtete, Sina Berger könnte es hören und glauben, dass er es mit Vivien trieb.
    «Geh raus aus der Situation Lin. Geh weiter voran in der Zeit. Geh zu einem Tag, an dem etwas Bedeutendes geschieht. Etwas, das dein Leben verändert.»
    Ihr Körper lag augenblicklich still. Ihre Hände hatten etwas Lebloses. Die Linke rutschte herunter und fiel aufs Laken. Die zwischen den Schenkeln eingeklemmte Rechte blieb liegen, wo sie war, doch ihre Hüften bewegten sich nicht mehr. Nur der Bauch hob und senkte sich noch von der Atmung.
    «Was ist, Lin? Was siehst du jetzt?»
    Sie verzog den Mund. «Er will mich

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