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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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sie felsenfest, dass er bei Vivien ist. Was hat diese Göre an sich, dass alles zu ihr hinwill?»
    Wust kaute an seinen Fingernägeln. Ihm war klar, dass er im Polizeidienst nicht alt werden würde. Er fühlte sich all dem überhaupt nicht mehr gewachsen. Stattdessen stellte er sich vor, Grundschullehrer zu werden oder Kindergärtner. Aber im Grunde wollte er gar nichts mehr tun. Wenn diese Sache ausgestanden war, würde er sich eine reiche Witwe suchen und ihr all die Liebe geben, nach der sie dürstete. Er würde ein guter Liebhaber sein, brav, treu und pflegeleicht. Hauptsache, er musste sich nie wieder in solch einer intriganten Institution durchschlagen. Der Apparat erschien ihm übermächtig. Die klaren Strukturen waren zum verworrenen Knäuel geworden, in dem er sich hoffnungslos verfangen hatte. Zu gern hätte er kapituliert, doch er wusste nicht, wo er die Waffen abgeben sollte.
    Van Ecken registrierte, dass alle ihren eigenen Gedanken nachhingen, und das gefiel ihm nicht. Es machte ihn nervös. Er fühlte sich, als hätte man ihm eine psychedelische Droge in den Kaffee gerührt. Statt dem Täter schien er nur den eigenen Schattenseiten näher zu kommen. Am liebsten hätte er den Täter gepackt und genauso in Stücke gerissen wie der seine Opfer …
    Da hatten sie zum ersten Mal wirklich Glück. Marga Vollmers überschritt in Schweinfurt die zulässige Höchstgeschwindigkeit um 24 Stundenkilometer. Der Polo wurde fotografiert und angehalten. Der junge Beamte, Ulf Jäger, stand auf füllige Frauen. Er mochte Riesenbusen und Speckrollen und hatte doch selbst, als dürften diese Wünsche niemals Wirklichkeit werden, eine spindeldürre Frau geheiratet.
    Er brauchte nicht einmal das Nummernschild zu überprüfen, er erkannte sie sofort. Ihr Bild stand ihm noch deutlich vor Augen. Als es eine Viertelstunde zuvor aus dem Fax gekrochen war, hatte er gedacht: Mit der würde ich auch gern mal …
    Jäger ließ sich die Papiere aus dem Wagen reichen und ging damit zu Fischer Zwei, seinem Chef. Der saß breitbeinig und rauchend im Mannschaftswagen und las die Geschwindigkeiten am Monitor ab. Er hatte die Schuhe ausgezogen, weil ihm seit Tagen die Füße brannten und es ihm peinlich war, in die Apotheke zu gehen und ein Mittel gegen Fußpilz zu verlangen.
    Diese Steuerzahler-Abkassiererei war ihm lästig. Er fand es öde, immer wieder am Straßenrand zu stehen und hektische Leute daran zu hindern, pünktlich zur Arbeit zu kommen. Den Glauben daran, dass das die Menschen disziplinieren und Unfälle verhindern könne, hatte er längst verloren. Er wusste, dass diese Maßnahme zur Sanierung des Staatshaushalts beitragen sollte und von den Bürgern als moderne Form der Wegelagerei empfunden wurde. Seit er dem Vorsitzenden seines Angelvereins ein Strafmandat hatte verpassen müssen, hielt er sich lieber im Hintergrund und dachte morgens schon an den Feierabend.
    «Was ist, Milchgesicht? Hast du eine Terroristin gestellt?»
    «Das ist der Polo, nach dem überall gefahndet wird. Und am Steuer sitzt die gesuchte», er schaute auf den Ausweis, «Marga Vollmers. Neben ihr ein Jugendlicher.»
    So hatte Jäger das Gesicht seines Einsatzleiters noch nie gesehen. Es war eine Mischung aus «Willst du mich verarschen?» und «Muss das ausgerechnet in meiner Schicht passieren?».
    «Halt sie hin!», zischte Fischer Zwei. «Ich rufe Verstärkung.»

57
    Gib Gas! Gas, Gas, Gas!», forderte Tom. Marga bedeutete ihm, er solle schweigen.
    Er boxte sie in den Oberarm. «Abhauen! Wir müssen abhauen! Der hat uns erkannt!»
    Sie schüttelte den Kopf. Mit gepresster Stimme sagte sie: «Sei ruhig! Wir werden nicht gesucht.»
    «Wenn wir jetzt nicht abhauen, dann …» Am liebsten hätte er sie aus dem Wagen gestoßen und das Lenkrad übernommen. Er versuchte es sogar, stemmte sich mit beiden Händen gegen sie, doch sie war viel zu schwer.
    «Was soll das?»
    «Der hat uns erkannt!»
    «Woher willst du das denn wissen? Hör auf! Du machst ihn doch erst recht aufmerksam!»
    Sie packte Tom am Ohr, wie ihr sadistischer Deutschlehrer, von dem es immer entschuldigend geheißen hatte, der Russlandfeldzug habe ihn geschafft, es oft mit ihr gemacht hatte. Auf sie hatte er es besonders abgesehen. Er hatte an ihrem Ohr gezogen und es gedreht, bis ihr vor Schmerz die Tränen in die Augen geschossen waren. Nie hatte sie ihm die Genugtuung verschafft, um Gnade zu bitten. Als sie jetzt zupackte, wusste sie, wie weh das tat.
    Tom stoppte sofort. Sie konnte ihn

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